Wie berichtet, muss das Kölner Wallraf-Richartz-Museum während der anstehenden Sanierung für rund 18 Monate geschlossen werden.

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Die Wiedereröffnung soll gleichzeitig mit Fertigstellung des Wallraf-Erweiterungsbaus Mitte 2028 erfolgen. Die wichtigsten Fragen und Antworten

Ist der Zeitraum von minimal elf bis maximal 19 Monaten Schließung realistisch angesetzt?

Es ist kein unbekanntes Phänomen, dass solch schlechten Nachrichten politisch motiviert etwas nach unten gedrückt werden. Der externe Projektmanager Jürgen Marc Volm sagte: "Der Zeitraum ist ambitioniert, aber nicht politisch motiviert." Seiner Aussage nach gibt es zwei, drei "kritische Pfade" bei den Arbeiten wie die Haustechnik oder die Trinkwasserleitungen. Er verteidigte die komplette Schließung: "Wenn wir keine Ruhe haben bei den Bauarbeiten, wird es eine Never ending Story."

Warum braucht es eine Generalinstandsetzung?

Weil der 2001 eröffnete Bau in die Jahre gekommen ist. Diplom-Ingenieur Jörg Friemel als Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer-Bau NRW hält das nicht für ungewöhnlich. Er sagte: "Viele Bauteile, die regelmäßig genutzt werden, haben eine gewisse Lebensdauer. Beispielsweise gilt das für Fenster, die zwischen 20 und 25 Jahre halten.

Wenn wir keine Ruhe haben bei den Bauarbeiten, wird es eine Never ending Story

Jürgen Marc Volm, Projektmanager

Allgemein ist es so, dass man fortwährend in ein Gebäude investieren muss. Tut man das längere Zeit nicht, läuft entsprechend viel auf und muss abgearbeitet werden." Peter Jungen, Vorsitzender des Wallraf-Stifterrats, kritisiert eine fehlende Instandhaltungsstrategie der Stadt. Stattdessen gebe es eine Strategie, Museen zu schließen.

Was heißt das für die Kosten?

2022 hatte der Rat die Verwaltung beauftragt, die Generalinstandsetzung im laufenden Betrieb zu planen. Damals ging sie von 18,05 Millionen Euro aus. Doch weil die Planer in den vergangenen zwei Jahren schlimmere Zustände als angenommen vorgefunden hat, steigen die Kosten laut Markus Greitemann um rund 60,7 Prozent auf 29 Millionen Euro.

Unter anderem wurden damals Wasserleitungen aus Kupfer verbaut, die nun ausgetauscht werden müssen, weil sie teils defekt sind. Greitemann sagte: "Ein solches Schadensbild konnte man nicht erwarten, außer man baut das falsche Material ein." Die Verwendung von Kupferrohren sei in Köln wegen der lokalen Wasserqualität ein No-Go.

Was ist mit dem Erweiterungsbau?

Aktuell lässt die Stadt auf dem Nachbargrundstück den Erweiterungsbau für das Museum bauen. Das Gebäude hatte die Stadt Stifter Gérard Corboud schon 2001 bei der Eröffnung des Haupthauses versprochen, um weitere seiner gestifteten Bilder zu zeigen.

Ein solches Schadensbild konnte man nicht erwarten

Markus Greitemann, Baudezernent

Er soll zeitgleich mit dem sanierten Wallraf eröffnen, beide Gebäude sind über einen Tunnel verbunden. Doch auch die Kosten für den Erweiterungsbau sind laut Greitemann um 30 Prozent gestiegen. Bei zuletzt prognostizierten 95,1 Millionen Euro entspricht das 31,6 Millionen Euro. Heißt: Die Erweiterung soll Stand jetzt 126,7 Millionen Euro kosten.

Die Kosten des nächsten Kulturbaus steigen also massiv?

Ja. Für Generalinstandsetzung und Erweiterung geht die Verwaltung momentan von 155,7 Millionen Euro statt zuletzt 113,2 Millionen Euro aus. Das entspricht einem Plus von 37,1 Prozent. Die Kostensteigerung wurde damit einen Tag vor der Sitzung des Finanzausschusses des Rates bekannt, das Gremium berät darin über die kritische Finanzlage der Stadt. Sie muss angesichts sinkender Einnahmen drastisch in allen Bereichen sparen, Kämmerin Dörte Diemert hatte im November von einer "deutlichen Zeitenwende" gesprochen.

Warum gibt es kein Interim während der Schließung?

Kulturdezernent Stefan Charles betonte, dass es für das Wallraf keine Zwischenlösung wie beim Stadtmuseum oder beim Römisch-Germanischen geben würde. Der Schließungszeitraum wäre beim Wallraf zu gering, so Charles, um Aufwand und Kosten zu rechtfertigen.

Auch Wallraf-Direktor Marcus Dekiert sagte, ein Interim mache für ihn keinen Sinn. Stattdessen wird der moderne Teil der Sammlung, rund 70 Gemälde des Impressionismus und des Nachimpressionismus, im Jahr 2026 auf eine dreiteilige Japan-Tournee geschickt. Geplant habe man dies schon länger, so Dekiert, allerdings unter der Voraussetzung einer kürzeren Schließungszeit.

Derzeit suche das Museum nach Wegen, während der Sanierung in der Stadt präsent zu bleiben. Allerdings wohl nicht mit der Sammlung, war dabei herauszuhören, sondern mit Aktionen. Ein Gastspiel des Wallrafs im Museum Ludwig und damit eine Wiederauflage des Kölner Doppelmuseums steht offenbar nicht zur Diskussion.

Welcher Bauunternehmer soll sich das alles antun?

Jürgen Marc Volm sprach davon, dass es eine "Herausforderung" sei, einen Generalunternehmer für die Wallraf-Sanierung zu finden. Die Baumaßnahmen erforderten eine hohe Koordination und würden ein hohes Risiko bergen. Die Frage sei, so Volm: "Wer will sich das antun?"

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Sollte sich kein geeigneter Generalunternehmer finden, müsse man die Maßnahmen einzeln ausschreiben. Trotzdem glaubt Volm, dass der Zeitrahmen für die Sanierung realistisch ist. In den Dezernaten dominiert derweil das Prinzip Hoffnung. Markus Greitemann liebäugelt mit der Aussicht, dass sich die Schließungszeit durch einen kompetenten Generalunternehmer verkürzen lasse. Stefan Charles griff auf seine positiven Erfahrungen bei der Erweiterung des Kunstmuseums Basel zurück: "Ich sage, das klappt."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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