Jahrelang war Robin Knoche ein nicht zu ersetzender Baustein in der Defensive des 1. FC Union Berlin.

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Verpasste der Routinier ein Spiel, dann gewannen die Köpenicker nicht. Die Stabilität fehlte ohne den Mittelmann der Dreierkette, weit und breit war niemand da, der den heute 32-Jährigen hätte ersetzen können. Vor acht Monaten verpflichteten die Eisernen schließlich Kevin Vogt aus Hoffenheim, was sich schon nach wenigen Wochen als absoluter Glücksgriff entpuppte.

Das Problem: Während Vogt, der Knoche rasch verdrängt hatte, konstant ablieferte und mit seiner Unaufgeregtheit sofort zu deutlich weniger Gegentoren in der Rückrunde beitrug, steckten Danilho Doekhi, vor allem aber Diogo Leite in einem Leistungsloch. Ersterer kam aus einer längeren Verletzungspause und musste in der Bundesliga erst wieder Fuß fassen, Leite leistete sich zum Teil haarsträubende Fehler und wirkte nur selten voll verlässlich.

In den ersten Wochen dieser noch jungen Saison sieht das anders aus. Die Dreierkette ist zusammengeblieben, obwohl man im Sommer gerade bei Doekhi das Gefühl haben konnte, dass sich ein Klub aus dem Ausland bis zum Deadline Day die Dienste des Niederländers sichern würde. Und bis hierhin macht das Trio einen sehr guten Job. Im DFB-Pokal beim Greifswalder FC (1:0) und in den Ligaspielen in Mainz (1:1), gegen St. Pauli (1:0) und jetzt in Leipzig (0:0) kassierte die Mannschaft von Trainer Bo Svensson nur einen Gegentreffer. Nadiem Amiri traf für Mainz am ersten Spieltag per direkt verwandeltem Freistoß, aus dem laufenden Spiel heraus wurde Torhüter Frederik Rönnow also noch gar nicht bezwungen.

Kein anderer Bundesligist hat sich mit Blick auf die Statistik in den ersten vier Pflichtspielen so sattelfest gezeigt, es folgen die Bayern, Dortmund und Leipzig mit jeweils schon drei Gegentoren. Insbesondere beim Gastspiel in der Messestadt am Sonnabend hatten die Köpenicker zwar deutlich weniger Spielanteile und mussten sich gerade beim verschossenen Strafstoß von Lois Openda gänzlich auf das Können von Rönnow verlassen, doch mit vielen intensiven Zweikämpfen und großer Kompromisslosigkeit kamen die Hausherren nur ganz selten zu vielversprechenden Abschlüssen.

Das liegt auch an der erheblichen Leistungssteigerung von Diogo Leite. Der 25-Jährige war am Wochenende bester Feldspieler, ließ sich weder von Openda noch von Xavi Simons oder Benjamin Sesko düpieren. Vorne hatte er bei einer Kopfballchance nach einer Ecke sogar die Möglichkeit, das Spiel für seine Mannschaft zu entscheiden. Bestätigt er diese Leistungen in den kommenden Partien gegen die TSG Hoffenheim (Sonnabend, 15.30 Uhr) und bei Borussia Mönchengladbach (28. September, 15.30 Uhr), könnte er für die nächsten Länderspiele wieder ein Kandidat für die portugiesische Nationalmannschaft sein.

Zuletzt war er im März dieses Jahres von Trainer Roberto Martínez nominiert worden, wartete in den Begegnungen gegen Schweden und Slowenien aber vergeblich auf sein Debüt. Für die Europameisterschaft im Sommer fand er anschließend keine Berücksichtigung mehr. Portugal spielt in der Nations League am 12. Oktober in Polen, drei Tage später in Schottland.

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Noch ist das alles Zukunftsmusik und verglichen mit der täglichen Arbeit in Berlin zweitrangig. Ein wenig träumen darf aber erlaubt sein, genauso wie der 1. FC Union Berlin bei einem Heimsieg gegen Hoffenheim und mit Blick auf drei noch punktlose Teams im Tabellenkeller (Bochum, St. Pauli, Kiel; Anm. d. Red.) ernsthaft daran glauben darf, 2024/25 eine deutlich sorgenfreiere Saison als zuletzt zu erleben.  © Berliner Zeitung

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