Grüner Strom von der Wiese: Schon seit Jahren verfolgen die Stadtwerke Lohmar das nicht unumstrittene Ökoprojekt für 1,8 Millionen Euro.
Nun legt der Energieversorger die Sonnenstrom-Pläne auf Eis. Die Freiflächenanlage sei unwirtschaftlich. Das hängt mit dem Standort zusammen.
Zwar gibt es auf der 5,4 Hektar großen, landwirtschaftlichen Fläche hinter der Burg Sülz genug Sonne und wenig Schatten, um Strom für etwa 900 Haushalte zu produzieren. Doch die Netzkapazität sei nicht ausreichend, teilt die Stadt dem Stadtentwicklungsausschuss mit, der am Donnerstag, 14. November (18 Uhr, Ratssaal, Rathausstraße 4), tagt.
Die Stadtwerke Lohmar stellten eine Netzanschlussanfrage
Nachdem die Kommunalpolitik mehrheitlich grünes Licht für die Freiflächen-Photovoltaik gegeben hatte, stellte der Energieversorger, eine Tochter von Stadt und Rheinenergie, eine Netzanschlussanfrage bei der Rheinischen Netzgesellschaft (RNG).
Das Ziel, eine Anlagenleistung von bis zu acht Megawattpeak einzuspeisen, wurde von der RNG aber als nicht erreichbar abgelehnt. "Aufgrund der dort nur begrenzt vorliegenden Netzkapazität", so die Stadt Lohmar, habe es lediglich eine Anschlusszusage von zwei Megawattpeak gegeben. Viel zu wenig für einen wirtschaftlichen Betrieb.
Bislang gibt es nur eine Freiflächenanlage im Rhein-Sieg-Kreis: in Troisdorf
Die Stadtwerke, die die Bürger mit auf dem Markt beschafftem Gas und Ökostrom versorgen und Jahr für Jahr ihre Gewinne in den städtischen Haushalt einspeisen, wollten aber laut Verwaltung am Ball bleiben. Es würden "momentan weitere Optionen eruiert, die Projekt möglicherweise doch noch in eine rentable Situation bringen könnten".
Bislang gibt es erst eine Solar-Freiflächenanlage im Rhein-Sieg-Kreis. Die Lohmarer Pläne waren zunächst für eineinhalb Jahre in der Schublade verschwunden, weil es für Module in der Landschaft nur ausnahmsweise eine Genehmigung gab. Nach einer Gesetzesänderung stand die Stromerzeugung auf der Weide wieder zur Debatte.
Während die Mehrheit aus Grünen, SPD und UWG einen ökologischen Nutzen sieht, sprach die CDU von einer Verschandelung der Landschaft. Es gebe bessere Plätze: auf Dächern, an Autobahnen, an Schienen und auf Brachen. Nach Angaben der Befürworter ist die Anlage von der Landesstraße 288 aus nicht sichtbar, es seien keine dunklen Glasflächen. Die Ratsmehrheit beschloss die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans.
Jährlich rund 3000 Megawattstunden Strom, so war die Hoffnung, könnten klimafreundlich erzeugt werden. Die Fläche werde nicht versiegelt, laut den Stadtwerken entstehe zwischen und unter den aufgeständerten kristallinen Modulen ein "vielfältiger, geschützter Lebensraum für Insekten, Kleintiere und Vögel". Das verspreche einen größeren Nutzen für die Umwelt als Ackerfläche und Weiden.
Auch an der neuen Feuerwache in Lohmar-Birk soll nach Vorstellung der Koalition aus Grünen, SPD und UWG eine PV-Freiflächenanlage installiert werden. Das Projekt befindet sich noch im Prüfungsstadium. Die CDU ist dagegen.
Troisdorf einst größter Solarpark in NRW
Auf Freiflächen gibt es im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis bislang nur eine Photovoltaik-Anlage: Seit 2009 produzieren die Stadtwerke Troisdorf in Oberlar nahe der Auffahrt auf die Autobahn 59 auf acht Hektar Sonnenstrom, anfängliche Kapazität: 3 Millionen KWh. Es war seinerzeit der größte Solarpark in NRW. In Königswinter-Rauschendorf will ein privates Unternehmen auf bislang landwirtschaftlich genutztem Grund in Richtung Hennef-Dambroich eine Freiflächenanlage errichten, die 5,5 Millionen KWh produziert. © Kölner Stadt-Anzeiger
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