Die eigenen Nachwuchsspieler haben es derzeit beim FC Bayern schwer: Der Klub setzt auf teure Stars oder Talente aus anderen Vereinen. Allerdings ist die Qualität im Kader des Rekordmeisters auch so hoch wie vielleicht nie zuvor in der Klubgeschichte.
Thomas Müller,
Wer aber einen Blick auf den Ist-Zustand wirft, wird beim deutschen Rekordmeister in Sachen Talente wenig Erfreuliches entdecken.
In den zweieinhalb Jahren seit seiner Amtsübernahme hat Bayern-Trainer
Ganz im Gegenteil. Vor Saisonbeginn wurden die im Klub ausgebildeten Mittelfeldspieler Gianluca Gaudino und Julian Green in die U23 beordert, auch Stürmer Sinan Kurt, der zwischen 2007 und 2014 bei Borussia Mönchengladbach groß wurde, durfte nicht mehr mit den Profis trainieren.
Kurz zuvor hatte der FCB bereits Verteidiger Mitchell Weiser zu Hertha BSC ziehen lassen.
Guardiola: "Junge Spieler sind die Zukunft"
Der Nachwuchs hat derzeit keinen leichten Stand beim Bundesliga-Tabellenführer. Der Letzte, der in einem wichtigen Spiel einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte, war Pierre-Emile Höjbjerg.
Das Spiel war das DFB-Pokalfinale 2014, der Däne ist aktuell an den FC Schalke 04 verliehen.
Bei seinem Amtsantritt im Sommer 2013 erklärte es Guardiola zum Ziel, die Durchlässigkeit vom Amateur- zum Profibereich zu verbessern.
"Ich habe in Barcelona viel mit jungen Spielern gearbeitet. Sie sind die Zukunft jedes großen Vereins wie Barcelona oder Bayern. Und sie brauchen die Unterstützung und das Vertrauen", sagte der Spanier bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte.
Zum ersten Trainingslager an den Gardasee nahm er mit Höjbjerg, Patrick Weihrauch, Rico Strieder, Benno Schmitz, Alessandro Schöpf, Daniel Wein, Julian Green, Vladimir Rankovic und Oliver Markoutz gleich neun Jugendspieler mit.
Keiner hat den Sprung zu den Bayern-Profis geschafft. Auch Lucas Scholl (19), Sohn von Bayern-Legende Mehmet Scholl, wurde in der U23 in der Regionalliga geparkt.
Dafür setzte Guardiola in den vergangenen Jahren vielfach auf etablierte Profis wie Douglas Costa und Thiago Alcantara oder Stars wie Arturo Vidal und Xabi Alonso, die für viele Millionen Euro verpflichtet wurden.
U21-Nationalspieler
Ausgebildet wurde Kimmich allerdings beim VfB Stuttgart, Coman bekam den Feinschliff in der Jugendakademie von Paris St. Germain.
Eines der letzten großen eigenen Talente, das die Bayern ziehen ließen, war Emre Can, der 2013 zunächst nach Leverkusen und dann zum FC Liverpool in die englische Premier League wechselte.
2010 erging es dem einst hoch gelobten Andreas Ottl nicht anders – der Mittelfeldspieler wurde an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen und wechselte später über Hertha BSC nach Augsburg.
Bayern nimmt Geld für Nachwuchs in die Hand
Bleibt die Frage: Sind die eigenen Talente aktuell nicht gut genug? Oder gibt ihnen Pep Guardiola einfach keine Chance?
Gegen Letzteres spricht: Als Trainer des FC Barcelona ließ er in vier Jahren immerhin 23 Kicker aus dem eigenen Nachwuchs in der ersten Mannschaft debütieren, darunter große Namen wie Sergio Busquets, Pedro oder Thiago.
Für Ersteres spricht: Die Bayern haben erkannt, dass es Nachholbedarf gibt. Ab der Saison 2017/18 sollen im neuen, rund 70 Millionen teuren Nachwuchsleistungszentrum die künftigen Identifikationsfiguren ausgebildet werden: auf acht Fußballfeldern, einem Internat, einer Dreifachturnhalle und einem Stadion mit 2500 Plätzen.
Präsident Karl Hopfner sagte bei der Grundsteinlegung, der FC Bayern habe bei der Infrastruktur im Jugendförderungsbereich im Vergleich zur europäischen Konkurrenz "Nachholbedarf".
Man wolle den anderen Klubs künftig auf Augenhöhe begegnen. "Wir alle wünschen uns wieder Spieler wie Philipp Lahm,
Aber: Die Erwartung wäre vermessen, die FCB-Nachwuchsabteilung könne jedes Jahr einen künftigen Star hervorbringen – selbst dem großen FC Barcelona gelingt das nicht.
Zudem ist die Qualität im Bayern-Kader derzeit so hoch wie vielleicht nie zuvor in der Klubgeschichte.
Dennoch halten die Bayern mit ihren Millionen-Investitionen in den Nachwuchs an der Vision von Ex-Präsident Uli Hoeneß fest: eine Mannschaft mit möglichst vielen Nationalspielern formen, die beim FC Bayern das Fußballspielen gelernt haben.
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