Sie sollte neben der Gründung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg eines der großen Projekte im Rahmen des Bonn-Berlin-Ausgleichs sein, mit dem die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn und die umliegenden Landkreise für den Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin entschädigt werden sollten: die Verlängerung der S-Bahn-Linie 13 von der bisherigen Endstation in Troisdorf bis nach Bonn-Oberkassel.
Erklärtes Ziel des Projekts war seinerzeit die umsteigefreie Anbindung der Bundesstadt an den Köln/Bonner Flughafen erhalten.
Seit acht Jahren laufen inzwischen die Hauptarbeiten zur Verlängerung der S13. Fertiggestellt werden sollte der Lückenschluss nach dem bisherigen Zeitplan bis zum Jahr 2028. Die gute Nachricht: Zwischen Bonn-Beuel und Troisdorf können die S-Bahnen voraussichtlich schon ab 2026 pendeln. Die schlechte Nachricht: Die direkte Anbindung Bonns an den Köln-Bonner Flughafen wird von der Deutschen Bahn offenbar auf einen noch nicht absehbaren Zeitpunkt verschoben.
Was ist das Problem?
Der Bahnknoten Troisdorf ist bereits jetzt überlastet. Neben Güterzügen und verschiedenen ICE-Verbindungen verkehren dort die S-Bahn-Linien S12, S13, und S19 sowie der Rhein-Sieg-Express (RE 9), der Regionalexpress 8 und die Regionalbahn-Linie 27. Um die verlängerte S13 zuverlässig bis zum Flughafen und dann weiter Richtung Horrem fahren lassen zu können, ist auf den Gleisen mehr Platz erforderlich.
Dazu soll eigentlich ein sogenanntes Überwerfungsbauwerk errichtet werden, eine Eisenbahnkreuzung in Form einer Brücke. Die Planung dieses Bauwerks hat die Deutsche Bahn aber offenbar vorerst gestoppt, auch wenn sie dies auf Nachfrage dieser Zeitung weder dementieren noch bestätigen möchte.
Warum wird die Planung verschoben?
Die Bahn spricht nicht von Verschiebung. Sie betont, dass sie in den kommenden Jahren zunächst "massiv in die Sanierung der Bestandsinfrastruktur auf der rechten Rheinstrecke" investieren will. Dazu gehört die Generalsanierung des sogenannten Bahnkorridors Troisdorf-Unkel.
Bei diesem Projekt sollen vom 10. Juli bis zum 11. Dezember 2026 auf einer Länge von 25,8 Kilometern unter anderem Gleise erneuert und repariert, rund 50 Weichen ausgetauscht, die Oberleitung sowie Weichenheizungen und Gleisfeldbeleuchtungen erneuert werden. Die Deutsche Bahn argumentiert, dass von dieser Generalsanierung auch der Ausbau der S13 profitiert. Klar sei aber auch: "Das Überwerfungsbauwerk in Troisdorf bleibt weiterhin Bestandteil des Ausbaus im Knoten Köln", so die Bahn.
Wie soll die S13 von der Generalsanierung des Korridors Troisdorf-Unkel profitieren?
Das Verkehrsunternehmen gibt an, man wolle die geplante fünfmonatige Sperrung des Korridors Troisdorf-Unkel auch dafür nutzen, rund 80 Prozent der Ausbaustrecke der S13 fertig zu bauen. Nach Abschluss der Arbeiten im Dezember 2026 profitierten Fahrgäste dann "von einer robusten und leistungsfähigen Infrastruktur sowie mehr Gleisen und perspektivisch mehr Zügen zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel". Die Generalsanierung sei somit "ein Turbo für den S 13-Ausbau".
Was bedeutet das alles für den Linienbetrieb der S13?
Die Deutsche Bahn geht für die S 13 ab 2026 von einem "Vorlaufbetrieb S 13 Beuel" aus. Dieser sieht vor, dass die Züge der S 13 im 20- beziehungsweise im 40-Minuten-Takt zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel pendeln sollen. Fahrgäste, die aus Richtung Beuel kommend weiter nach Köln oder zum Flughafen fahren möchten, müssen dann in Troisdorf in die S 12 beziehungsweise die S 19 umsteigen.
Was sagt die Politik zu den Plänen der Deutschen Bahn für die S13?
In einem gemeinsamen Brief an Bahnvorstand Berthold Huber verurteilen die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, FDP und Volt in der Versammlung des Zweckverbands go.Rheinland, "dass die Planungen für das Brückenbauwerk (Überwerfungsbauwerk) in Troisdorf eingestellt wurden". Sie argumentieren, dass Jahrzehnte der Vorplanung für eine direkte Bahnanbindung Bonns an den Flughafen damit zunichtegemacht würden.
"Die Aufkündigung der Fortführung dieses Vorhabens wirft die Entwicklung der gesamten Region um Jahre zurück, zumal sich Unternehmen im Vertrauen auf die Schaffung dieser wichtigen rechtsrheinischen Nord-/Süd-Verbindung bereits dort angesiedelt haben", heißt es in dem Brief an den Bahnvorstand weiter.
Wurde die Stadt Troisdorf informiert?
Die Frage, ob es denn nun weitergehe oder nicht, habe man sich auch im Troisdorfer Rathaus gestellt, sagte der Technische Beigeordnete Walter Schaaf. "Das hat uns auch überrascht." Vor einem Jahr noch habe die Bahn erklärt, "mit Hochdruck" an den Planungen zu arbeiten.
Auf dem Gebiet der Stadt Troisdorf sollte das Überwerfungsbauwerk entstehen. "Wir als Stadt haben aber noch keine Pläne vorliegen, wo das sein soll", sagte Schaaf. Und er gehe sehr davon aus, dass mögliche Pläne der Stadt vorgelegt würden, um sie in den zuständigen Gremien beraten zu können. © Kölner Stadt-Anzeiger
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