Fernando Carro traut Bayer Leverkusen in der Champions League ganz viel zu. Reiner Calmund sprach mit unserer Redaktion über große Träume, Xabi Alonsos Sieger-Gen und "seinen verlängerten Arm auf dem Platz".

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Reiner Calmund schwelgt noch viel in Erinnerungen an jenen 15. Mai 2002 in Glasgow. Bayer Leverkusen verlor damals in Schottland das Champions-League-Finale denkbar knapp 1:2 (1:2) gegen Real Madrid.

"In der Gruppenphase hatten wir Juventus Turin, das im selben Jahr italienischer Meister wurde. Und den FC Arsenal, der englischer Meister wurde. Im Endspiel haben wir sehr, sehr unglücklich verloren", erzählt der ehemalige Bundesliga-Manager unserer Redaktion zu den Momenten im Hampden Park. "Wir waren eigentlich die bessere Mannschaft. Aber Real Madrid hatte damals das Glück, dass sie mit Beginn der zweiten Halbzeit den Reserve-Torwart einwechseln mussten."

Calmund weiter: "Das war die Geburtsstunde des großen Iker Casillas. Linke Hand, rechter Fuß, abgefälscht – er hat in der zweiten Halbzeit unwahrscheinlich gehalten, wie ein Teufel. Wir haben verloren, obwohl wir mehr Spielanteile hatten." Allein in der Nachspielzeit konnte Casillas damals dreimal auf der Linie retten. Und so wurde es nichts mit dem "Henkelpott" für die "Werkself". Und jetzt, mehr als 22 Jahre später, wagt Bayer 04 den nächsten Anlauf.

Fernando Carros mutige Champions-League-Ansage

Fernando Carro, Geschäftsführer der Leverkusener, nannte kürzlich im Gespräch mit dem Podcaster Jens Stratmann den Champions-League-Sieg als nächstes Ziel des Deutschen Meisters. Realistisch? Vermessen? "Eine mutige Aussage. Aber warum nicht? Ich habe nichts dagegen. Ich sage: Raus damit! Ich weiß, wie schwer das ist. Aber ich würde ihn jetzt nicht zurückpfeifen, wenn ich der Aufsichtsratschef der Bayer AG wäre", sagt Ex-Boss Calmund.

An diesem Donnerstagabend starten die Rheinländer beim niederländischen Klub Feyenoord Rotterdam in die Königsklasse, nachdem der große nationale Rivale, der FC Bayern, 9:2 (3:0) über Dinamo Zagreb hinweggefegt ist.

"Fernando Carro leistet als Fußball-Chef in Leverkusen hervorragende Arbeit, gemeinsam mit der Mannschaft, mit Trainer Xabi Alonso und mit Manager Simon Rolfes. Wenn er so optimistisch ist, würde ich jetzt nicht versuchen, seinen Optimismus zu bremsen", erklärt Calmund und mahnt dennoch: "Für den Sieg in der Champions League brauchst du natürlich neben Qualität, was Bayer Leverkusen eindeutig hat, auch eine große Portion Glück."

Bayer Leverkusen: Calmund schwärmt von Alonso und Xhaka

Für "Calli", wie viele Weggefährten den 75-Jährigen nennen, steht und fällt alles mit zwei Protagonisten: Chefcoach Xabi Alonso und Mittelfeldstratege Granit Xhaka. "Xabi Alonso war mit Liverpool Champions-League-Sieger, mit Spanien zweimal Europameister und einmal Weltmeister. Er war bei Bayern München als zentraler Mittelfeldspieler sehr erfolgreich. Er ist eigentlich jetzt noch ein Spieler. Sein verlängerter Arm auf dem Platz ist Xhaka", sagt er.

Der 42-jährige spanische Trainer habe der Mannschaft "sein kompaktes und diszipliniertes Spiel eingeimpft, defensiv und offensiv beim Umschalten. Und er hat das Sieger-Gen reingebracht", schwärmt der Rheinländer Calmund vom Basken Alonso.

Und was macht Xhaka zu besagtem "verlängerten Arm"? Der 31-jährige Schweizer spiele "taktisch sehr klug und diszipliniert, er ist sehr zweikampfstark. Die Mitspieler merken, dass er der große Taktikfuchs und der Mann für das Zentrum ist", erklärt Calmund unserer Redaktion.

Seiner Ansicht nach kommt es auf zwei weitere Spieler an. "Boniface hatte als Stoßstürmer noch nicht diese Kontinuität. Wie er jetzt gestartet ist, war nochmal eine Klasse drüber, sowohl im Dribbling, als auch seine Körpertäuschungen. Und, was seine scharfen Schüsse angeht", sagt Calmund über den 22-jährigen Nigerianer, der zuletzt in der Bundesliga beim 4:1 bei 1899 Hoffenheim zwei Tore erzielt und einen weiteren Treffer vorbereitet hat.

Und Calmund vertraut auf Abwehrchef Jonathan Tah, der nach seinem geplatzten Wechsel zum FC Bayern angekündigt hat, den Verein im kommenden Sommer zu verlassen. "Optimal wäre für ihn, mit einer Top-Leistung zu wechseln", sagt "Calli" und glaubt: "Seine ehrliche Mentalität und die Aussicht auf einen Wechsel dürften ihn anfeuern, nochmal eine gute Saison zu spielen."

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