Dresden - Humane Papillomviren (HPV) können Krebs auslösen - eine vollständige Schutzimpfung dagegen hatten zuletzt in Sachsen aber nur zwei Drittel der Mädchen bis 17 Jahre.
Bei den Jungen bis 13 Jahren liegt der Anteil ohne entsprechenden Schutz sogar bei 79 Prozent, wie aus dem Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer hervorgeht.
Etwa jede vierte Frau im Alter bis 30 Jahre ist laut Krankenkasse mit HPV infiziert. "Zwar verursacht nicht jede Infektion Krebs, aber humane Papillomviren sind tickende Zeitbomben. Eine HPV-Impfung in jungen Jahren kann eine Krebserkrankung im höheren Alter verhindern und sogar Todesfälle vermeiden", betonte Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen.
Humane Papillomviren werden durch intime Kontakte übertragen. Die meisten Menschen infizieren sich einmal im Leben mit ihnen. Die Infektionen verlaufen zwar größtenteils ohne Symptome. In einzelnen Fällen können sie aber Krebs auslösen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für Mädchen seit 2007 und für Jungen in dem Alter seit 2018.
Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut die HPV-Impfung für beide Geschlechter, denn auch Jungen und Männer können an HPV-bedingten Krebsarten wie Anal- oder Rachenkrebs erkranken, wenn auch seltener als Frauen. Außerdem sind Jungen und Männer potenzielle Überträger des Virus und können durch die Impfung nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Partnerinnen und Partner schützen.
Der Report zeigt zudem, dass die Impfaktivität zwischen 2021 und 2022 deutlich abgenommen hat. In Sachsen verringerte sich die Rate bei Mädchen und jungen Frauen um 25 Prozent und bei Jungen und jungen Männern sogar um 35 Prozent. Ohne eine Trendwende sei das EU-weite Ziel, eine Impfquote von 90 Prozent bei Mädchen bis zum Jahr 2030, nicht zu erreichen.
Dass zu wenig Menschen gegen HPV geimpft sind, hat mehrere Gründe. Viele wissen nichts über die Risiken einer HPV-Infektion und die Möglichkeit, sich mittels Impfung davor zu schützen. Hinzu kommt eine unbegründete Angst vor Nebenwirkungen, das Fehlen eines präzisen Impfdatums und damit das Vergessen des Impftermins. Zudem sei das Vertrauen in Impfungen generell seit der Corona-Pandemie gesunken, sagte die Gynäkologin Cornelia Hösemann, die Mitglied der sächsischen Impfkommission ist.
Die Barmer hält die Einführung einer zusätzlichen Kindervorsorgeuntersuchung im Alter von neun bis zehn Jahren für sinnvoll. "Statt eine Impfung im Zeitkorridor von 9 bis 14 Jahren zu empfehlen, wäre es besser, einen konkreten Zeitpunkt wie eine bestimmte U-Untersuchung zu benennen. Dann schiebt man die Impfung nicht vor sich her", erläuterte Monika Welfens. © Deutsche Presse-Agentur
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