• 20:11 Uhr: ➤ Tausende Menschen aus umkämpften Städte evakuiert
  • 19:10 Uhr: Moskau: Russische Armee greift Militärflugplatz in Ukraine an
  • 16:43 Uhr: Polen pocht auf noch härtere Sanktionen gegen Russland
  • 15:08 Uhr: Russland fordert Ende der Sanktion und droht mit Aus für die ISS
  • 12:07 Uhr: Ukraine stellt Europa Energielieferungen in Aussicht - stellt aber Bedingungen
  • 09:26 Uhr: China kritisiert Strafmaßnahmen gegen Russland: "Wir sind gegen Sanktionen"
  • 08:31 Uhr: Selenskyj rechnet mit heftigen Angriffen im Osten
  • 07:44 Uhr: Ukrainische Luftwaffe: Wir haben weiterhin die Lufthoheit

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➤ Tausende Menschen aus umkämpften Städte evakuiert

Tausenden Menschen in der Ukraine ist am Samstag nach Angaben der Regierung in Kiew die Flucht aus umkämpften Städten gelungen. 765 Zivilisten hätten mit eigenen Fahrzeugen die Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes verlassen, teilte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram mit. Fast 500 Zivilisten seien aus der Stadt Berdjansk geflohen. Ziel der Menschen aus beiden Städten sei Saporischschja. Zudem seien in Berdjansk zehn Busse gestartet. Am Sonntag solle die Evakuierung dort fortgesetzt werden, sagte Wereschtschuk.

Auch aus Städten wie Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Luhansker Gebiet im Osten des Landes seien Menschen am Samstag gerettet worden. «Wir arbeiten weiter», schrieb die Vize-Regierungschefin. Russland hatte seinen Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar begonnen.

Die Lage am 02. April im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.

Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es wohl Tausende Tote, wie viele Menschen bereits starben, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.

Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 4,1 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand 20. März), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagieren mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Die weiteren Meldungen vom 02. April:

Ukrainisches Militär: Gesamte Region Kiew "vom Feind befreit"

20:50 Uhr: Die russischen Truppen haben sich nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums komplett aus der Region um die Hauptstadt Kiew zurückgezogen oder wurden zurückgeschlagen. "Irpin, Bucha und Hostomel und das gesamte Gebiet Kiew - vom Feind befreit", schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Anna Maljar am Samstagabend auf Twitter.

Von dem Rückzug der Russen im Nordwesten Kiews hatten zuvor bereits der britische Geheimdienst und ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskjy berichtet. Demnach haben ukrainische Truppen rund um Kiew mehr als 30 Dörfer zurückerobert. Die russische Militärführung hatte vor einigen Tagen auch selbst erklärt, ihre Angriffe auf den Osten und Süden der Ukraine konzentrieren zu wollen.

Moskau: Russische Armee greift Militärflugplatz in Ukraine an

19:10 Uhr: Das russische Militär hat nach eigener Darstellung in der Ukraine einen Militärflugplatz in dem Gebiet Poltawa angegriffen. Dabei seien Kampfhubschrauber und Flugzeuge zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit. Außerdem seien in der zentral gelegenen Region Depots für Treibstoff und Waffen getroffen worden.

In der Nähe der Bahnhöfe in Losowa und Pawlohrad seien zudem gepanzerte Fahrzeuge, Munition und Treibstofftanks zerstört worden. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Bereits am Donnerstag soll eine russische Iskander-Rakete einen Militärstützpunkt in der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine getroffen haben. Dabei seien mehr als 100 «Nationalisten und Söldner aus westlichen Ländern» getötet worden, hieß es im Lagebericht am Abend. Bei Kämpfen in der selbst ernannte Volksrepublik Luhansk seien zudem etwa 30 «ukrainische Nationalisten» getötet worden. Wann es dazu kam, teilte das Verteidigungsministerium zunächst nicht mit.

