Umsatzrekord: Das Geschäft mit Messen ist aus der Corona-Talsohle heraus. Ganz über den Berg ist die Messegesellschaft aber noch nicht.
Es läuft! Mit diesen Worten hat Messegeschäftsführer Detlef Braun zusammengefasst, was zuvor der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzender und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, Wolfgang Marzin, erläutert hatten. Denn die Messe sei schneller als erwartet wieder auf das Niveau von 2019 gekommen und habe es sogar eingeholt, sagte Josef. "Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir von einem konsolidierten Konzernumsatz in Höhe von 780 Millionen Euro aus, ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 28 Prozent", so Marzin bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2024. Er rechnet mit einem Ertrag von 50 Millionen Euro.
"Mit diesem ordentlichen Polster sind wir noch besser in der Lage, unsere während der Pandemie aufgebauten Darlehen zu tilgen, und wir haben damit die notwendigen Reserven für weitere Investitionen in die Modernisierung unserer Prozesse und IT-Systeme, in die nachhaltige Transformation der Unternehmensgruppe, in künftige Herausforderungen im operativen Geschäft und nicht zuletzt in unsere Mitarbeitenden", hob Marzin hervor. 2023 hatte der Umsatz 609 Millionen Euro betragen und der Ertrag 18,5 Millionen. 2019, vor der Pandemie, hatte die Messe ihre Bestmarke mit einem Umsatz in Höhe von 736 Millionen Euro und einem Gewinn von 60 Millionen erzielt.
Den größeren Teil des Geschäfts macht die Frankfurter Messe mit rund 442 Millionen Euro Umsatz weiterhin im Inland – mit wenigen Ausnahmen am Heimatstandort. Das starke Ergebnis sei unter anderem bedingt durch große Veranstaltungen in diesem Jahr, auch solche, die nicht jährlich stattfinden.
Gut gebucht sei auch das Gastveranstaltungsgeschäft mit mehr als 200 Messen, Tagungen, Kongresse anderer Gesellschaften auf dem Frankfurter Gelände. Die Nachfrage dafür sei wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Für das Jahr 2025 stünden schon jetzt mehr als 150 Veranstaltungen unter Vertrag.
"Geht es der Messe gut, geht es der Stadt gut"
Bis Ende des Geschäftsjahres wird die Messe, wie berichtet wurde, weltweit mehr als 330 Veranstaltungen mit gut 98.000 ausstellenden Unternehmen und rund 4,4 Millionen Besuchern organisiert haben. Die Messegesellschaft erwirtschaftet allein mit dem Inlandsgeschäft nach Darstellung der Geschäftsführung in etwa so viel wie durchschnittlich die anderen deutschen Messegesellschaften im In- und Ausland.
Auf das starke Geschäft am Heimatstandort verwies auch Oberbürgermeister Josef, der die Bedeutung der Messe für die Wirtschaft der Stadt hervorhob. Sie sei ein wesentlicher Indikator für den Standort. "Geht es der Messe gut, geht es auch der Stadt gut", so Josef. Darum sei es auch wichtig gewesen, dass man in schwierigen Zeiten zusammengehalten habe.
Die Stadt, die mit 60 Prozent der Anteile Mehrheitsgesellschafterin der Messe ist, hatte das Unternehmen zusammen mit dem Land, das 40 Prozent der Anteile hält, während der Pandemie mit einem Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro sowie insgesamt 240 Millionen an Kapitalerhöhungen unterstützt.
Messebesuch als klimafreundlicher Ersatz für Geschäftsreisen
Trotz des erwarteten Gewinns geht die Messeleitung nicht davon aus, das Darlehen früher komplett zurückzuzahlen. Zeit dafür bleibe bis 2030. Auch die Zahlung einer Dividende an Stadt und Land – sie betrug vor der Pandemie rund 13 Millionen Euro – ist noch unklar. "Das müssen die Anteilseigner entscheiden", so Marzin. Dass Stadt und Land aber schon jetzt vom Erfolg der Messe profitierten, hob Marzin einmal mehr hervor, so liege die Umwegrendite der Messe bei 3,1 Milliarden Euro.
Gemeint sind die Umsätze von Fahrdiensten, Hotels, Restaurants und Einzelhandel, die durch Messegäste mehr verdienten und auch entsprechend mehr Steuern zahlten. Um dies im Detail nachzuweisen, soll demnächst eine Studie gemacht werden.
Dass Messen trotz der hohen Frequenz an Reisenden insgesamt zu weniger Geschäftsreisen führen, hat eine kürzlich veröffentlichte Studie des Messeverbands AUMA belegt. Demnach ersetzt ein Messebesuch bis zu fünf Geschäftsreisen und trägt damit zum Klimaschutz bei.
Das zahlt auch auf die Bestrebungen der Messegesellschaft ein, in Zukunft die Umweltfreundlichkeit weiter zu verbessern, indem Systeme für Heizung, Klimatisierung und Wasser optimiert werden sollen. Für ein Unternehmen, dessen Kern es ist, dass immer wieder hunderte Aussteller Stände aufbauen und mit aus der Ferne herangekarrten Waren bestücken, ist das kein leichtes Unterfangen.
Ausbau des internationalen Messegeschäftes
Von großer Bedeutung für die logistischen Herausforderungen insbesondere der großen Messen ist das Rebstockgelände, das als Ausweichfläche für den Festplatz, auf dem die neue Europäische Schule entstehen soll, im Gespräch. An 260 Tagen im Jahr werde es benötigt, so Marzin. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Stadt das berücksichtige.
Oberbürgermeister Josef äußerte dazu nur, dass es Prüfungen der zuständigen Ämter gebe. So muss die Messe weiter auf eine Entscheidung warten. Auch die Frage, wer den seit dem Frühjahr vakanten Posten in der Geschäftsführung übernimmt, ist noch offen. Das neue Jahr könnte hier Klarheit bringen, dem Vernehmen nach gibt es einen Kandidaten.
Für 2025 sieht sich die Messe gut aufgestellt. Nicht nur am Standort Frankfurt, wo beispielsweise die neue Messe Intergeo für das Vermessungswesen hinzukommt, sondern vor allem international soll das Geschäft weiter ausgebaut werden.
800 Millionen Euro Umsatz im kommenden Jahr erwartet
Schon jetzt haben die Messen im Ausland eine hohe Bedeutung mit rund 43 Prozent am Konzernumsatz. Auch in diesem Segment will die Messe weiter zulegen. In Asien, wo man seit mehr als 35 Jahren mit rund 60 Messen in elf Branchen präsent ist, werden neue Veranstaltungen lanciert, beispielsweise mit einer Automechanika und weiteren Veranstaltungen in Usbekistan.
"Und auch im wettbewerbsintensiven US-Markt bauen wir unsere Kompetenz im Sektor Textil, Mobility und Logistics sowie Technology aus", berichtete Braun.
All das soll im nächsten Jahr für noch bessere Ergebnisse sorgen: "Wir werden, wenn alles so gut weiterläuft, einen Konzernumsatz von rund 800 Millionen Euro erreichen", so Marzin. Dazu passt, was er zuvor sagte: "Messen sind Treibhäuser für Optimismus." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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