Die Pläne der Bayer 04 Fußball GmbH, die Trainingsplätze neben dem Stadion in einen ebenerdigen Parkplatz umzuwandeln, stoßen auf zunehmende Kritik.

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Bayer 04 will als Ausgleich für den drohenden Verlust von 1700 Parkplätzen durch den Autobahnausbau seine Trainingsplätze und ein städtisches Fußball-Vereinsgelände zu Parkplätzen für seine Heimspiele umwandeln.

Als erste haben sich die Grünen jetzt dagegen ausgesprochen, dass Bayer 04 seine Trainingsplätze und den Platz des SC Leverkusen zwischen dem Stadion und der Tannenbergstraße in Parkplätze umbauen könnte. Besonders stört die Partei, dass damit auch die viel genutzten Fußballplätze des SC Leverkusen (ehemals VFL) dauerhaft als Spielfläche verloren gehen würden. Innerhalb der Grünen hat sich eine Gruppe mit dem Thema befasst, für die Klaus Wolf in einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung am Mittwochabend die Partei informierte. Am Ende der Diskussion hatte man eine Haltung entwickelt – einstimmig. Ein politischer Antrag wurde formuliert und vorgestellt.

Klaus Wolf erörterte die Details der Bayer-Pläne, soweit sie bekannt sind: 1736 Parkplätze – viele werden von VIP-Kunden genutzt – unter der Stelze sollen wegfallen.

Hektarweise Versiegelung für 30 Nachmittage Parken im Jahr

Wolf hat errechnet, dass 36.000 Quadratmeter Ersatzfläche für die wegfallenden Parkplätze von Bayer 04 versiegelt werden müssten. Die müssten ja zukunftsfest SUV-tauglich, also größer angelegt werden. Wolf: "Wie oft werden die Parkplätze eigentlich gebraucht? An maximal 30 Heimspieltagen im Jahr, das heißt, 335 Tage im Jahr stehen sie leer." Besonders übel stößt den Grünen auf, dass die Fußballplätze des SC Leverkusen an der Tannenbergstraße dauerhaft zugunsten von zumeist ungenutzten Parkplätzen umgebaut werden sollen.

Dieses Grundstück gehört der Leverkusener Stadtverwaltung, die grundsätzlich bereit zu sein scheint, den Platz für Bayers Parkplätze zu opfern. Inzwischen soll die Stadt Leverkusen dem SC eine konkrete Ersatzfläche in der Nähe vorgestellt haben. Eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung erbrachte die Aussage, dass die Öffentlichkeit jetzt noch nicht informiert werde, man sei "ganz am Anfang der Prüfung möglicher Flächen". Der SC hat 500 Vereinsmitglieder und über 20 Mannschaften, die Spielfelder werden im Prinzip jeden Tag bespielt. Das teilten zwei Mitglieder aus dem Vorstand des SC mit, die als Gäste zur Mitgliederversammlung gekommen waren.

Wir stellen uns nicht gegen Bayer 04.

Klaus Wolf, Grüne

Der SC und die Grünen betonten ausdrücklich, dass sie sich nicht gegen Bayer 04 stellen. Wolf sagte, das Stadion mitten in der Stadt und der Bundesligaverein seien Glücksfälle, nur diese Pläne eben nicht. Die Grünen fordern, dass Bayer 04 stattdessen an anderer Stelle Stadion-nah ein Parkhaus bauen soll. "Wir gehen auch nicht auf die harte Linie, dass alle in der Zeit mit dem Fahrrad kommen sollen."

Bayer argumentiert unter anderem damit, dass sie Probleme mit der Lizenz bekommen könnten, wenn die Parkplätze wegfallen. Die Deutsche Fußball-Liga legt im Regelwerk für die Vereine fest: "Der Größe des Stadions angemessene [...] Parkplätze für Pkw und Busse mit ausreichenden Rückstauräumen sollen im Nahbereich vorhanden sein, um den Zuschauern einen angemessenen sicheren Zugang zum Stadion zu ermöglichen." Wolf: "Wir fordern, dass Bayer 04 mit der Liga verhandeln soll, um für die Bauzeit Ausnahmeregelungen zu treffen, das muss möglich sein."

Bisher laufen die Vorbereitungen des Fußballclubs im Großen und Ganzen aus Sicht der Öffentlichkeit intransparent ab. Es hat keine Pressekonferenzen oder anderweitige öffentliche Vorstellung der Pläne gegeben. Dass das Thema in kleineren Zirkeln mit Lokalpolitikern von Bayer 04 aber dennoch intensiv bearbeitet wird, ließ die Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Wiese in der Versammlung wissen.

Wolf gab sich sicher, dass, wenn die Fußballplätze erstmal zu Parkplätzen umgebaut worden seien, es nie wieder einen Rückbau geben werde. Bayer soll in internen Runden kolportiert haben, dass ein Gesetz in Vorbereitung sei, dass künftig unter Autobahnen gar nicht mehr geparkt werden dürfe. "Das behauptet Bayer, aber das kommt nie," sagte Claudia Wiese, die sich mit der Bundestagsabgeordneten Nyke Slawik (stellvertretende Vorsitzende im Verkehrsausschuss) dazu unterhalten habe.

Den Beginn der Mitgliederversammlung hatte Gisela Kronenberg bestritten. Sie ist parteilose Ratsfrau und gilt als allgemein anerkannte Spezialistin in Autobahnbau-Fragen. Sie hatte ihren aktualisierten Vortrag zum Stand der Planungen der Autobahn GmbH gehalten. Die neue Stelze werde der nächste Ausbauabschnitt, aus ihrer Sicht könnte 2030 oder 2031 Baubeginn sein.

Kommentar

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Antrag von Opladen Plus

Am Donnerstag veröffentlichte die Fraktion Opladen Plus unabhängig von den Grünen einen Ratsantrag zum Thema, der die Anlage der Parkplätze auf den Trainingsplätzen ablehnt und eine platzsparende Lösung fordert. Wörtlich: "Der Shuttleservice wäre sicher auch den VIPs für eine Übergangszeit einmal zumutbar."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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