Russland ermittelt nach Hubschrauber-Attacke auf Öllager

16:54 Uhr: Russland hat nach einem Angriff von Hubschraubern auf ein Öllager nahe der Stadt Belgorod ein Strafverfahren wegen eines Terroranschlags gegen das ukrainische Militär eingeleitet. Das teilte die nationale russische Ermittlungsbehörde am Samstag in Moskau mit.

Zwei mit schweren Angriffswaffen ausgestattete ukrainische Kampfhubschrauber seien am Freitag illegal in den russischen Luftraum eingedrungen und hätten dann mindestens vier Luftschläge gegen den Kraftstoffkomplex verübt, hieß es in der Mitteilung. In der Ukraine herrscht Krieg, weil Russland sein Nachbarland vor gut fünf Wochen überfallen hatte.

Die russischen Ermittler seien nun angewiesen, alle an dem "Terroranschlag« Beteiligten zu finden und nach dem Strafrecht zur Verantwortung zu ziehen, hieß es weiter. Tote oder Verletzte hatte es nach Behördenangaben bei dem Angriff nicht gegeben.

Die ukrainische Seite hatte die Attacke nicht zugegeben. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Olexander Motusjanyk, sagte lediglich, die Ukraine könne nicht "für alle Katastrophen und alle Ereignisse in Russland« verantwortlich gemacht werden.

In Russland gab es teils Gespött in den sozialen Netzwerken, nachdem Kiew durch den Angriff Behauptungen Moskaus widerlegt habe, die Luftabwehr der Ukraine sei zerstört. Zugleich habe das ukrainische Militär die russische Luftabwehr bloßgestellt, hieß es. Der Kreml hatte sich besorgt gezeigt und erklärt, dass der Vorfall nicht hilfreich sei für die Verhandlungen Moskaus und Kiews um eine Beendigung des Kriegs.

Nach Angaben aus Russland, dessen Armee vor gut fünf Wochen die Ukraine überfallen hatte, gab es zuletzt auch bereits mehrere Angriffe von ukrainischer Seite auf russisches Gebiet. Einen Angriff mit Hubschraubern gab es demnach aber zum ersten Mal.

Polen pocht auf noch härtere Sanktionen gegen Russland

16:43 Uhr: Polen dringt auf eine weitere Verschärfung der EU-Sanktionen gegen Russland. Die bisherigen Strafmaßnahmen reichen nach Einschätzung von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nicht aus. Bei einem Treffen mit EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola in einem polnischen Aufnahmezentrum für Flüchtlinge verwies der nationalkonservative Politiker am Samstag darauf, dass der Kurs des russischen Rubels inzwischen wieder das Niveau vor dem Angriff auf die Ukraine erreicht habe.

"Das bedeutet, dass alle wirtschaftlichen Maßnahmen - mikro- und makroökonomische, finanzielle, haushaltspolitische und monetäre - nicht so gegriffen haben, wie sich das einige Politiker gewünscht haben", sagte Morawiecki. In manchen EU-Ländern werde unter dem Druck der Wirtschaft sogar bereits wieder von einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland gesprochen. Dies lehnte der Ministerpräsident des EU- und Nato-Mitglieds strikt ab.

Morawiecki sagte: "Es wird keine Rückkehr zur Normalität geben, solange die Ukraine nicht ihre Freiheit und Souveränität verteidigt hat. So lange das nicht geschieht, wird Europa seine Schwäche offenlegen, gedemütigt werden, zahnlos sein und nicht in der Lage, im Sinne seiner grundlegenden universalen Werte wie Freiheit und Recht auf Leben zu handeln." Deshalb seien mehr "echte Sanktionen" notwendig. Zugleich benötige man von der EU mehr Geld zur Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge in den Aufnahmezentren.

Zollfahnder skeptisch bei Sanktionen gegen Oligarchen

16:04 Uhr: Die EU-Sanktionen gegen russische Oligarchen wegen des Ukraine-Kriegs werden nach Einschätzung eines langjährigen Zollfahnders in Deutschland nur wenig bewirken. Die Behörden seien "kaum in der Lage, Vermögensgegenstände sanktionierter Personen aufzuspüren und zu sichern", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei im Zoll, Frank Buckenhofer, der Zeitung "Welt am Sonntag".

