Österreich hat einen neuen Nationalrat gewählt. Sebastian Kurz erreichte mit der ÖVP klar den ersten Platz. Die FPÖ liegt laut dem vorläufigen Endergebnis des Innenministeriums (ohne Wahlkarten) auf Platz zwei, dahinter folgt die SPÖ. Laut Briefwahlprognosen wird sich das aber voraussichtlich noch ändern. Aktuelle Entwicklungen zur Wahl finden Sie in unserem Live-Blog zur Nachlese.
- So kommentiert die Presse das Wahlergebnis
- So wählten die Bundesländer
17:45 Uhr: Auszählung der Briefwahlstimmen dauert noch
Die Auszählung der Briefwahlstimmen könnte wie schon im Dezember bei der Bundespräsidentenwahl noch bis Dienstag dauern. Das meldet die APA.
Einige Wahlbehörden erwägen demnach, die Auszählung der letzten Stimmen zu vertagen, sollte man heute bis 22:00 Uhr nicht fertig sein.
Heuer hat es einen neuen Rekord bei Wahlkarten gegeben: Fast 900.000 wurden ausgestellt.
16:20 Uhr: Tweet gegen Kurz unter der Gürtellinie
Das deutsche Satire-Magazin "Titanic" macht sich auf Twitter gerade wenig Freunde. Die Macher des Magazins posteten ein Bild von
User sind entsetzt. "Das ist wirklich eine Sauerei vom Allerärgsten und das sage ich euch als Linker und Österreicher", schreibt einer. Die Polizei hat den Fall bereits an die Staatsanwaltschaft gegeben.
16:06 Uhr: Kurz bekräftigt: "ÖVP ist Europa-Partei"
Die Wähler hätten ein klares proeuropäisches Signal gegeben, betont Sebastian Kurz heute im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist ein gutes Ergebnis für Europa. Die ÖVP war und ist die Europa-Partei in Österreich."
Die Gestaltung der EU-Politik werde gerade während der Zeit des österreichischen EU-Ratsvorsitzes in der zweiten Jahreshälfte 2018 eine der zentralen Aufgaben der künftigen Regierung sein, meinte Kurz. Der Reformbedarf sei allerdings klar. Es werde in Zusammenarbeit mit Deutschlands Kanzlerin
15:39 Uhr: Christian Kern stellt Vertrauensfrage
Die SPÖ hat außerdem beschlossen, entlang des schon vorher festgelegten Wertekompass Gespräche mit allen Parteien über eine künftige Koalition zu führen.
15:22 Uhr: Grabenkämpfe bei den Grünen eröffnet
Nach dem Wahldebakel sind bei den Grünen die Grabenkämpfe eröffnet. Als erste haben sich Wiener Politiker aus der Deckung gewagt und Änderungen verlangt. Die Grünen stürzten bei der Nationalratswahl am Sonntag von 12,4 auf 3,7 Prozent (vorläufiges Endergebnis) ab .
Für die Partei wäre das nicht nur politisch, sondern auch finanziell eine Katastrophe.
Das endgültige Ergebnis wird erst nach Auszählung aller Wahlkarten am Donnerstag feststehen. Sollten die Grünen nach 31 Jahren den Wiedereinzug ins Parlament verpassen, würden sie 8,9 Mio. Euro Fördergelder auf Bundesebene verlieren.
14:51 Uhr: Merkel lobt Kurz
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Sebastian Kurz für seinen modernen Wahlkampf und die energische Modernisierung seiner Partei gelobt. Die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) sei nach vielen Jahren wieder zur stärksten Kraft im Land geworden, was vor allem ihrem Spitzenkandidaten Kurz zu verdanken sei.
Der Wahlausgang sei aber kein Anzeichen dafür, "dass man die Probleme schon gelöst hat, wenn man es so macht wie in Österreich", sagte Merkel. "Ich finde die politische Zusammensetzung jetzt nicht so, dass ich sie mir für Deutschland als nachahmenswert vorstelle", sagte sie mit Blick auf die rechtspopulistische FPÖ.
14:23 Uhr: FPÖ bei Jungwählern die stärkste Kraft
Bei den Jungwählern liegt die rechte FPÖ klar vorn. Laut einer Analyse des Umfrageinstituts SORA zum Wahlverhalten stimmten 30 Prozent der Jungwähler für die FPÖ. 28 Prozent machten ein Kreuz bei der konservativen ÖVP mit Spitzenkandidat Sebastian Kurz.
