- Damit hatte wohl kaum jemand gerechnet: Die CDU von Reiner Haseloff bleibt laut Hochrechnungen nicht nur stärkste Kraft im Magdeburger Landtag
- Sie legt sogar stark zu - und hält die AfD auf Abstand.
- Nun gibt es neue Koalitionsoptionen. Und Armin Laschet darf aufatmen.
Triumph für Ministerpräsident
Die Grünen konnten dreieinhalb Monate vor der Bundestagswahl nicht vom Bundestrend profitieren, sie legten nur leicht zu. SPD und Linke rutschten auf neue Tiefstände ab. Die FDP kehrt nach zehn Jahren in den Landtag zurück.
Sachsen-Anhalt: Mehrere Koalitionsoptionen für Wahlsieger Haseloff und die CDU
Haseloff könnte nun erneut eine schwarz-rot-grüne Kenia-Koalition bilden, aber auch eine sogenannte Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP oder ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP.
Möglich wäre nach derzeitigem Stand auch knapp ein schwarz-rotes Zweierbündnis. Haseloff, der nun auf seine dritte Wahlperiode zusteuert, ließ am Abend noch keine Präferenzen erkennen.
Entscheidend sei, was für das Land gut sei: "Wir sind nicht gut beraten, uns irgendwie instrumentalisieren zu lassen, von Bundesthemen oder einer Bundestagswahl."
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AfD deutlich auf Platz 2 verwiesen - Verluste für Linke und SPD
Die CDU, die sich in Umfragen zeitweise ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD geliefert hatte, schnitt deutlich besser ab als erwartet: Die Partei des seit zehn Jahren regierenden Ministerpräsidenten Reiner Haseloff kam nach dem vorläufigen Endergebnis auf 37,1 Prozent der Stimmen (2016: 29,8).
Die AfD erreichte bei der Wahl am Sonntag mit 20,8 Prozent den zweiten Platz (2016: 24,3), wie die Landeswahlleitung in der Nacht zu Montag mitteilte. Sie gilt in Sachsen-Anhalt als besonders rechts und steht im Visier des Verfassungsschutzes. Die Grünen verbesserten sich nur wenig, sie kamen auf 5,9 Prozent (2016: 5,2). Die FDP überholte die Ökopartei und zog mit 6,4 Prozent (2016: 4,9) wieder in den Magdeburger Landtag ein, in dem sie zuletzt 2011 saß.
Die SPD verzeichnete mit 8,4 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis in Sachsen-Anhalt (2016: 10,6 Prozent). Damit setzt sich der Niedergang der SPD in den ostdeutschen Ländern fort. In Sachsen hatten die Sozialdemokraten 2019 mit 7,7 Prozent ihr schlechtestes Landtagswahlergebnis überhaupt eingefahren, in Thüringen kamen sie im selben Jahr auf nur noch auf 8,2 Prozent.
Größter Verlierer in Sachsen-Anhalt ist die Linke, die auf 11,0 Prozent abrutschte, ihr schlechtestes Ergebnis in dem Bundesland seit der deutschen Einheit (2016: 16,3).
Brinkhaus: CDU unter Laschet ist regierungsfähig
Haseloff sprach von deutlichem Rückenwind für die Bundestagswahl. "Wir sind geschlossen aufgetreten - CDU und CSU", sagte der 67-Jährige. Die Botschaft in Richtung Berlin sei klar: "Nur gemeinsam können wir gewinnen."
Unionsfraktionschef
Auch der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla sprach von einem "sehr guten Ergebnis". An die Adresse der Union sagte er: "Wir können hier durchaus eine bürgerlich-konservative Regierung bilden." Dies lehnt Haseloff aber kategorisch ab.
Grüne Kanzlerkandidatin Baerbock will sich nicht aus der Ruhe bringen lassen
Grünen-Kanzlerkandidatin
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans führte das schlechte Ergebnis der Sozialdemokraten auf eine starke Polarisierung zurück. Er machte zugleich deutlich, dass die SPD in Sachsen-Anhalt weiter als Regierungspartner bereitstehe. Man sei zur Beteiligung an einer demokratischen Regierung bereit, sagte er.
Die machte auch FDP-Chef
CDU und SPD könnten eventuell Zweierbündnis bilden
Die Linke hat nach Ansicht von Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch auch deshalb Stimmen eingebüßt, weil Wähler mit einer Stimme für die CDU die AfD als stärkste Kraft verhindern wollten. Bartsch zeigte sich enttäuscht vom Einbruch seiner Partei. "Das ist zweifelsfrei eine Niederlage."
Haseloff, der 2011 erst eine große Koalition und 2016 dann das Kenia-Bündnis geschmiedet hatte, hat eine Zusammenarbeit mit AfD und Linken kategorisch ausgeschlossen. Die politische Konkurrenz hatte im Wahlkampf aber immer wieder Zweifel geäußert, ob tatsächlich die gesamte CDU in Sachsen-Anhalt die strikte Abgrenzung gegenüber der AfD mitträgt. Aus den Reihen der CDU-Landtagsfraktion hatte es in den letzten Jahren immer wieder Forderungen gegeben, sich für eine Kooperation zu öffnen.
Die Landtagswahl galt als letzter großer Stimmungstest vor der Bundestagswahl am 26. September. Sie war zugleich die erste seit Ausrufung von CDU-Chef Laschet zum Kanzlerkandidaten. Haseloff hatte lange Zeit keinen Hehl daraus gemacht, dass er CSU-Chef Markus Söder für den besseren Kanzlerkandidaten gehalten hätte. CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte am Abend, die Union habe gezeigt, dass sie Garant für Stabilität und Bollwerk gegen Radikale sei.
Insgesamt waren 1,8 Millionen Menschen aufgerufen, über einen neuen Landtag abzustimmen. 2016 lag die Wahlbeteiligung bei 61,1 Prozent. Diesmal hatten coronabedingt viele schon vorher per Brief gewählt. (hub/dpa) © dpa
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