Beim Bau der geplanten Autobahnverbindung zwischen der rechtsrheinischen A 59 und der linksrheinischen A 555, der sogenannten Rheinspange 553, setzt die Stadt Niederkassel nach einer "allumfassenden Gesamtbetrachtung" ausschließlich auf die sogenannte Tunnelvariante 6aT.
Das geht aus einer Stellungnahme der Stadtverwaltung zum Linienbestimmungsverfahren für das umstrittene Verkehrsprojekt hervor. Bei der Tunnelvariante 6aT handelt es sich auch um diejenige Trasse, die die Autobahn GmbH des Bundes im Februar 2023 aus insgesamt zwölf Streckenführungen zur "Vorzugsvariante" erkoren hatte.
Diese beginnt im Linksrheinischen in Höhe der heutigen Anschlussstelle Wesseling an die A 555. Zwischen Wesseling-Urfeld und dem Gelände der Shell-Raffinerie geht sie in zwei jeweils drei Kilometer lange Tunnelröhren über – eine für jede Fahrtrichtung. Im Rechtsrheinischen kommt die Autobahn südlich von Niederkassel-Ranzel wieder an die Oberfläche. Die Trasse verläuft von dort weiter zwischen Köln-Libur und Troisdorf-Spich, um am Liburer Weg an die A 59 angebunden zu werden.
Sorge um die Niederkasseler Trinkwasserversorgung
Für diese Linienführung der neuen Autobahnverbindung spricht nach Auffassung der Stadt eine Vielzahl von Gründen. Wie alle zuletzt zur Diskussion stehenden Tunnellösung würde sie Frischluftschneisen, Naherholungsgebiete und landwirtschaftliche Flächen am wenigsten beeinträchtigen, argumentiert man im Rathaus mit Hinweis auf die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie.
Nach Auffassung der Stadt geht von der Tunnelvariante 6aT auch keine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Stadt Niederkassel aus. Weiter südlich verlaufende Tunnelvarianten dagegen könnten zu Fließquerschnittveränderungen beim Grundwasser führen. Positiv beurteilt die Stadt auch, dass Tunnellösungen weder die Fischschutzzonen im Rhein gefährden noch die Tierwelt in den rheinnahen Ufergebieten, wo unter anderem schützenswerte Fledermäuse leben. Für die Variante spreche zudem, dass bei ihrem Bau möglichst wenige Fläche neu versiegelt werde. Auch die Überschwemmungsgebiete entlang des Rheins blieben unangetastet.
Sollte die Tunnelvariante 6aT tatsächlich gebaut werden, hat die Stadt auch für den auf ihrem Gebiet verlaufenden oberirdischen Teil der Rheinspange klare Vorstellungen. Dieser Teil der neuen Autobahn sollte in einem Trog verlaufen. Dessen steile Böschungen würden den Verkehrslärm abschirmen, heißt es in der Stellungnahme. Eine tiefergelegte Autobahn beeinträchtige darüber hinaus das Landschaftsbild deutlich weniger als eine ebenerdig verlaufende Rheinspange.
Troisdorf wünscht sich Änderungen bei der Planung an den Autobahnanschluss
"Wenn schon, dann so", lässt sich die Stellungnahme aus Troisdorf deuten. Dort hatte im September 2022 auf Antrag der Grünen eine Mehrheit des Stadtrats dem Vorhaben grundsätzlich eine Absage erteilt. "Wir lehnen grundsätzlich den Autobahnbau ab", erklärte Fraktionssprecher Thomas Möws. Der Bund solle die frei werdenden Mittel eher in die Förderung des ÖPNV stecken.
Weitere Prüfungen wollte damals die CDU abwarten, wenn sie auch den Trassenentwurf bei Kriegsdorf direkt als "viel zu nah" ablehnte. Die FDP indes lehnte den Grünen-Antrag ab: Nach wie vor sei die Region ein Zuzugsgebiet, auch der Fernverkehr brauche Entlastung, sagte der damalige Fraktionsvorsitzende Sebastian Thalmann.
Auch die Stadt Troisdorf dürfte sich für die Variante 6aT aussprechen. Diese vermeide "erhebliche Eingriffe in die Eigentumsrechte Privater", heißt es in der Vorlage zur Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung. Auch könnten Ortslagen wie Kriegsdorf durch andere Verläufe der künftigen Rheinspange mit mehr Lärm belastet werden.
Änderungen wünscht man sich in Troisdorf bei der Planung des Anschlusses an die Autobahn 59: "Bei dieser Variante liegt das Verbindungsstück in Richtung Köln auf dem Gebiet des Schwalbensees", schreibt die Verwaltung im Entwurf der Stellungnahme. Für den Bau der Anschlussstelle müsste er verfüllt werden. Der See östlich der Flughafenautobahn sei aber im Entwurf des Landschaftsplanes als Naturschutzgebiet vorgesehen.
Rad- und Fußgängerweg vom Spicher Gewerbegebiet zu den Wohngebieten in Niederkassel fällt weg
"Wesentlich sinnvoller" sei daher eine Verlagerung der Anschlussstelle auf den westlich gelegenen Liburer See. Dort werde noch ausgekiest, die bis 2030 laufende Genehmigung werde aber wohl kaum ein Hindernis für die Realisierung der Anschlussstelle sein. Westlich der Autobahn könne der Bau unabhängig vom laufen Betrieb erfolgen, Einschränkungen während der Bauzeit vermieden werden.
Wegen des ungestörten Baustellenbetriebs erwartet man im Troisdorfer Rathaus auch eine Kostenersparnis, obwohl die Trassenplanung angepasst werden müsse. Darüber hinaus weisen die Planer in Troisdorf auf die mutmaßliche Überbauung eines Rad- und Fußwegs durch die Anbindung an die Autobahn hin. Entlang der Ranzeler Straße verbinde der das Spicher Gewerbegebiet mit Wohngebieten in Niederkassel.
Der Wegfall des Weges, geeignet für eine CO₂-neutrale Mobilität, solle bei der Umweltverträglichkeitsprüfung berücksichtigt und bei der Ermittlung des nötigen Ausgleichs eingerechnet werden. © Kölner Stadt-Anzeiger
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