In der Detailanalyse zeigt sich, dass besonders häufig junge Männer ÖVP und FPÖ gewählt haben. Beide Parteien setzen auf eine restriktive Haltung in der Migrationskrise.
Die sozialdemokratische SPÖ erzielte bei der Gruppe der unter 30-Jährigen nur 17 Prozent. Laut Hochrechnung kommt sie insgesamt mit 26,9 Prozent auf Platz zwei.
13:50 Uhr: Kritik und Rücktrittsforderungen bei den Grünen
Am Tag nach der Wahl suchen die Grünen die Ursache für die massive Niederlage. Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher der Grünen-Hochburg Wien-Neubau, forderte als Konsequenz des schlechten Wahlergebnisses den Rücktritt des Bundesvorstands.
Nach Blimlingers Ansicht sind die Ursachen für den Absturz der Grünen nicht alleine in den Ereignissen der vergangenen Monate zu sehen, sondern auch auf langjährige Fehler zurückzuführen. So habe es die Partei etwa versäumt, Nachwuchs aufzubauen.
Als selbst verschuldete "Tragödie" bezeichnete das grüne Urgestein Johannes Voggenhuber das Wahlergebnis der Grünen. Die Führungsriege der Öko-Partei habe sich seit Jahren "von Kritik abgeschottet und konnte die Warnsignale nicht wahrnehmen", sagte Voggenhuber.
13:22 Uhr: Juncker gratuliert Kurz und wünscht sich eine "stabile proeuropäische Regierung"
EU-Kommissionspräsident
Gleichzeitig sieht Juncker "große Herausforderungen" auf Österreich zukommen und wünscht sich eine "stabile, proeuropäische Regierung".
12:55 Uhr: Kern will mit FPÖ und ÖVP verhandeln
Die SPÖ ist nach den Worten ihres Chefs Christian Kern bereit für Koalitionsgespräche mit dem Wahlsieger ÖVP und der rechten FPÖ. Unterstützung erhielt Kanzler Kern am Montag vor Beginn einer SPÖ-Präsidiumssitzung von Gewerkschaften und Bundesländern.
Basis der Gespräche müssen laut Kern der im Sommer entwickelte Wertekompass und ein Kriterienkatalog sein. Sollten die inhaltlichen Übereinstimmungen groß genug sein, gebe es im Prinzip eine Grundlage für ein Bündnis.
Der mächtige Wiener Landeschef, Michael Häupl, stellt sich als starkes Gegengewicht aber dezidiert gegen jede etwaige Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten.
12:38 Uhr: Heimische Medien rechnen mit Schwarz-Blau
Geht es nach den Kommentatoren der Zeitungen, ist eine schwarz-blaue Koalition so gut wie sicher. Rainer Nowak, der Chefredakteur der "Presse", hofft auf eine "bessere Wenderegierung als Anfang der 2000er Jahre": Für die ÖVP gelte es, aus der "Schwarzblaupause Wolfgang Schüssels zu lernen: Vorsicht bei der Personalauswahl, kein Triumphgeheul und gute Erklärungen".
Der Chefredakteur der "Wiener Zeitung", Reinhard Göweil, zieht vor allem ein Fazit: "Die SPÖ ist als Kanzlerpartei abgewählt worden, das ist - abseits des grünen Debakels - das eigentliche Ergebnis dieser Nationalratswahl."
In der "Krone" ist zu lesen: "Kurz machte aus den vielen ,Wutbürgern' eine breite Bewegung an ,Hoffnungsbürgern'.
Der Ex-ATV-Moderator Martin Thür wiederum kommentiert amüsiert die Aufmachung der "Krone" am Tag nach der Wahl.
11:57 Uhr: Auftrag zur Regierungsbildung frühestens am Freitag
Nach der Wahl ist vor der Regierungsbildung. Den Auftrag dazu wird Bundespräsident Alexander Van der Bellen wohl frühestens am Freitag nach Vorliegen des Endergebnisses inkl. Briefwahl an Wahlsieger Sebastian Kurz erteilen (ÖVP).
Im Schnitt dauerte die Regierungsbildung in der 2. Republik 60 Tage, bei den vergangenen Wahlen dauerte es aber jeweils länger, bis Österreich eine neue Regierung hatte.
