Nichts ist umstrittener in der Gladbacher Politik als die künftige Nutzung des historischen Bahndamms.

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Stadtbahn, Straße, Radweg, alles ist seit dem jüngsten Beschluss weiter möglich. Mit einer Stimme Mehrheit hatte Anfang Oktober der Stadtrat entschieden, auch eine Ortsumgehung als Gladbacher Vorschlag für den künftigen "Landesstraßenbedarfsplan" von NRW anzumelden, hier hatte die Einzelstimme des SPD-Altbürgermeisters Klaus Orth die Entscheidung gebracht.

Der Rat vertagte das von der Verwaltung vorgeschlagene Aus – gegen den Willen von Bürgermeister Frank Stein (SPD) und seines Dezernenten Ragnar Migenda (Grüne). Zwei Wochen später gibt es erneut Neuigkeiten von der historischen Trasse.

Diesmal ist es der Regionalrat Köln, ein wichtiges Gremium an der Bezirksregierung. Am Freitag vergangener Woche tagte das Gremium und beriet zu künftigen Projekten der heimischen Verkehrsinfrastruktur. Lange Listen wurden gewälzt, eine für Straßen und eine zur Schiene, die Region von Köln bis Aachen betreffend.

Kontroverse Debatte in Bergisch Gladbach

Der nach kontroverser Debatte mehrheitlich getroffenen Beschluss kurzgefasst: Sämtliche Vorschläge, die der Regionalrat für mögliche neue Verkehrsplanungen gelistet hat, werden in nächster Zeit von Fachleuten geprüft und auf ihren Nutzen hin bewertet; dies kann man als Machbarkeitsstudien im Kleinen einschätzen. In der Behördensprache hat der Regionalrat mehrheitlich Projektanmeldungen für ein neues NRW-Landesverkehrsmodell beschlossen.

Diese Bewertung betrifft auch die historische Bahndammtrasse und alle ihre möglichen Nutzungen in den kommenden Jahrzehnten. Sowohl auf der Liste des "Landesstraßenbedarfsplans" als auch im "ÖPNV-Bedarfsplan" taucht das Projekt auf, ausgeschlossen wird nichts: Der Bahndamm ist das "doppelte Lottchen" der Gladbacher Verkehrspolitik. Irgendwann wird es Ergebnisse geben, und damit auch eine fundierte Einschätzung zur Wirtschaftlichkeit möglicher Projekte.

Für die Stadt Bergisch Gladbach und ihre Entscheider in Politik und Verwaltung könnte dies eine Information von höchster Bedeutung sein. Der Vorsitzende des Regionalrats kennt den Bahndamm und seine Debatten. Rainer Deppe, der CDU-Politiker aus Overath, steht dem Gremium vor.

Viele Möglichkeiten

In einer persönlichen Pressemitteilung kommentiert der ehemalige Vorsitzende des CDU-Kreistagsfraktion und langjähriger Landtagsabgeordnete die Entscheidung: "Der Bahndamm lebt!" Aus seiner Sicht bleibe der Bahndamm eine "wichtige Option für die Bewältigung des Verkehrs. Nicht nur in Bergisch Gladbach, sondern auch für den gesamten rechtsrheinischen Raum."

In Teilen des Regionalrats sei man sich auch vor der Gladbacher Ratsentscheidung einig gewesen, den Bahndamm auf der Bewertungsliste zu belassen, unabhängig von einem Ja oder Nein der bergischen Metropole. Das Gladbacher Votum unterstütze jetzt das Vorhaben, erklärt Deppe.

Projekt steht auf zwei Listen

Dass der Bahndamm auf beiden Vorschlagslisten stehe, zeige die Bedeutung, meint Deppe. "Wir wollen den größtmöglichen Nutzen dieser einzigen noch zur Verfügung stehenden Nord-Süd-Verbindung im Stadtgebiet geprüft wissen." Von einer Vorfestlegung will Deppe nichts wissen. Es könne ein Schienenprojekt geben, eine Straße und eventuell sogar beides.

Dass die Gladbacher Politiker in allerletzter Minute von einer einseitigen Festlegung auf ein Schienenprojekt abgerückt seien, begrüße der Regionalrat. Deppe: "Diese Offenheit erleichtert die zwingend erforderliche objektive Beurteilung."

Die Politiker im Regionalrat wollen bei den anschließend anstehenden Beschlüssen jedenfalls mitreden. Einstimmig entschieden die Mitglieder, dass es bei diesem Verfahrensschritt einen "fundierten Austausch" mit dem Land geben müsse einschließlich einer Beratung im Regionalrat.

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Erwartet, sagt Deppe, werde eine Bewertung "ohne vorherige ideologische Festlegungen". 2026 könnte es Ergebnisse geben, dann will das Land seine neuen Verkehrspläne veröffentlichen. Für Rainer Deppe ist dies ein ambitionierter Zeitplan.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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