Die Bekämpfung von Geldwäsche- und Terrorismus laufe seit Jahren nur "suboptimal". Es gebe keine klare Zuständigkeiten bei den Behörden. Zudem fehle ein Überblick, wer in Deutschland Immobilien besitze.

Busse sollen am Sonntag 500 Menschen aus Mariupol bringen

15:33 Uhr: Zur Rettung von Zivilisten aus der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine sollen an diesem Sonntag mehrere Busse eingesetzt werden. Wie eine Bürgerinitiative am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte, sollen zehn größere Busse etwa 500 Menschen in die nordwestlich gelegene Stadt Saporischschja bringen. Nach Schätzungen halten sich noch etwa 100.000 Menschen in der umkämpften und schon schwer beschädigten Großstadt auf.

Nach Angaben der ukrainischen Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk sollte es bereits am Samstag ein Fluchtkorridor für Privatfahrzeuge aus Mariupol geben.

Moskau droht mit Ende der Raumfahrt-Zusammenarbeit und Aus für ISS

15:08 Uhr: Moskau hat mit einem Ende der Zusammenarbeit auf der Internationalen Raumstation ISS gedroht, sollten die USA und andere westliche Staaten nicht ihre Sanktionen gegen Russland zurücknehmen. Die Moskauer Führung werde in Kürze Fristen für ein Ende der Kooperation konkret vorschlagen, teilte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, am Samstag über Telegram mit.

Die Schreiben würden dann den Raumfahrtbehörden der USA, Kanadas, Japans und der Europäischen Union zugestellt. Diese hatten die Sanktionen nach Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine erlassen.

Eine vollwertige Wiederherstellung der normalen Beziehungen zwischen den ISS-Partnern sei "nur möglich bei einer vollständigen und bedingungslosen Aufhebung der illegalen Sanktionen", sagte Rogosin. Er veröffentlichte bei Telegram auch Antwortschreiben unter anderem seines US-Kollegen Bill Nelson von der Nasa und des Generaldirektors der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), Josef Aschbacher.

Nelson antwortete demnach, dass die Zusammenarbeit mit Russland auf der ISS fortgesetzt werden solle. Die Nasa will sich demnach bei den US-Behörden auch für vereinfachte Lösungen einsetzen, hieß es mit Blick auf die mit Sanktionen belegten russischen Unternehmen, darunter der Hersteller der Raumfahrtrakete Progress. "Einen sicheren und erfolgreichen ISS-Betrieb zu erhalten, bleibt eine Priorität für die Vereinigten Staaten."

Dagegen habe sich der Österreicher Aschbacher nur als "Postbote" betätigt, meinte Rogosin. Er habe den Roskosmos-Brief lediglich an die EU-Mitglieder weitergereicht. Russland solle also warten, bis alle EU-Mitglieder sich geäußert hätten, kritisierte Rogosin. Bis dahin könne die ISS "ihren eigenen Tod sterben".

Es sei zwar klar, dass die Sanktionen nicht aufgehoben würden. Gleichwohl werde so getan, als beträfen sie nicht die ISS, "wo die Rolle Russlands grundlegend wichtig ist für die Gewährleistung der Lebensfunktion und der Sicherheit" des Außenpostens der Menschheit. Das sei nicht hinnehmbar.

Rotes Kreuz startet neuen Versuch für Flüchtlingskonvoi aus Mariupol

14:59 Uhr: Das Rote Kreuz hat in der Ukraine einen neuen Versuch gestartet, mit einem Flüchtlingskonvoi aus der umkämpften Stadt Mariupol Einwohner herauszuholen. Nachdem das Vorhaben am Freitag gescheitert war, brach am Samstag ein Team aus neun Helfern erneut aus der Stadt Saporischschja in Richtung Mariupol auf, wie ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf mitteilte. Ziel ist es, sichere Fluchtkorridore zu schaffen. Das Rote Kreuz will dann mit drei Fahrzeugen den Konvoi begleiten. So sollten alle Seiten an den humanitären Charakter der Aktion erinnert werden, hieß es.