11:34 Uhr: Spindelegger: "SPÖ wird versuchen, Kurz zu verhindern"
Ex-Vizekanzler Michael Spingelegger gilt als großer Förderer von Sebastian Kurz. Als Spindelegger 2013 ins Finanzminister wechselte, bot er Kurz - der zu dem Zeitpunkt Integrationsstaatssekretär war - den Job als Außenminister an.
Trotz Wahlsieg hält Spindelegger den Einzug des ÖVP-Chefs ins Kanzleramt nicht für selbstverständlich. "Die SPÖ wird alles versuchen, um Kurz zu verhindern", zitiert der "Kurier" Spindelegger.
Einen Rechtsruck in Österreich hält er für übertrieben. Denn laut Spindelegger "gibt es den einfach nicht."
10:55 Uhr: Reporter bei FPÖ-Wahlfeier ins Gesicht geschlagen
Einem Reporter des Privatsenders Puls 4 ist am Sonntagabend bei der FPÖ-Wahlfeier ins Gesicht geschlagen worden. "Zum ersten Mal in meinen Leben wurde ich in diesem schönen Österreich aus dem Nichts körperlich angegriffen. Ein FPÖ-Anhänger hat mir ohne Grund ins Gesicht geschlagen", schrieb Arman Behpournia auf Facebook. Von der FPÖ gab es vorerst keinen Kommentar zu dem Vorfall.
Puls-4-Infochefin Corinna Milborn kündigte für Montag eine Anzeige an. "Motiv des Angriffs des (bisher unbekannten) Gastes war leider tatsächlich Rassismus", erklärte Milborn auf Twitter. Und Behpournia selbst schrieb: "Ich hoffe, dass für Menschen mit meinem Aussehen (schwarze Haare, dunkle Augen) das Leben in diesem schönen Österreich auch noch in Zukunft erträglich und lebenswert ist."
10:25 Uhr Menasse attackiert Kurz: "Ein Kasperl Straches"
Schrifsteller Robert Menasse hat in einem Interview scharfe Kritik an Wahlsieger Sebastian Kurz (ÖVP) geübt. Der ÖVP-Chef sei ein "Kasperl" in den Händen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, sagte der österreichische Autor der Tageszeitung "La Repubblica". Menasse wurde in diesem Monat mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.
10:03 Uhr: Auch die NEOS bereiten sich auf Opposition vor
Die NEOS bereiten sich nach der Nationalratswahl auf die Opposition vor: "Wir werden ein starkes Gegengewicht zu einer rechtskonservativen Regierung sein", sagte Parteichef Matthias Strolz vor der Vorstandssitzung am Montag.
Neben der Analyse des Wahlergebnisses werden in den kommenden Tagen die Kandidaturen bei den anstehenden Landtagswahlen Thema sein. Die Liste Pilz berät am Nachmittag.
09:28 Uhr: Kern fühlt sich nicht "irgendwelchen Jobs verpflichtet"
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die SPÖ in Zukunft auf das Kanzleramt verzichten muss. Laut Christian Kern ist ein Übereinkommen mit der ÖVP unwahrscheinlich. "Dies würde von beiden Seiten eine erhebliche Kompromissbereitschaft fordern", sagte Kern im Ö1 Mittagsjournal.
Es sei die Verantwortung der SPÖ, eine Gegenposition gegen ÖVP und FPÖ aufzubauen. Kern fühle sich "seiner Bewegung verpflichtet" und nicht "irgendwelchen Jobs in warmen Stuben".
09:00 Uhr: FPÖ derzeit auf Platz drei
Die SPÖ kann davon ausgehen, letztlich doch auf Platz zwei zu kommen: Sowohl mit der Briefwahlprognose der ARGE Wahlen als auch laut SORA/ORF liegt sie letztlich bei 26,9 Prozent, die FPÖ nur bei 26,0 (SORA) bzw. 26,5 (ARGE). Damit muss die FPÖ den am Sonntag bei den Urnenwählern eroberten zweiten Platz wohl wieder räumen.
08:35 Uhr: Verschiebung durch Wahlkartenwähler
Die Brief- und Wahlkartenwähler werden auch einige Mandate verschieben - aber keine neuen Koalitionsvarianten eröffnen. Die NEOS dürfen noch auf ein zehntes Mandat hoffen, die Liste Pilz wird wohl bei acht bleiben. Dreier-Varianten (mit SPÖ oder ÖVP) gehen sich nach wie vor nicht aus.
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