Drei Angebote mit unterschiedlichen Konzepten zur Nachnutzung der katholischen Kirche Heilig Geist in Königswinter-Römlinghoven liegen derzeit dem Erzbistum in Köln vor.
Das teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Sie ist eine von zwei Kirchen im Rhein-Sieg-Kreis, die derzeit für eine Profanierung vorgesehen sind.
Die zweite ist die Kirche St. Joseph in Eitorf-Harmonie, die laut Bistum künftig als Atelier, Galerie und öffentlich zugänglicher Ausstellungsort dienen soll.
Kirche Heilig Geist in Königswinter-Römlinghoven steht unter Denkmalschutz
Was sich hinter den drei Nutzungskonzepten für die Kirche in Römlinghoven verbirgt, wollte der leitende Pfarrer Markus Hoitz auf Anfrage noch nicht verraten. Das Ganze sei noch nicht in trockenen Tüchern. Wegen des Denkmalschutzes, der auch für das Innere der Kirche gelte, sei die mögliche Nachnutzung kompliziert. Es gebe Verhandlungen mit der Denkmalpflege.
Das Gotteshaus, das prägend für den Ortsteil Römlinghoven und eine Filialkirche der Gemeinde St. Laurentius ist, wurde am 23. September 2023 außer Dienst gestellt. Danach hat die Pfarrgemeinde Ideen für eine Nachnutzung gesammelt. In der Kirche Heilig Geist wurden seit Sommer 1965 Gottesdienste gefeiert. Ihren Namen erhielt sie durch die Tradition des Pfingstfestes, das in Römlinghoven seit Jahrhunderten der höchste Ortsfeiertag ist, heißt es im virtuellen Oberdollendorfer Brückenhofmuseum.
Der Grundstein ist laut Gemeindehomepage am 26. Mai 1963 gelegt worden. Das Gotteshaus sei nach den Entwürfen des Architektenehepaars Helene und Hanns Walter aus Lückerath-Horrem errichtet worden. Seine Innenausstattung habe der würfelförmige Natursteinbau von Walter Prinz aus Köln erhalten. Dem Gebäude angesetzt ist ein sich nach oben leicht verjüngender Turm. Von besonderem Wert sei die aus dem Jahre 1514 stammende St.-Anna-Glocke, die ursprünglich in der Pfarrkirche St. Laurentius hing und zeitweilig an die Siegburger Benediktiner ausgeliehen worden sei.
Die Profanierung einer Kirche mache sich die katholische Kirche beziehungsweise das Bistum nicht leicht, betont der Bistumssprecher: "Trotz starker gesellschaftlicher und finanzieller Veränderung ist es ein hohes Anliegen im Erzbistum Köln, möglichst viele Kirchengebäude zu erhalten." Zwar sei nicht ausgeschlossen, dass künftig auch über die Aufgabe weiterer Kirchengebäude nachgedacht werden müssen, sie würden aber keinesfalls aus ausschließlich finanziellen Erwägungen zur Disposition gestellt. "Denn Kirchen sind mehr als nur ein prägendes Symbol des Glaubens."
Verfahren der Profanierung dauert mehrere Jahre
Vor der Profanierung einer Kirche finde eine intensive Prüfung und Beratung statt. Dabei spielten pastorale Aspekte, aber auch bauliche, juristische und finanzielle Punkte eine Rolle. Vor der Entscheidung des Erzbischofs geben demnach auch die Kunstkommission und der Priesterrat ein Votum ab. Das Verfahren dauere in der Regel mehrere Jahre.
Laut einer Übersicht des Generalvikariats gibt es im Erzbistum Köln 915 Kirchen, von denen 630 unter Denkmalschutz stehen (Stand August 2024). Der Broschüre zufolge gibt es drei Modelle bei einer Profanierung. Zum einen könne der sakrale Raum bewahrt werden (zum Beispiel durch Kooperationen mit der Seelsorge), im zweiten Modell könne die Nutzung des Kirchenraume erweitert oder teilweise verändert werden (zum Beispiel als Nutzung für eine Bücherei). Im dritten Modell würde die Kirche als sakraler Ort aufgegeben. Möglich seien dann zum Beispiel karitative Nutzungen etwa als Stadtteilzentrum und Bildungseinrichtung. In Ausnahmefällen könne es eine private Nutzung als Atelier oder Wohngebäude geben.
Ein Museum soll in der Kirche St. Josef im Eitorfer Ortsteil Harmonie entstehen. Im Jahr 2020 war der markante Backsteinbau des Siegburger Architekten Hans Lob vom Erzbistum trotz großer Proteste aus der Bürgerschaft außer Dienst gestellt und 2021 profaniert worden. Die achteckige Kirche, die 1970 geweiht wurde, steht unter Denkmalschutz, ebenso wie das dazugehörige Parkgelände. Das Erzbistum inserierte sie zum Verkauf im Internet, 17 Interessenten gab es, darunter auch der Kölner Bananensprayer Thomas Baumgärtel. Der Künstler, der in der Kirche ein Museum für seine Werke einrichten will, soll den Zuschlag bekommen, der Kauf ist noch nicht abgeschlossen.
"Der Abbruch einer Kirche mit der anschließenden Verwertung des Grundstücks stellt nur ein letztes Mittel dar, für das nach dem Kirchenrecht schwerwiegende Gründe gegeben sein müssen", heißt es auf der Internetseite des Bistums.
In Bad Honnef wurden bereits eine Kirche und zwei Kapellen profaniert
Profanierungen hat es im Siebengebirge in den vergangenen Jahren offenbar vor allem in Bad Honnef gegeben. So betraf das nach 120 Jahren die Kapelle des St.-Johannes-Krankenhauses, die 2008 der Erweiterung und dem Umbau des Hospitals weichen musste. 2016 verschwand mit der Profanierung der Klosterkirche Heiligkreuz in Bad Honnef zugleich das letzte Stück klösterlichen Lebens in der Stadt. 2018 wurde die Kapelle der Erzbischöflichen Schule St. Josef profaniert, weil die Altbauten der Schule abgerissen und durch zwei moderne Neubauten und eine Sporthalle ersetzt wurden.
Auf der anderen Seite wurden in den vergangenen Jahren Pfarrkirchen im Siebengebirge aufwendig saniert und restauriert. So die Pfarrkirche St. Laurentius Oberdollendorf, die wegen Schimmelschäden 2013 geschlossen und 2017 wiedereröffnet wurde. 2017/2018 wurde die Pfarrkirche St. Johann Baptist Bad Honnef im Innern vollständig restauriert, mehr als eine Million Euro kostete das Projekt. Von 2022 an wurden rund sechs Millionen Euro in die Pfarrkirche St. Remigius in der Altstadt von Königswinter investiert. Und an St. Michael Niederdollendorf haben die Sanierungsarbeiten gerade begonnen, und zwar am Turm der Kirche.
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Pfarrer Markus Hoitz hat kürzlich gegenüber dieser Zeitung gesagt, dass er trotz zurückgehender Mitgliederzahlen nicht davon ausgeht, dass eine der großen Pfarrkirchen zwischen Königswinter und Erpel geschlossen werden muss. Hoitz wird ab Mitte dieses Jahres auch leitender Pfarrer in Bad Honnef und der Verbandsgemeinde Unkel und ist damit nach eigener Einschätzung künftig für einen "Riesenbezirk" zuständig. © Kölner Stadt-Anzeiger
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