Nach Angaben der Regierung in Kiew wurden am Samstag für mehrere umkämpfte ukrainische Städte insgesamt sieben Fluchtkorridore eingerichtet. Aus Mariupol soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk in Kiew mitteilte. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert schon seit dem 24. Februar.

Kiew: "Schneller Rückzug" der russischen Truppen im Norden der Ukraine

13:35 Uhr: Die ukrainische Regierung beobachtet nach eigenen Angaben einen "schnellen Rückzug" der russischen Streitkräfte im Norden des Landes. Die Angreifer würden in den Regionen von Kiew und Tschernihiw zurückfallen, sagte Michailo Podoljak, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, am Samstag. Moskaus Ziel sei dabei offensichtlich: Es wolle seine Truppen "nach Osten und Süden zurückziehen und dort die Kontrolle über große besetzte Gebiete behalten".

Die russische Seite hatte zu Beginn der Woche nach Gesprächen in Istanbul zugesagt, ihre Angriffe auf Kiew und Tschernihiw zu verringern, und dies als Zugeständnis in den Verhandlungen dargestellt. Ukrainische und westliche Vertreter prangerten allerdings kurz darauf ein Täuschungsmanöver an.

Moskaus Ziel sei es, "im Osten und im Süden Fuß zu fassen und seine Bedingungen hart zu diktieren", sagte Podoljak. Die Ukraine brauche nun "schwere Waffen", um in besetzte Gebiete in diesen Regionen vorzustoßen "und die Russen so weit wie möglich zurückzudrängen".

Papst erwägt Reise nach Kiew

12:17 Uhr: Papst Franziskus erwägt eine Reise in die Ukraine. Auf dem Flug nach Malta fragte ihn ein mitreisender Journalist, ob er die Einladung für einen Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew in Betracht ziehe. "Ja, das liegt auf dem Tisch", antwortete das 85-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche darauf am Samstagvormittag.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatten den Argentinier bereits eingeladen, in das Kriegsland zu kommen. Papst Franziskus verurteilte in zahlreichen öffentlichen Auftritten den Krieg in der Ukraine und schickte Vertreter der katholischen Kirche aus dem Vatikan dorthin.

Ukraine stellt Europa Energielieferungen in Aussicht - stellt aber Bedingungen

12:07 Uhr: Die Ukraine will nach Angaben ihres Energieministers zur Verringerung der europäischen Abhängigkeit von Russland zukünftig Gas und Wasserstoff in erheblichem Umfang liefern, fordert zunächst aber ein Energie-Embargo gegen Russland. Wegen des Krieges in seiner Heimat seien jetzt erst einmal "umfassende Energiesanktionen" gegen Russland notwendig, sagte der ukrainische Energieminister German Galuschtschenko dem "Tagesspiegel". Damit solle Russland das Geld für eine Fortsetzung seines Angriffskrieges entzogen werden.

"Deshalb fordern wir, dass es einen Mechanismus geben sollte, der sie daran hindert, Geld zu erhalten, bevor sie ukrainischen Boden verlassen haben", sagte Galuschtschenko mit Blick auf die russischen Gegner. Die ukrainische Regierung schlage vor, einen Fonds unter westlicher Aufsicht einzurichten, "in den die Erlöse eingezahlt werden und der das Geld aus den Rohstoffverkäufen so lange behält, bis Russland den Krieg stoppt".

Nach einem Ende des Krieges biete der Export von Wasserstoff in andere europäische Länder seinem Land "Perspektiven und Wachstumsmöglichkeiten", sagte der Energieminister. Ukrainische Atomkraftwerke produzierten bereits Wasserstoff in kleinen Mengen – "und wir bauen gerade eine größere H2-Anlage. Technologisch ist das sehr gut machbar." Schwieriger sei es, das Erdgas-Pipelinesystem für den Wasserstoff-Transport aufzurüsten, "aber mit großen Investitionen ist auch das möglich".

