Im Rahmen des Regionalen Kulturprogramms NRW (RKP) hatte der "Region Aachen Zweckverband" zu einem Austausch unter Kunstschaffenden ins Casino eingeladen.
Rund 20 Teilnehmer waren zu dem durchaus interessanten und informativen Abend erschienen. Junge Menschen aus dem Kulturbereich waren kaum zu sehen. Insofern ging der Wunsch an das Treffen, junge Kunstschaffende zu fördern und zu vernetzen, nicht auf.
Woran es lag, ist schwer zu sagen. Laut Julia Schaadt, die im Kulturbüro des Zweckverbands arbeitet, gab es einiges an Werbung über die Sozialen Medien. Doch wie sich in der Vorstellungsrunde herausstellte, hat das Thema "Kultur" im Kreis Euskirchen und anderswo nicht oberste Priorität: "Früher gab es Klaus Ring beim Kreis, der sehr viel an Vernetzung und für die Struktur der Kultur geleistet hat", erinnert sich Schaadt.
Kunstforum Eifel steht vor dem Aus
Doch seine Stelle, die des Kulturreferenten, sei nicht wiederbesetzt worden. Das habe augenscheinlich dazu geführt, dass viele Strukturen verloren gegangen seien. Diese Lücke sollen die Angebote des Zweckverbandes wieder schließen. Und so wurde breit gestreut zum Austausch ins Casino eingeladen. Gekommen waren Künstler aus dem Bereich der Bildenden Kunst, Musiker, Mitarbeitende aus Kitas und Grundschulen, von Kobiz und Kinderschutzbund oder auch Omas gegen Rechts.
Rainer Martens berichtete für das Kunstforum Eifel, in dem er als Geschäftsführer mitarbeitet. Was er sagte, hörte sich nicht gut an, sei aber symptomatisch für den Kunstbereich. Ende des Jahres sei Schluss mit dem Verein, und damit auch mit dem Kunstforum und dem beliebten Projekt "Kunst im Fluss". Der Grund: fehlender Nachwuchs im Vereinsvorstand. Alle Beteiligten haben mit Ablauf des Jahres die 70 überschritten und hören auf.
Gemeinsam nach Lösungen gesucht
Mit einer kleinen Hoffnung ist Martens aber zu diesem Abend gekommen: "Es sei denn, es wird ein neuer Vorstand für den Verein gefunden. Der Geschäftsführer müsste aber betriebswirtschaftliche Kenntnisse mitbringen." Auch die ehrenamtlichen Betreiber des Kinos in Nettersheim, Thomas Kamm und Rosie Placzek, klagten im Rahmen der Veranstaltung über einen Mangel an Mitarbeitern. Sie hofften, ihr Anliegen über dieses Netzwerktreffen streuen zu können.
Eines der Ziele an diesem Abend wurde indes erreicht. Die Teilnehmer tauschen sich aus, knüpfen Kontakte und suchen gemeinsam nach Lösungen. Tim Becker war als Vertreter des Bundesprojekts "Aller.Land" im Casino mit dabei. Fördergelder von insgesamt 70 Millionen Euro stellt der Bund darin für die Kulturförderung bereit.
Gemeinsam Kultur erhalten
Auf der Internetseite der Bundesregierung schreibt Claudia Roth, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, dazu: "Wir freuen uns, dass wir mit dem neuen Bundesprogramm ‚Aller.Land – zusammen gestalten‘ Strukturen stärken, ressortübergreifend zusammenarbeiten und gemeinsam in der Bundesregierung sowie mit Ländern und Kommunen die Kraft der Kultur nutzen, um ländliche Regionen zu stärken." Von den 70 Millionen wird der Kreis Euskirchen aber nicht profitieren, weil er aus dem Antragsverfahren ausgeschieden ist.
Dennoch machte Becker Mut, die Grundgedanken von "Aller.Land" regional zu verwirklichen und sich um Fördergelder zu bewerben. Die Idee habe nicht im Sinn, kurzfristige Kulturereignisse zu unterstützen. Vielmehr sei das Programm angelegt, um Menschen zur Zusammenarbeit im Kulturbereich zu ermutigen. Das Projekt soll der Stärkung der Demokratie dienen. Menschen organisieren sich, um gemeinsam Kultur zu erhalten und langfristig aufzubauen.
Zweckverband hilft bei Förderanträgen
Der Zweckverband Aachen hilft Interessierten dabei, Förderwege zu entdecken und Förderanträge zu stellen. "Voraussetzung für eine Förderung ist, dass mindestens drei Kunstschaffende sich zusammentun, die aus mindestens zwei verschiedenen Städten stammen und ein Projekt initiieren", erklärte Judith Fuhrmann, ebenfalls vom Zweckverband Aachen, den Teilnehmenden.
Die Zusammenarbeit darf sich bis Belgien oder in die Niederlande erstrecken. Dem Zweckverband selbst wurden gerade wieder neue Mittel vom Land zugesagt, die es erlauben, weitere Projekte zu fördern. Über 600.000 Euro stehen zur Verwendung bereit. Gefördert wird mit maximal 50 Prozent der jeweils benötigten Projektmittel. Der Rest muss anderswo beschafft werden.
Im Casino beschrieb die freie Künstlerin Alex Rix, wie mühselig es ist, an Fördergelder zu kommen. Schulen und Kitas würden gerne Projekte im Bereich Kultur mit ihren Kindern durchführen, aber die aufwendige Antragstellung zu Fördergeldern schrecke häufig ab. Rix muss oft selbst für die Einrichtungen, die sie buchen, die Förderanträge stellen. Zeit, die sie nicht bezahlt bekommt. "Ich wünschte mir, es würde durch den Abend heute ein Verein entstehen, der für selbstständige Künstler diese Arbeit übernimmt", sagte sie in die Runde.
Tine Worseg, Künstlerin und Sozialpädagogin, war ohne besondere Erwartungen zu diesem Treffen gekommen. Am Ende staunte sie: "Die Vielfalt der Teilnehmer war klasse. Ich bin nicht der Organisator, aber hier sind Menschen zusammen, die sich unterstützen können. Der eine hat Fördergelder, der andere kann organisieren, der nächste bietet seine Kunst an."
Auch Tim Becker von "Aller.Land" zeigte sich zufrieden: "Ich fand den Abend super, und ich hoffe auf eine Fortführung der guten Ideen. Besonders die Eigeninitiative, einen Waldweg für Demokratie entwickeln zu wollen, klang sehr vielversprechend. Auch die künstlerischen Projekte für Kinder und Jugendliche hören sich wirklich gut an."
Am Rande war dennoch deutliche Kritik zu vernehmen, dass der Kultur und der Bildung im politischen Diskurs zurzeit kaum Beachtung geschenkt werde. Es wurde aber auch deutlich, dass der "Region Aachen Zweckverband" mit seinem RKP-Programm ein hervorragender Ansprechpartner ist, der sich besonders um die Förderung Kunsttreibender bemüht. Ob Tanz, Film, Literatur oder Bildende Künste – wer Unterstützung für gemeinsame Projekte sucht, findet dort Hilfe. © Kölner Stadt-Anzeiger
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