Mit dem Start ins WM-Jahr beginnt auch der Countdown um einen der 23 Kaderplätze bei der deutschen Nationalmannschaft. Bundestrainer Joachim Löw bangt ganz besonders um fünf wichtige Spieler - darunter sind gleich drei Weltmeister.

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In etwas mehr als einer Woche rollt in der Bundesliga schon wieder Ball, die Mannschaften sind längst in ihren Trainingslagern und nutzen die kurze Vorbereitungszeit auf eine strapaziöse Rückrunde.

Schließlich ist der Terminkalender proppenvoll, die Weltmeisterschaft zum Abschluss einer dann langen Saison erfordert in diesem Jahr eine besonders enge Taktung.

Joachim Löw hat noch ein halbes Jahr Zeit

In 150 Tagen müssen dem Weltverband FIFA die endgültigen Kaderlisten übermittelt werden und Bundestrainer Joachim Löw wird wie immer vor einem großen Turnier ein halbes Jahr nicht nur Spieler sichten und beurteilen, sondern immer auch ein wenig zittern und bangen.

Zwar verfügt der Titelverteidiger in der Breite neben Spanien, Frankreich, Brasilien und vielleicht Argentinien immer noch über eine überragend große Auswahl an Spielern.

Dass Löw aber zum Jahreswechsel mehr Wackelkandidaten zu beklagen hat als ihm lieb sein dürfte, ist durchaus besorgniserregend.

Gleich mehrere potenzielle Stammspiele sind langzeitverletzt oder erst jetzt auf dem Weg zurück in ihre Teams, andere haben mit Formschwankungen zu kämpfen oder sich selbst in eine durchaus heikle Situation manövriert mit unbekanntem Ausgang.

Manuel Neuer:

Ein Post bei "Instagram" lässt die Fans hoffen: Darauf ist Manuel Neuer zu sehen, wie er erstmals seit Monaten ohne Krücken auf einem so genannten Anti-Schwerkraft-Laufband Gehübungen macht.

Mehrere Wochen musste die deutsche Nummer eins sein Comeback verschieben, nachdem er sich im Herbst zum dritten Mal in Folge schwer am Mittelfuß verletzt hatte.

Der erneute Bruch soll jetzt komplett ausheilen, ein abermaliges Risiko vermieden werden.

Neuer ist ein Fixpunkt in der Mannschaft, mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung eine Bank. Selbst der in dieser Saison glänzend aufgelegte Marc ter Stegen als Ersatz käme in dieser Hinsicht nicht an den Münchener heran.

"Im Moment ist alles im Plan", sagte Löw zuletzt über Neuers geplante Rückkehr im Frühjahr.

"Er ist der beste Torwart der Welt, ein Rückhalt, unser Kapitän. Mit dieser Ausstrahlung brauchen wir ihn unbedingt."

Marco Reus:

Für den ewigen Pechvogel wird es auch in diesem Jahr wieder ganz eng. Nach seinem Kreuzbandriss ist Reus am Mittwoch mit dem BVB ins Trainingslager nach Marbella geflogen.

Auch das ist ein Hoffnungsschimmer für einen Spieler, der in Sachen Nationalmannschaft schon so viel Pech gehabt hat und zwei von drei großen Turnieren bisher wegen Verletzungen verpasst hat.

Marco Reus hat in dieser Saison noch keine Minute gespielt und die Rückkehr nach einer derart schweren Verletzung nimmt in der Regel einige Monate in Anspruch, ehe wieder das "normale" Leistungsniveau erreicht werden kann.

Für Reus zählt ab sofort sprichwörtlich jeder Tag. Seit Anfang November ist er im Lauftraining, mit Ball hat er schon vor Weihnachten ein paar Mal trainiert.

Jetzt geht es darum, Anschluss im Mannschaftstraining zu finden und wohl dosiert die nötige Wettkampfpraxis zu erlangen.

