• Unser Kolumnist Olaf Thon sieht bei Flick eine Mitschuld an der Niederlage gegen Japan.
  • Auch Neuer habe nicht optimal agiert.
  • An Rüdiger könnten sich alle Spieler ein Beispiel nehmen.
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wir hatten gegen Japan in der Abwehr und im Angriff ein Problem. Niklas Süle hat vor dem zweiten Tor einen haarsträubenden Fehler gemacht. Er hat das Abseits aufgehoben, auf das die beiden Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck gestellt hatten. Deswegen kamen sie zu spät nach hinten. Auch schon vor dem ersten Tor hat er zu zaghaft angegriffen. Er lässt seinen Gegenspieler von außen auf sich zukommen. Schon da kommt Süle zu spät. Und dann bietet er dem Japaner die falsche Seite an. Man lässt seinen Gegenspieler nicht innen durchlaufen. Das hat auch Bastian Schweinsteiger als Experte in der ARD schön gesehen.

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Thon sieht Neuer nicht fehlerfrei: "So einen Ball kann ein Welttorhüter halten"

In der Abwehr passierten viele Fehler. Auch Manuel Neuer sah in beiden Szenen nicht gut aus. Es waren keine Torwartfehler. Aber als Welttorhüter kann er so einen Ball wie vor dem 1:2 halten. Beim ersten Tor hat er auch nicht perfekt reagiert und den Ball nach vorne abprallen lassen.

Nur Antonio Rüdiger steht wie ein Fels in der Brandung. Er hat auch in der von Didi Hamann kritisierten Sprint-Szene gegen Takuma Asano nicht arrogant gespielt. Er macht das immer so. Ich finde es nicht schlimm, dem Gegner zu zeigen, dass er doppelt so schnell ist. An Rüdiger können sich alle Spieler ein Beispiel nehmen.

Ich hätte mir mehr Zweikampfhärte gewünscht. Das alles Entscheidende aber war unsere Chancenverwertung. Jamal Musiala, Serge Gnabry und Ilkay Gündogan hatten Riesenchancen. Hätten wir 2:0 oder 3:0 geführt, wären wir als sicherer Sieger mit einem noch höheren Ergebnis vom Platz gegangen.

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Thon: "Flick hat nicht auf die wechselnde Taktik der Japaner reagiert"

Hansi Flick aber war nicht fähig, in der zweiten Halbzeit auf die wechselnde Taktik der Japaner zu reagieren. Er hätte auf Fünferkette im Mittelfeld umstellen müssen. Und er hat mit Thomas Müller und Gündogan die besten Spieler vom Feld genommen. Das ging nach hinten los. Dieses Spiel war nicht zu verlieren. Wir haben uns selbst geschlagen. So aber haben wir es verloren und sind mit einem Bein bereits aus dem Turnier geflogen.

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Thon: "Wir müssen gegen Spanien alles riskieren"

Gegen Spanien muss mindestens ein Unentschieden her, um eine theoretische Möglichkeit auf das Weiterkommen zu haben. Die Ausgangssituation aber ist schlecht. Die Spanier werden versuchen, viel Ballbesitz zu haben und unsere Mannschaft zu locken. Die große Gefahr ist, dass die Spanier mit ihrem Kurzpassspiel unsere Mannschaft auseinandernehmen und wir hoch verlieren, weil unsere Spieler alles riskieren müssen.

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Andererseits ist die Brust der Spanier nach dem 7:0 über Costa Rica so breit, dass sie möglicherweise ihr Tiki-Taka-Spiel übertreiben und überheblich werden.

Thon: "Flick darf nicht alles über den Haufen schmeißen"

Für uns ist es jetzt nicht der richtige Weg, alles über den Haufen zu schmeißen, Julian Brandt reinzubringen, oder auch Mario Götze oder Leroy Sané. Hansi Flick hat nicht umsonst auf diese elf Spieler aus der Startelf gegen Japan gesetzt.

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Ich würde ein, zwei Umstellungen vornehmen, würde Thomas Müller für Kai Havertz ganz vorne in die Spitze stellen und dahinter mit einer Fünferkette spielen. Jonas Hofmann müsste spielen. Und man könnte über Schlotterbeck nachdenken. Er hat keinen sicheren Eindruck hinterlassen. Und Süle ist einfach kein Mann für die rechte Außenposition. Der gehört in den zentralen Bereich.

Protokoll von Jörg Hausmann
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