Bundespolizei: Inzwischen fast 300.000 Ukraine-Flüchtlinge

11:44 Uhr: In Deutschland sind nach Angaben der Bundespolizei innerhalb eines Tages rund 5.300 weitere Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Wie das Bundesinnenministerium am Samstag auf Twitter mitteilte, hat die Polizei damit seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar nahezu 300.000 Kriegsflüchtlinge erfasst. Die genaue Zahl wurde mit 299.823 angegeben. Überwiegend handele es sich um Frauen, Kinder und alte Menschen.

Vermutet wird, dass die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge deutlich höher liegt, da es an den Grenzen keine festen Kontrollen gibt und Menschen mit ukrainischem Pass sich 90 Tage lang ohne Visum in der EU aufhalten dürfen. Die meisten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine halten sich im Nachbarland Polen auf. Dort wurden mehr als 2,4 Millionen Menschen erfasst.

Ukraine: Sieben Fluchtkorridore für Bevölkerung in Ostukraine

11:15 Uhr: Für die bedrängte Zivilbevölkerung in umkämpften Städten der Ukraine sind am Samstag nach Angaben der Regierung in Kiew sieben Fluchtkorridore eingerichtet worden. Aus der besonders schwer von Gefechten betroffenen Stadt Mariupol im Süden soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der Stadt Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk in Kiew mitteilte. Aus der Stadt Berdjansk sollten Zivilisten mit Bussen abgeholt werden, aber auch mit Autos Richtung Saporischschja fliehen können.

Aus umkämpften Gebieten im Osten des Landes führten fünf Korridore in die Stadt Bachmut, schrieb Wereschtschuk in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram. Die Routen werden für jeden Tag neu angekündigt.

Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren. Moskau hatte zuletzt erklärt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert schon seit dem 24. Febuar.

London: Ukrainische Armee weiter auf Vormarsch

10:39 Uhr: Die ukrainische Armee rückt nach britischen Geheimdienstinformationen in der Nähe der Hauptstadt Kiew weiter auf russische Truppen vor, die auf dem Rückzug sind. Nach einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums von Samstag in London dauern auch Versuche der Ukrainer an, am nordwestlichen Rand der Hauptstadt von Irpin in Richtung Bucha und Hostomel vorzustoßen.

Vom wichtigen Frachtflughafen Hostomel, der seit Beginn des Krieges am 24. Februar umkämpft ist, hätten sich die Russen inzwischen zurückgezogen, hieß es weiter. Auch entlang der östlichen Achse seien mehrere Dörfer von ukrainischen Einheiten zurückerobert worden, ebenso wie eine wichtige Straße in der Stadt Charkiw im Osten des Landes. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben war nicht möglich.

China kritisiert Strafmaßnahmen gegen Russland: "Wir sind gegen Sanktionen"

09:26 Uhr: Die chinesische Regierung hat erstmals explizit bestritten, die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs umgehen zu wollen. "Wir tun nichts absichtlich, um die von den Amerikanern und Europäern gegen Russland verhängten Sanktionen zu umgehen", sagte der Generaldirektor der Abteilung für europäische Angelegenheiten des chinesischen Außenministeriums, Wang Lutong, am Samstag bei einer Pressekonferenz.

Die Strafmaßnahmen kritisierte er dennoch. "Wir sind gegen Sanktionen, und die Auswirkungen dieser Sanktionen könnten auch auf den Rest der Welt übergreifen", sagte Wang. Er forderte, dass Chinas normaler Handel mit Moskau "nicht beeinträchtigt werden sollte". Zum Wohle der Weltwirtschaft müsse es darum gehen, "eine mögliche Unterbrechung der Liefer- und Industrieketten zu vermeiden."

