Vor dem Bundesliga-Start macht Holger Badstuber den Favoritencheck: Wer hat die größten Chancen auf den Meistertitel – und wer wird im Kampf um die Schale das Nachsehen haben?

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Holger Badstuber dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Servus Fußball-Freunde!

Ja, ist denn schon wieder Bundesliga? Aber sicher doch! Am Freitag bitten die "Fohlen" gegen den Meister Bayer 04 Leverkusen zum Aufgalopp zur neuen Saison 2024/25. Und wer hat am Ende die Nase vorne?

Das Rennen um die Meisterschaft wird eng und mit großer Wahrscheinlichkeit wieder unter den ersten Fünf der Vor-Saison ausgemacht. Sie haben das größte Potenzial, die größte Strahlkraft und die entsprechend finanziellen Mittel dazu. Kann Leverkusen die starke Form bestätigen? Wie hart werden die Bayern attackieren? Wird der BVB endlich stabil? Mein Favoritencheck und Power-Ranking vor dem Saisonstart:

Bayer 04 Leverkusen: Der Top-Favorit auf den Titel

Die Weggänge hielten sich in Grenzen. Josip Stanisic ist ein Verlust, ja, aber dass er als Leihspieler zurück zum FC Bayern geht, war lange klar. Damit konnte geplant werden. Unruhe erzeugt nur noch die Personalie Jonathan Tah. Die Verantwortlichen hätten sich sicher früher Gewissheit gewünscht, aber das Brodeln in der Gerüchteküche um seine Zukunft wird nicht das gesamte Gefüge aus der Ruhe bringen. Die Mannschaft war und ist cool genug.

Patrik Schick, Victor Boniface, Flo Wirtz, Robert Andrich sind da – Granit Xhaka sowieso. Die wichtigste Personalie für den Klub ist ohnehin Trainer Xabi Alonso. Dass er geblieben ist, bedeutet, dass es weiter nach vorne geht. Die Spielphilosophie ist klar, die Qualität hoch. Wie motiviert, wie heiß aufs Gewinnen Alonso und seine Spieler sind, hat der Sieg im Supercup gegen den VfB Stuttgart gezeigt. Es scheint einfach so weiterzugehen wie zuletzt. Die Spieler zweifeln daran jedenfalls nicht. Leverkusen ist der Top-Favorit auf die Meisterschaft!

VfB Stuttgart: Neuer Rhythmus im Schwabenland

Dieser Verein wird dominiert von Emotionen. Bringen die Spieler sie auf dem Feld, gehen die Fans mit. Sie haben in der vergangenen Saison die neue Identität gespürt, die Einheit zwischen Trainer Sebastian Hoeneß und dem Team. Es war ein Schlag ins Gesicht für sie, dass sich Akteure wie Waldemar Anton und Serhou Guirassy dem BVB angeschlossen haben und den gemeinsam eingeschlagenen Weg verlassen haben.

Auch Hiroki Ito ist nach München gewechselt. Wäre der Transfer von Deniz Undav geplatzt, die Spannungen hätten zum Saisonstart negative Auswirkungen haben können. So wurde allerdings ein Ausrufezeichen hinter die neuen Ambitionen gesetzt. Mit der Teilnahme an der Champions League wird der nächste Schritt in der Entwicklung begonnen. Es wird ein anderer Rhythmus, an den sich viele Akteure erst noch gewöhnen müssen.

Eine Herausforderung, aber auch eine große Chance, den Verein auf die nächste Stufe zu setzen – als dauerhafter Teilnehmer im internationalen Geschäft. Die Meisterschaft ist das tägliche Brot, die Königsklasse wird dennoch viel Kraft und Konzentration kosten. Deshalb gehört der VfB nicht zu den Meister-Anwärtern. Für Rang drei könnte es dagegen durchaus reichen. Der VfB hat weiterhin eine sehr gute Mannschaft.

FC Bayern: Die Wundertüte der Liga

Eine titellose Saison erzeugt Schaum vorm Mund. Ich erinnere mich da an meine aktive Karriere und die Saison 2011/12. Wir waren so dermaßen versessen darauf, das in der Saison darauf wiedergutzumachen. Das Ende ist bekannt, wir holten uns das Triple. Der Druck war schon zu Beginn hoch, aber wir hatten das Gefühl, dass uns niemand stoppen konnte. Der Druck ist auch jetzt hoch, doch der große Unterschied zu uns damals war, dass jetzt noch keine Klarheit über Hierarchie und Spielidee herrscht. Das ist noch nicht greifbar. Das Gefühl der kompletten Überzeugung, dass das jetzt eine Saison wird, die alles vergessen macht, was zuletzt passiert ist, fehlt.

Was stellt die Mannschaft unter dem neuen Trainer Vincent Kompany dar? Thomas Müller hat es nach der ersten Runde im Pokal angedeutet: Mit Ball fehlt oft noch die spielerische Linie. Der FC Bayern ist für mich eine Wundertüte. Nichtsdestotrotz ist er eine Wundertüte mit allem drin, was man so für eine Meisterschaft braucht. Der Fokus in München wird der Schale gelten, sie ist die Basis für Erfolg. Es wird ein heißes Duell mit Leverkusen, bei dem ich den Werksklub leicht favorisiert sehe.

RB Leipzig: Erfolgs-Saison dank Simons?

Mit Xavi Simons wurde ein Hochkaräter gehalten. Er wird in der kommenden Saison noch stärker und zusammen mit seinen Kollegen in der Lage sein, jedes Top-Team zu ärgern.

Leipzig steht für Tempo und Dynamik. Zuletzt wirkten sie auch oft überhastet. Für einen Platz in den Top-Drei wird es nach meinem Gefühl nicht reichen.

Borussia Dortmund: Viele Fragenzeichen beim BVB

Mitten in eine Phase der spannenden Neuordnung platzt der Bundesliga-Start. Der Verein ist durcheinandergerüttelt von vielen Wechseln – in der Führungsetage, aber auch in der Mannschaft. Mit den Weggängen von Marco Reus, Mats Hummels und Niclas Füllkrug brechen Erfahrung und Charakter weg. Diese Säulen haben in der Vergangenheit einiges getragen, es zeichnet sich noch nicht ab, wer die Last übernimmt. Ich sehe zu viele Fragezeichen, wenn ich auf die Neuzugänge Guirassy, Maxi Beier oder Pascal Groß blicke.

Wie schnell fügen sie sich ein? Können sie die für sie angedachten Rollen voll ausfüllen? Für eine Meister-Saison braucht es eine gestandene Hierarchie, ein Team, das zusammengewachsen ist. Möglich ist es, dass das unter Coach Nuri Sahin schnell passiert, aber unwahrscheinlich auch. Beim BVB ist alles im Wandel – und die Schale ein großes Stück entfernt.

Meine Prognose für die Tabelle nach dem 34. Spieltag lautet also:

Zur Wiedervorlage im Sommer 2025. Davor werdet ihr aber noch ein paar Mal von mir lesen.

Einen schönen Bundesliga-Start wünscht

Euer Holger Badstuber

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.