Obwohl es viele bereits ahnten oder zu wissen glaubten, zog es nahezu bei allen die Gänsehaut auf, als Samuel Koch am Ende von "The Masked Singer" am Samstagabend hinter der aufwendigen Maske des "Phönix" zum Vorschein kam. "Ihr seid ja alle verrückt", kommentierte der 34-Jährige die stehenden Ovationen im Studio. Koch, dessen Sangeskünste doch ziemlich begrenzt sind, begeisterte die Zuseher dennoch mit einer emotionalen zweiten Performance von "Somewhere over the Rainbow".

Eine Kritik
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Während drüben im ZDF Thomas Gottschalk anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von "Wetten, dass..?" versuchte, sich zu fulminanten Einschaltquoten zu quatschen, ging es auf ProSieben bei "The Masked Singer" in die nächste Runde.

Der Kampf um die Auswahl für das Halbfinale stand an. Noch sieben Masken waren mit von der Partie. Sie hatten im Rahmen eines Dreikampfs und eines Vierkampfs ihre gesanglichen Skills unter Beweis zu stellen. Die Schwimmer – also die insgesamt drei Voting-Verlierer aus den beiden Gruppen – mussten danach noch ein weiteres Mal ran. Doppelschicht quasi.

Gruppe I: Teddy vs. Raupe vs. Phönix

Nach seiner COVID-19-Erkrankung kehrte der optisch stets ein wenig abgefuckt anmutende Plüschbär wieder auf die Bühne zurück. Schon die ersten paar Takte könnten bei einigen Zusehern zu Besorgnis erregenden Frakturen der Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel geführt haben.

Ja, Teddys Headbangen zu Limp Bizkits "Take a Look around" war vielleicht ganz niedlich, aber wer beim Singen Töne trifft, ist in der Regel klar im Vorteil. "Hammer-Performance", schwärmte Jurorin Ruth Moschner dennoch.

"Du bist eine Kollegin von mir. Die hat sogar mal in einer Girlband gesungen", wandte sich wiederum Gastjuror Thore Schölermann, der in der vergangenen Staffel den pinken Monstronaut gab, direkt an Teddy. Er tippte auf Moderatorin Annemarie Carpendale.

Danach gab die Raupe ein beherztes und gut gesungenes "The Edge of Glory" von Lady Gaga, während sie von Schmetterlingen auf Rollern umkreist wurde. Garvey dachte an Sandy Mölling von den No Angels, die in den USA lebe und eine "super pronunciation" - also Aussprache - habe. Moschner brachte indes Sängerin Katja Ebstein ins Spiel.

"The Masked Singer": Der Phönix musste zunächst zittern

Danach der Auftritt des Phönix. Er tat so, als würde er "Somewhere over the Rainbow" singen, das in der Version von Judy Garland zum Klassiker wurde, versetzte mit der Hawaii-Version aber einen Teil der Zuseher in einen veritablen Tiefschlaf.

Moschner, die offenbar nicht zugehört hatte, fand’s "total toll" und sogar "zauberhaft". "Die Stimme ist so wunderschön, so besonders. Es muss jemand sein, der auf etwas sitzt, das gesteuert wird. Man denkt auf den ersten Blick, es könnte Samuel Koch sein. Aber vielleicht ist es auch Smudo, der probiert ja auch gerne neue Technologien aus", erklärte die Jurorin weiter.

Garvey widersprach: "Ich bin überzeugt, dass es ein sehr guter Freund von mir ist. Das ist zu 100 Prozent Jan Josef Liefers." Schölermann wiederum brachte FDP-Politiker Christian Lindner ins Spiel. Am Ende halfen alle prominenten Namen nichts - der Phönix musste ums Weiterkommen zittern.

Gruppe II: Mülli Müller vs. Mops vs. Axolotl vs. Heldin

Die nächste Gruppe eröffnete Mülli Müller. Er drückte mit einer härteren Track-Mixtur auf Basis von Snaps "I’ve got the Power" mächtig auf die Tube, was dem Format, das in der Regel eher mit Mainstream langweilt, ganz gut tat. "So einen Performer müsste man doch kennen", meinte ein ratloser Garvey, der sich jemanden aus der Metal-Bubble in der Mülltonne vorstellen konnte.

Moschner tippte auf Max Giesinger, der ja Mucke mit einem gewissen Härtegrad lieben würde. Jedenfalls habe Mülli die Sendung schon gewonnen, meinten einige im Twitterland. Der Mops, der danach ein untadeliges "Ironic" von Alanis Morissette präsentierte und dabei nach einer Promenadenmischung aus mindestens fünf bekannten Sängerinnen klang, könnte ihm dabei aber durchaus gefährlich werden. "Das war eine super Performance", lobte Garvey die hündische Darbietung. Moschner tippte auf Carolin Niemczyk von "Glasperlenspiel".