Bei einem virtuellen Gipfel der EU mit China am Freitag hatten die Brüsseler Vertreter Peking vor einer Unterstützung Russlands bei der Umgehung westlicher Sanktionen gewarnt. Die Führung in Peking hat den russischen Angriffskrieg in der Ukraine bislang nicht verurteilt. Nach außen bietet sich China als neutraler Vermittler an, die staatlichen Medien folgen aber weitgehend der russischen Linie und kritisieren vor allem die USA und die Nato.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appellierte zudem an Peking, seinen Einfluss auf Moskau geltend zu machen, um den Krieg in der Ukraine zu stoppen. Russland und China hatten zuletzt wiederholt ihre enge Partnerschaft hervorgehoben. Bei einem Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow in China am Mittwoch hatte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums gesagt, die "chinesisch-russische Zusammenarbeit" sei "grenzenlos".

Pentagon: Weitere 300 Millionen US-Dollar für Waffen an die Ukraine

08:55 Uhr: Das US-Verteidigungsministerium will der Ukraine weitere Waffen im Wert von 300 Millionen Dollar (270 Millionen Euro) zukommen lassen. Unter anderem soll das neue Paket verschiedene Drohnen, Raketensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Munition, Nachtsichtgeräte, sichere Kommunikationssysteme, Maschinengewehre, medizinische Güter und die Bereitstellung von kommerziellen Satellitenbildern umfassen, wie das Pentagon am Freitagabend (Ortszeit) mitteilte.

Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,65 Milliarden US-Dollar zugesagt. Seit Anfang vergangenen Jahres summieren sich die US-Hilfen auf 2,3 Milliarden Dollar.

Die vom Pentagon angekündigten neuen Waffenlieferungen dürften allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei dem Vorgang handelt es sich nicht um die Übergabe von Waffen und Systemen, die bereits im US-Besitz sind, sondern um Aufträge an die Hersteller. Der Schritt stelle "den Beginn eines Prozesses dar, um den ukrainischen Streitkräften neue Fähigkeiten zukommen zu lassen", hieß es.

Parallel werde weiter mit den Verbündeten gearbeitet, um der Ukraine weitere Waffenlieferungen zukommen zu lassen. "Die Vereinigten Staaten werden weiterhin alle verfügbaren Mittel einsetzen, um die ukrainischen Streitkräfte angesichts des russischen Angriffs zu unterstützen", teilte das Pentagon mit. Der US-Kongress hatte erst im März einen Haushalt beschlossen, in dem bis Ende September 13,6 Milliarden Dollar humanitäre, wirtschaftliche und militärische Hilfe für die Ukraine vorgesehen sind.

Selenskyj rechnet mit heftigen Angriffen im Osten

08:31 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet mit heftigen russischen Angriffen im Osten seines Landes. "Russische Soldaten werden in den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw", sagte der Staatschef in einer Videoansprache in der Nacht zum Samstag. "Im Osten unseres Landes bleibt die Lage sehr schwierig."

Der ukrainische Generalstab teilte mit, dass russische Truppen aus der Sperrzone um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl und aus den angrenzenden Gebieten in Belarus zurückgezogen würden. Sie sollten augenscheinlich in das russische Gebiet Belgorod verlegt werden, von wo der Vorstoß nach Charkiw erfolgt.

Das britische Militär ging aber davon aus, dass die Explosionen in einem Tanklager und einem Munitionsdepot in Belgorod die Versorgung der russischen Truppen vor Charkiw bremsen. Das teilte das Verteidigungsministerium in einem Tweet mit. In Belgorod war am Freitagmorgen ein Tanklager in Flammen aufgegangen. Örtliche Behörden schrieben dies dem Angriff zweier ukrainischer Kampfhubschrauber zu. Quellen in Kiew äußerten sich ausweichend. Tage vorher hatte es in Belgorod Explosionen in einem Munitionslager gegeben.

Ukrainische Luftwaffe: Wir haben weiterhin die Lufthoheit

07:44 Uhr: Die ukrainische Luftwaffe sieht nach Angaben ihres Kommandeurs trotz schwerer russischer Angriffe den Himmel über der Ukraine weiter in ihrer Hand. "Der Feind hat den ukrainischen Himmel nicht kontrolliert und kontrolliert ihn nicht", sagte Generalleutnant Mykola Oleschtschuk. Der Generalstab in Kiew veröffentlichte die Äußerungen am Freitagabend auf Facebook.

