Konrad Laimer vom FC Bayern war beim Champions-League-Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid der wahrscheinlich wichtigste Spieler auf dem Platz. Er entpuppt sich langsam als der Spielertyp, den Trainer Thomas Tuchel immer wieder forderte.

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Es kann auch ein Kompliment sein, wenn der Trainer einen auf der Bank lässt. Konrad Laimer wurde am Samstag gegen den VfB Stuttgart nicht eingesetzt, um ihn für das wichtige Champions-League-Halbfinal-Rückspiel am Mittwochabend gegen Real Madrid zu schonen.

Im Hinspiel bewies der Mittelfeldspieler, wie wichtig er für die Stabilität seiner Mannschaft ist. Ob nun als Antreiber, als Balleroberer oder als unermüdlicher Zweikämpfer – Laimer war der wohl beste Spieler auf dem Feld. "Konni war sehr stark", lobte Trainer Thomas Tuchel völlig zurecht.

Laimer spielt gerne aggressiv – vor allem in der Champions League

"Es ist meine Zielart, dass ich aggressiv spiele", sagte Laimer danach in der Mixed Zone. "In einem Halbfinale wird nicht ganz so viel gepfiffen wie in einem normalen Bundesligaspiel. Das macht mir erstens Spaß und zweitens finde ich es generell gut, so einen Fußball zu spielen."

Auch Mitspieler Joshua Kimmich lobte Laimer für "ein überragendes Spiel. Nicht nur gegen den Ball, auch mit Ball hat er sehr gute Entscheidungen getroffen. Seine Zweikampfführung war herausragend, aber er hat auch super angedribbelt, gute Pässe zwischen den Linien gefunden. Er hat schon einige gute Spiele für uns gemacht. Aber das war mit Abstand das Beste, fand ich".

Von Salzburg über Leipzig nach München

Der österreichische Nationalspieler war für Red Bull Salzburg aktiv, ehe er im Sommer 2017 in die deutsche Bundesliga zu RB Leipzig wechselte. Dort entwickelte er sich praktisch auf Anhieb zum Stammspieler und absolvierte sechs Spielzeiten, bis er im Sommer 2023 ablösefrei nach München kam.

Marco Rose, sein ehemaliger Trainer bei RB Leipzig, sagte bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion: "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er hat Qualitäten, die man nicht oft im europäischen Fußball hat. Er hat eine unfassbare Dynamik bei Ballgewinnen und im Umschalten, dadurch schafft er Überzahlsituationen. Zudem ist er noch ein guter und witziger Typ. Er gibt der Mannschaft etwas, was viele Mannschaften nicht haben und was viele Mannschaften suchen."

Laimer ist die "Holding Six“, die Tuchel immer gefordert hat

Laimer mag für Außenstehende nicht der auffälligste Spieler sein. Er ist kein Jamal Musiala oder Leroy Sane, die mit ihren Fähigkeiten am Ball für Aufsehen sorgen. Beim 2:2 gegen Real Madrid bereitete Laimer zwar einen Treffer vor, tritt ansonsten im Offensivspiel aber selten in Erscheinung. In 40 Pflichtspielen für den FC Bayern gelangen ihm lediglich ein Tor und vier Vorlagen.

Der 26-Jährige ist eher ein unermüdlicher Kämpfer, der viel für die Mannschaft arbeitet und Lücken schließt, zudem im Pressing stark gegen den Ball arbeitet. Man könnte auch sagen: Wird er richtig eingesetzt, kann Laimer als defensiver Mittelfeldspieler die "Holding Six" sein, die Tuchel immer wieder gefordert hatte.

Eine Allzweckwaffe, die fast jede Position spielen kann

Laimer war ursprünglich der Wunschspieler von Julian Nagelsmann, der auch in Leipzig mit ihm zusammengearbeitet hatte und dessen Qualitäten kannte. Bevor der Wechsel allerdings vonstattenging, wurde Nagelsmann beim FC Bayern freigestellt und durch Tuchel ersetzt.

Die Folge für Laimer war, dass er unter Tuchel zunächst als Allzweckwaffe diente. Nur selten wurde er als Mittelfeldspieler eingesetzt, dafür umso häufiger als Rechtsverteidiger. Er ist es gewohnt, zwischen den Positionen hin- und hergeschoben zu werden. Auch auf seinen vorherigen Stationen ist das oftmals der Fall gewesen.

"Ich bin tatsächlich schon etwas rumgekommen auf dem Platz", sagte er einmal gegenüber "fcbayern.com". "Einmal habe ich sogar als Innenverteidiger gespielt, aber nicht von Beginn an. Natürlich macht es Spaß, sich auf anderen Positionen zu probieren, aber grundsätzlich fühle ich mich im Mittelfeld am wohlsten."

Ex-Bayern-Spieler Fink lobt Laimer als Arbeiter zwischen den Kreativen

Noch lässt sich nicht absehen, wer zukünftig den FC Bayern trainiert und welche Rolle Laimer unter dem zukünftigen Trainer spielen wird. Der frühere Bayern-Mittelfeldspieler Thorsten Fink ist allerdings überzeugt davon, dass Laimer auch in den kommenden Spielzeiten ein wichtiger Akteur beim deutschen Rekordmeister sein kann.

"Wenn er das Niveau vom Real-Spiel bringt, kann er auf Jahre als wertvoller Teamplayer dabei sein. Denn auch große Teams benötigen eine gute Mischung aus Arbeitern und Kreativen", sagte er gegenüber dem "Kicker".

Auch er war begeistert davon, wie Laimer die Top-Stars aus Madrid bearbeitete: "Er hat es im Hinspiel sehr gut gemacht, sehr viel gearbeitet, viele Bälle gewonnen. Es war das beste Spiel, das er für den FC Bayern absolviert hat."

Ob Laimer auch im Rückspiel den Unterschied ausmachen wird?

Laimer fordert gegen Real defensive Stabilität

Der Mittelfeldspieler weiß aus dem Hinspiel, was für ein schwieriger Gegner Real ist: "Sie spielen einen ganz komischen Fußball. Manchmal denkst du, du hast so viel Platz und so viel Raum. Sie spielen ganz langsam - und dann macht einer eine Aktion und es wird brandgefährlich. Das sind alles Spieler mit einer wahnsinnigen Qualität. Das ist eine abgezockte Mannschaft von einem anderen Stern."

Umso wichtiger sei es, wachsam zu sein: "Wir müssen defensiv wieder stabil stehen, müssen voll da sein im Kopf. Egal, wer von denen da vorne eine schnelle Bewegung macht, er kann alleine vor dem Tor stehen."

Allerdings könne seine Mannschaft dagegenhalten. "Wenn wir mit Selbstvertrauen und einer gewissen Zielstrebigkeit nach vorne spielen und das eine oder andere Mal noch mehr machen und uns mehr zutrauen, dann haben wir so viele Chancen und Qualität", sagte Laimer. "Dass es eine sehr gute Leistung braucht, wissen wir. Aber es ist ein Halbfinal-Rückspiel. Da geht es um alles."

Laimer hat im Hinspiel bewiesen, für diese Aufgabe bereit zu sein.

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