Viel Zeit bleibt nicht. Die Zahl der Wipperfürther Grundschüler wird in den nächsten Jahren von aktuell rund 850 auf über 1000 im Schuljahr 2030/31 steigen.
Gleichzeitig erhalten Eltern ab 2026 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung der Kinder. Die Folge: Die Stadt muss gleich mehrere Grundschulen ausbauen. Wie das funktionieren soll, war Thema sowohl im Schul- und Sozialausschuss als auch im Bauausschuss.
Wie ist die Ausgangslage?
Der Schulentwicklungsplan der Hansestadt Wipperfürth prognostiziert in den kommenden Jahren steigende Schülerzahlen. Ein Großteil dieser Kinder wurde bereits geboren. Gleichzeitig besuchen immer mehr Kinder die Offene Ganztagsschule (OGS). Der derzeitige Platz in den sechs Wipperfürther Grundschulen reicht dafür nicht aus. Zusammen mit dem Regensburger Büro ConceptK hat die Stadt eine Studie entwickelt, wie man dem Problem begegnen kann. Konkrete Baupläne liegen noch nicht vor.
Was benötigt St. Antonius?
Aktuell besteht an der Antoniusschule bereits ein Raumdefizit, benötigt werden zusätzlich ein multifunktional nutzbarer Raum und mindestens zwei Differenzierungsräume, außerdem drei neue Räume für die OGS. Die Studie sieht neben dem bestehenden Modulbau auf dem Schulhof einen weiteren zweistöckigen Erweiterungsbau auf dem Pausenhof vor. Als Ersatz könnte der zweite Pausenhof hinter der Turnhalle vergrößert werden. Albert Schmid, Architekt von ConceptK, machte deutlich, dass die Bestandsgebäude nicht wirklich zukunftsträchtig sind und ein Neubau möglicherweise eine bessere Lösung sei. Doch dafür braucht es eine Übergangslösung. Ein weiteres Problem ist die veraltete, renovierungsbedürftige und zu kleine Sporthalle.
Was ist mit der Mühlenbergschule?
Die katholische Grundschule St. Nikolaus wurde vor ein paar Jahren in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt und hat damit auch ihren Namen geändert. Auch hier sind laut Schmid die alten Bestandsgebäude auf Dauer nicht zukunfts-trächtig. Die Schule benötigt vier weitere Klassenräume, zwei Differenzierungsräume und zwei OGS-Räume. Wo dafür Platz geschaffen werden soll, ist noch unklar. Eine Möglichkeit wäre der Abriss der ehemaligen Sprachförderschule, die mitten auf dem Schulgelände steht.
Bei den Eltern beliebt sind derzeit die beiden innerstädtischen Grundschulen St. Antonius und Mühlenberg sowie die Grundschule in Kreuzberg. Hier besteht der größte Handlungsbedarf. St. Antonius ist eine katholische Grundschule. Falls Eltern auf einer katholischen Grundschule bestehen, muss die Schule die Kinder aufnehmen. Die Grundschulen Mühlenberg und Kreuzberg sind Gemeinschaftsgrundschulen.
Wie ist die Situation in Kreuzberg?
Der Schulausschuss hatte im September mehrheitlich – gegen die Stimmen der SPD – für nur eine Eingangsklasse in Kreuzberg gestimmt. Doch aufgrund steigender Anmeldezahlen wird ein nicht mehr benötigter Computerraum zu einem weitere Klassenzimmer umgewandelt. Der Ausschussvorsitzende Frank Mederlet (SPD) und Bürgermeisterin Anne Loth stimmten deshalb per Dringlichkeitsentscheidung für eine zweite Eingangsklasse, eine Entscheidung, die der Ausschuss jetzt bestätigte.
Auch Kreuzberg soll laut der Studie von ConceptK ein zusätzliches Schulgebäude enthalten, das vor der Mehrzweckhalle Platz finden könnte. Benötigt werden zwei Klassenräume, ein Differenzierungsraum und ein großer Betreuungsraum.
Was ist mit den anderen Schulen?
An der Grundschule Agathaberg gehen die Anmeldezahlen schon seit Jahren zurück. Wipperfeld soll 2026 einen seit Jahren geplanten Anbau erhalten. Auf dem Gelände der Grundschule Albert Schweitzer könnte mittelfristig ein Anbau entstehen – ob die Eltern diesen Standort aber annehmen, ist ungewiss.
Wie geht es jetzt weiter?
Einstimmig votierten beide Fachausschüsse für einen Fünf-Punkte-Beschluss, der kurz und mittelfristige Baumaßnahmen vorsieht. Der Haupt- und Finanzausschuss und der Rat müssen noch zustimmen. Zum Streit kam es bei einem sechsten, von der SPD beantragten Beschluss, wonach die Verwaltung bis zum Mai 2025 einen konkreten Zeitplan vorlegen sollte. Die Grünen unterstützten dies, CDU und UWG lehnten das als unnötigen Druck mehrheitlich ab, ebenso wie Bürgermeisterin Anne Loth.
Was kosten die Baumaßnahmen?
Für eine erste Kostenschätzung der Baumaßnahmen ist es laut Verwaltung noch zu früh. Klar ist nur, dass die Stadt dafür neue Schulden aufnehmen muss, und zwar im zweistelligen Millionenbereich. Die jetzt vorgesehenen Erweiterungen sind als Übergangslösung vorgesehen – denn nach 2031 wird die Schülerzahl an den Grundschulen wieder sinken. Mittelfristig könnten sich ganz neue Möglichkeiten ergeben – indem zum Beispiel die jetzige Hermann-Voss-Realschule künftig als Grundschule genutzt wird, da für die Haupt- und Realschule ein neuer Campus gebaut werden soll. © Kölner Stadt-Anzeiger
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