Russland habe nach dem Angriff am 24. Februar versucht, die ukrainische Luftwaffe auszuschalten. Dies sei nicht gelungen. Mittlerweile greife die russische Luftwaffe weniger mit Flugzeugen an, sondern bombardiere aus der Distanz mit Raketen. Oleschtschuk forderte von Verbündeten der Ukraine modernere Waffen, darunter Jagdflugzeuge und Flugabwehr-Raketensysteme mittlerer und großer Reichweite. Die Waffen könnten auch ausländischer Bauart sein.

Die Aussagen des Generalleutnants zur verbliebenen Stärke der ukrainischen Luftwaffe waren nicht unabhängig überprüfbar. Seine Truppe hat Verluste erlitten. Oleschtschuk äußerte sich aber an dem Tag, an dem zwei mutmaßlich ukrainische Hubschrauber ein Tanklager in der russischen Stadt Belgorod in Brand geschossen hatten.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zu Beginn des Kriegs mehrfach gefordert, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine einrichten. Die Nato lehnte dies ab, um Kämpfe zwischen Flugzeugen Russlands und des westlichen Bündnisses zu vermeiden.

Bayern warnt: Jugendämter bei Aufnahme ukrainischer Waisen überlastet

07:13 Uhr: Bei der Aufnahme ukrainischer Waisenkinder hat Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) den Bund vor einer Überforderung der Jugendämter gewarnt. Sie kritisiert, dass die Bundesregierung auch Waisenkinder, die mit Betreuungspersonen kämen, wie unbegleitete Minderjährige behandeln wolle. Damit seien generell Jugendämter und Jugendhilfe zuerst zuständig und hätten die Obhut über die Kinder. "Das ist eine glatte Überforderung. Sie schaffen das nicht", sagte Scharf der Deutschen Presse-Agentur in München.

"Die Jugendämter müssen dann entscheiden, wo kommt jetzt der Bus mit 20 Kindern und fünf Begleitpersonen hin. Das ist einfach praktisch nicht umsetzbar", sagte die Ministerin. "Unsere Einrichtungen der Jugendhilfe sind auch nicht ausgelegt, eine so große Anzahl von Minderjährigen, zum Teil auch mit Behinderungen, unterzubringen." Dann müssten Gruppen getrennt werden. Das diene nicht dem Kindeswohl.

Die CSU-Politikerin wirft Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) vor, die Bundesländer bei der Einstufung der Waisenkinder zu missachten. "Es gab dazu eine Bund-Länder-Schalte. Die Länder haben sich einstimmig gegen diese Einstufung ausgesprochen. Bundesfamilienministerin Spiegel hat diesen einstimmigen Beschluss vollkommen ignoriert. Das ist ein Skandal." Der Bund dürfe sich nicht durch Festlegungen von Erstzuständigkeiten einmischen.

Einzelne Einrichtungen in den Ländern haben schon Gruppen mit Waisenkindern aufgenommen, andere planen dies. Einen kompletten Überblick über die Zahlen der Kinder, die sich hierzulande aufhalten, haben das Bundesfamilienministerium und das Ministerium in München noch nicht. In einigen Bundesländern gibt es erste Zahlen dazu.

Mitte der Woche war die bundesweite Koordinierungsstelle für die Unterbringung ukrainischer Waisenkinder gestartet. Zentral ist eine Melde-Hotline des Vereins SOS-Kinderdorf für alle, die Wohnraum und andere Unterbringungen für ukrainische Waisenkinder anbieten können.

Über das an das Innenministerium angedockte Bundesverwaltungsamt können nach Spiegels Angaben vom Donnerstag etwa 100 bis 200 Kinder am Tag verteilt werden. Das Familienministerium geht von fast 100.000 Kindern aus, die derzeit in ukrainischen Waisen- und Kinderheimen aufwachsen. Etwa ein Drittel sei von dort in andere Länder geflohen.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 01. April finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA
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