Es ist eine der interessanten Fragen im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Stelze in Leverkusen: Was geschieht in der Zeit im Umfeld der Bay-Arena?
Bayer 04 Leverkusen hat einen Plan, der das gesamte Umfeld seines Stadions komplett verändern würde: Weil laut Bayer 04 für Jahre 1713 Parkplätze unter der Stelze wegfallen, will der Klub seine VIP-Parkplätze auf die bisherigen drei Trainingsplätze zwischen dem kleinen Haberland-Stadion und dem SC Leverkusen verlegen. Alle diese innerstädtischen Rasenflächen würden zu Parkflächen umgebaut, wenn es dazu käme. Öffentlich vorgestellt wurden die Pläne nicht, Bayer 04 soll aber kürzlich eine Runde durch die Fraktionen mit den Plänen gemacht haben.
Dem "Leverkusener Anzeiger" liegt ein Power-Point-Dokument vor, das offenbar für interne Vorträge bei den Ratsfraktionen erstellt wurde. Dort heißt es: Ohne wesentliche Anpassung der Infrastruktur bestehe ein großes Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit und eine Gefährdung für die Betriebsfortführung. Um den Betriebserhalt und die Funktion der Spielstätten an der Bay-Arena auch zukünftig zu gewährleisten, müsse jetzt gehandelt werden, steht dort.
Leverkusen: Stadtrat vertagt Thema
Die Sache drängt auch in Leverkusen, aber der Leverkusener Stadtrat hat am Montag die ersten Anträge zum Thema noch einmal in den kommenden Ratsturnus vertagt. Sowohl Grüne als auch Opladen Plus hatten beantragt, dass ein Umbau der Sportplätze in Parkplätze abzulehnen sei. Die Grünen wollen Bayer 04 dazu bringen, ein Parkhaus zu bauen, Opladen Plus will eine Parkpalette, keine platzraubenden Parkplätze.
Insbesondere der städtische Platz des SC Leverkusen sollte nicht angetastet werden, fordern beide Anträge. Dort soll den Anträgen nach weiter Sport getrieben werden. Die Grünen kritisieren, dass der Fußball- und Trainingsplatz des SC heute fast täglich bespielt werde, die VIP-Parkplätze aber maximal an 30 Spieltagen gebraucht würden – im Jahr. Und das auch nur, wenn Bayer 04 seinen internationalen Status behielte.
Bayer 04 argumentiert, dass zu wenige VIP-Parkplätze im nahen Stadionumfeld die Liga-Lizenz gefährden würde. Für die Grünen hatte sich Klaus Wolf mit dem Thema befasst. Im Antrag heißt es: Bayer 04 soll mit der Ligaverwaltung in Verhandlungen treten, um Ausnahmeregelungen zu erwirken. Das von Bayer 04 vorgebrachte Lizenz-Argument wiegt nach einer Anfrage des "Leverkusener Anzeiger" bei anderen Bundesligisten weniger schwer. Zumindest beim FC Sankt Pauli, der auf die Anfrage der Redaktion antwortete: Ein Sprecher schreibt, das Stadion (29.546 Zuschauer) verfüge über 160 eigene Parkplätze. Bei acht von 17 Heimspielen stünden VIP-Gästen 500 Parkplätze auf dem angrenzenden kostenpflichtigen Heiligengeistfeld neben dem Stadion zur Verfügung. Wenn auf dem Platz Veranstaltungen liefen, etwa die Hamburger-Dom-Kirmes, fielen die Plätze für die VIP-Gäste weg. "Wir appellieren immer wieder an unsere Fans, zu Fuß, mit dem Rad oder ÖPNV zu unseren Spielen zu kommen", schreibt der Sprecher.
Aus der Vorstellungsrunde bei den Fraktionschefs war zu erfahren, dass Bayer 04 am Vorhaben festhält. Auf dem städtischen Platz des SC Leverkusen sieht man, wie sehr die Zeit drängt: Am Dienstag liefen dort Vermessungsarbeiten und Bodenuntersuchungen.
Die Fußball-GmbH soll sich bereiterklärt haben, den ehemaligen Fußballplatz des BV Wiesdorf im Stadtpark als Ersatz-Platz für den SC Leverkusen herzurichten. Genehmigungsrechtlich sind da aber noch einige Klimmzüge nötig, denn der Platz liegt im Landschaftsschutzgebiet südlich der Dhünn. Bisher hieß es immer, man dürfe dort noch nicht einmal eine Sitzbank aufstellen, geschweige denn, ein Vereinsheim.
Einer der strittigen Punkte, die demnächst ganz sicher diskutiert werden, ist, wie tausende Autos der VIPs zu den Parkplätzen auf den heutigen Trainingsplätzen gelangen können. Im Gespräch soll dem Vernehmen nach eine Zufahrt auf einem heutigen Radweg sein: über die Straße Am Stadtpark entlang der Realschule und dann über eine möglicherweise neu zu bauende Brücke über die Dhünn. Gerne wüsste man mehr, aber: Transparenz hat in dieser Sache keine Priorität.
Einen großen neuen Trainings-Campus mit 13 Fußballfeldern will Bayer 04 am liebsten in Monheim zwischen Autobahn und Laacher Hof auf freiem Feld bauen, allerdings liegt der Platz gleich neben dem Monheim-Langenfelder Wasserwerk im Trinkwasserschutzgebiet; dort fürchtet man um die Wasserqualität und -versorgung. Der Langenfelder Rat hat sich mit einer Resolution gegen den Plan gewandt, die Düsseldorfer Regionalrat zeigte wenig Neigung, diesen Bau im Außenbereich zuzulassen. Bayer 04 soll sich mit der Landesregierung ins Benehmen gesetzt haben, wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu hören ist. © Kölner Stadt-Anzeiger
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