Der Plan sieht eine Rückkehr in der Bundesliga für den Februar vor - danach blieben nur noch drei Monate, um sich für den WM-Kader aufzudrängen.

Benedikt Höwedes:

Es sind erschreckende Zahlen für den eigentlich gesetzten Innenverteidiger: Von 29 Pflichtspielen in dieser Saison für Schalke und Juventus hat Benedikt Höwedes ein einziges bestritten.

Gegen den FC Crotone in der Serie A. Das war Ende November, Höwedes durfte 68 Minuten auf dem Platz stehen. Dann zog er sich nach einer Muskelermüdung und einer Oberschenkelzerrung die nächste Muskelverletzung zu, die das Jahr 2017 im Krankenstand beendete.

Höwedes' Wechsel zu Italiens Rekordmeister ist aus sportlicher Sicht bisher ein kleines Desaster, der Weltmeister fliegt in Deutschland fast schon unter dem Radar.

Dabei war er beim Triumph in Brasilien vor vier Jahren noch eine feste Größe bei Löw und so etwas wie der überraschende Gewinner unter den WM-Gewinnern.

Jetzt wird es richtig hart für den bald 30-Jährigen, die Konkurrenz ist groß und spielt regelmäßig auf Topniveau in der Champions League.

Der Bundestrainer würde seinen flexiblen Abwehrspieler wohl zu gerne mitnehmen. Ohne jegliche Spielpraxis ist eine Nominierung aber undenkbar.

Mario Götze:

Für Götze begann die Saison wie für den gesamten BVB eigentlich recht vielversprechend, der Angreifer näherte sich in kleinen Schritten wieder jener Form, mit der er entscheidend zu Dortmunds Erfolgen der jüngeren Vergangenheit beigetragen hatte.

Die Nachwehen seiner Stoffwechselkrankheit spielte sich der 25-Jährigen immer mehr aus den Kleidern, wirkte gut trainiert und spritzig.

Dann kam eine Gesichtsverletzung, der Absturz seiner Mannschaft und letztlich die fast schon obligatorische nächste schlimmere Verletzung.

Der Bänderanriss im Sprunggelenk ist nun zwar auskuriert und Götze wie Teamkollege Reus mit dem BVB im Trainingslager unterwegs, und trotzdem fängt der vielleicht beste Dribbler in engen Räumen in Löws Mannschaft in gewisser Weise wieder von vorne an.

Mario Götze ist wegen seiner speziellen Fähigkeiten gegen tief stehende Gegner eigentlich ein klarer WM-Fahrer, aber selbst beim Siegtorschützen von Rio zählt am Ende das Leistungsprinzip.

Sandro Wagner:

Der Neu-Bayer ist ein Spezialfall. Wagner hat mit seinem Wechsel im Winter zu den Bayern ganz sicher nicht den Weg des geringsten Widerstands gewählt, sondern geht in Bezug auf eine mögliche WM-Nominierung volles Risiko.

Während ein anderer Konkurrent wie Mario Gomez gewissermaßen auf einer sportlichen Ebene gewechselt ist, von Kellerkind Wolfsburg zu Kellerkind Stuttgart, nimmt Wagner beim Rekordmeister in Kauf, in der Rückrunde womöglich oft genug auf der Bank zu sitzen.

Sandro Wagner findet in München natürlich nochmal ein anderes Niveau selbst im Training vor, als er das aus Hoffenheim gewohnt war.

Und wenn er sich als Backup oder sogar echte Alternative zu Robert Lewandowski beweist, dann fallen unter Umständen noch richtig große Spiele im Pokal und in der Königsklasse für ihn ab.

Auf Bewährungschancen im Wochentakt dürfte sich Wagner aber nicht verlassen können.

Und die Erinnerungen an den Confed Cup, wo er sehr auf sich aufmerksam machen konnte, sind bis zum Sommer auch längst verblasst.

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