Schölermann wähnt Agnetha von ABBA hinter der "Heldin"

Der Axolotl kramte dann den aus dem Jahr 1958 stammenden Schlager "Bongo Cha-Cha-Cha" hervor und tat sich und dem Rest der Welt exklusive einer blonden "The Masked Singer"-Jurorin damit keinen großen Gefallen. Moschner fand die Performance nämlich "Wahnsinn" und schwankte, kein Scherz, zwischen Schauspielerin Andrea Sawatzki und Comedian Atze Schröder.

Danach gab’s "In the End" von Linkin Park – und zwar von der "Heldin", die optisch erneut an Franz von Assisi erinnerte und den Track entschleunigt anlegte, was ihn ein wenig in die Gothic-Abteilung verschob. Moschner spekulierte mit LaFee hinter dem Heldenkostüm; für Garvey schien ob der Österreich-Hinweise Christina Stürmer denkbar. Schölermann hingegen, der offenbar auch kein großes Nahverhältnis zur Realität hat, konnte sich doch tatsächlich Agnetha Fältskog von "ABBA" hinter der "Heldin" vorstellen.

Diese und die Mülltonne gelangten jedenfalls ins Halbfinale, der Axolotl und der Mops mussten nun gegen den dritten Wackelkandidaten, den Phönix, und das eigene Ausscheiden singen.

Axolotl gibt "Tom Waits"-Song in Punk-Version

Der Phönix versuchte sich jetzt am HipHop-Track "I can" von NAS und klang dabei zwar nicht viel besser, immerhin aber völlig anders als bei seiner ersten Darbietung. Dem Publikum im Studio schien der kurze Rap-Gig des Feuervogels zu gefallen, jene daheim mokierten sich indes in den sozialen Medien über die drölfzigste Werbepause des Senders.

Nach dem Phönix stellte der Mops ein sehr solides "Just the Way you are” von Bruno Mars auf die Bühne. Moschner wähnte Fernsehmoderatorin und Sängerin Johanna Klum hinter dessen Kostümierung. Schölermann fand diese Vermutung inspirierend: "Auf einmal macht die Stimme Sinn. Ja, es ist Johanna Klum, ganz sicher."

Hätte Tom Waits sein "I don’t wanna grow up" in der Version des "Axolotls" gehört, hätte er wohl an der einen oder anderen Kröte lecken müssen, um sich ins Delirium zu werfen. Der mexikanische Schwanzlurch machte daraus – natürlich angelehnt an die Version der "Ramones" – einen erratischen Girlie-Punk und traf dabei konsequent keinen Ton. Schölermann vermutete Anke Engelke hinter der aufwändigen Maske. Auch der Name Patricia Kelly war zu vernehmen.

Samuel Koch: "Ei ei ei, da macht man was mit"

Es war schließlich der Phönix, der beim finalen Voting den Kürzeren zog und aus der Kostümierung schlüpfen musste. Aber wer steckt dahinter, wollte Moderator Matthias Opdenhövel von seinen Juroren noch einmal wissen.

Schölermann hoffte auf Christian Lindner, tendierte aber eher zu Samuel Koch. "Egal, wer dahinter steckt: Es ist ein unfassbarer Künstler, der mich zu Tränen gerührt hat", verriet Moschner, die an diesem Abend noch keine Sekunde keine Gänsehaut hatte. Auch sie tippte auf Samuel Koch, lediglich Rea Garvey rechnete damit, in Kürze seinen Freund Jan Josef Liefers aus der Maske hüpfen zu sehen.

Doch der Sänger täuschte sich, denn es kam tatsächlich Schauspieler und Autor Samuel Koch mit den Worten "Hallo Leute!" und "Ei ei ei, da macht man was mit" zum Vorschein.

Emotionaler letzter Auftritt

"Das ist eigentlich ein Skandal, dass ich überhaupt die erste Runde überstanden habe", witzelte Koch, der laut Opdenhövel unbedingt bei dieser Show mitmachen, dieses Gerüchte selbst aber nicht wirklich bestätigen wollte. Bei seinen Performances schob sich der Phönix in seinem opulenten Kostüm offensichtlich fahrend über die Bühne, weshalb Kochs Name schon in den vergangenen Wochen wiederholt aufgegriffen wurde.

Ein weiteres Mal gab Samuel Koch nun "Somewhere over the Rainbow". Den 34-Jährigen ohne Maske singen zu sehen und zu hören, war tatsächlich berührend. Dass zeitgleich "Wetten dass" lief, sorgte dann auch für Gänsehaut. Nicht nur bei Ruth Moschner.

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