Tierfotos im Landesmuseum: Das Landesmuseum Darmstadt präsentiert Tierfotos aus dem Wettbewerb "Wildlife Photographer of the Year".
Die Bilder zeigen, dass fressen und gefressen werden zur Natur gehört. Und machen deutlich, wie Menschen Tiere verdrängen und ausnutzen, sie aber auch schützen.
Wie im Kampf werden die Zähne gefletscht. Die starken Eckzähne von Löwin und Löwe stehen drohend aus dem Maul heraus. Doch die aggressive Auseinandersetzung der beiden Raubtiere ist Teil des Liebesspiels, der Fotograf hat sie bei der Begattung abgebildet. Die Details lassen die Szene dramatisch wirken, etwa die Speichelfäden, die sich aus dem Maul der Löwin lösen und durch die Luft fliegen, als sie den Kopf herumwirft. Der dunkle Himmel mit Gewitterwolken trägt ein Übriges zur Stimmung bei. Dass diese Szene in Schwarz-Weiß abgebildet ist, macht die Aufnahme noch eindringlicher.
Im Landesmuseum in Darmstadt wird dieses Foto gezeigt, es erstreckt sich über eine ganze Wand, die Tiere sind in einem Mehrfachen ihrer Lebensgröße abgebildet. Das Bild gehört zu einer Sonderausstellung, die Beiträge des Wettbewerbs "Wildlife Photographer of the Year" präsentiert. Gezeigt wird die Schau noch bis Ende März, dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, samstags und sonntags bis 17 Uhr.
Wettbewerb für Hobby- und Berufsfotografen
Das Natural History Museum in London veranstaltet den Wettbewerb seit 1965, er hat sich seither zu einem bedeutenden Forum der Tier- und Naturfotografie entwickelt. Auf die jüngste Ausschreibung hin wurden fast 60.000 Beiträge aus mehr als 100 Ländern eingereicht, darunter Schnappschüsse von Hobbyfotografen und aufwendig vorbereitete Aufnahmen von Berufsfotografen. Als Sieger wurde der Kanadier Shane Gross ausgewählt, für ein Unterwasserbild von Kaulquappen unter Seerosenblättern in einem Bergsee in Kanada.
In Kontrast zu diesem ruhig und friedlich wirkenden Bild stehen die Jagdszenen, die auf vielen Aufnahmen zu sehen sind. Im Pantanal, einem Feuchtgebiet in Brasilien, gelang es dem Briten Ian Ford, von einem Boot den Moment einzufangen, wie ein Jaguar am Ufer einen Kaiman mit einem Biss ins Genick erlegt.
Fressen und gefressen werden
Auch sonst ist zu beobachten, wie fressen und gefressen werden zur Natur gehören. In Malaysia hat ein Orienthornvogel mit Erfolg nach vorbeifliegenden Fledermäusen geschnappt, eine hält er in seinem langen gelben Schnabel. In Kalifornien sitzt ein Habicht auf einem Ast und schlägt seinen scharfen Schnabel in ein Eichhörnchen. Auch dort ist ein Wanderfalke mit ausgebreiteten Schwingen aufgenommen, während er einem Schmetterling nachjagt.
Dass zur Jagd auch viel Geduld gehört, wird ebenfalls augenfällig. Eine Luchsin liegt in Kanada im Schnee auf der Lauer und schirmt mir ihrem Körper ihre Jungen vor dem eisigen Wind ab. Auch in Kanada wartet ein Bär in einer Novembernacht am Ufer eines Flusses auf Lachse. Kurios kommen Fotos von Hermelinen daher, die mit ihrem weißen Fell ohnehin auffällige Tiere sind. Einer springt hoch in die Luft, vermutlich, um die Beutetiere zu verwirren, ein anderer ist in eine Felsspalte geklettert.
Andere Aufnahmen wirken daneben statisch – etwa die Miesmuscheln an einem Strand in Portugal. Aufrecht stehend halten sie sich aneinander mit Muschelfäden fest, so dass sie von der Flut nicht weggespült werden. Landschaftsaufnahmen zeigen eine grandiose Schönheit auch ohne Tiere, etwa einen Wasserfall auf West-Java, umgeben von einem unberührten Urwald vor einem aktiven Vulkankegel.
Mensch und Wildtier als Konkurrenten
Die Ausstellung zeigt allerdings auch, wie stark der Mensch in den Lebensraum der Tiere vordringt. Der Mensch und das wilde Tier scheinen einander nahe zu kommen, so streifen Kojoten nachts durch eine Siedlung in Kanada. Diese Art ist ein Hybrid und vereint die Gene des Wolfs und des Haushundes – das heißt, der Kojote trägt Anlagen der vom Menschen domestizierten Tiere in sich.
Doch in der Wirklichkeit stehen die Zwei- und die Vierbeiner in Konkurrenz zueinander, wenn nicht sogar im Konflikt miteinander. So ist zu sehen, wie Elefanten in der Nacht durch ein Dorf in Sambia marschieren, das auf einer der Zugrouten erbaut worden ist. Keine zwei Meter trotten sie an der Hecke eines Hauses vorbei. Damit niemand verletzt wird, gilt für die Dorfbewohner eine Ausgangssperre – in diesem Fall haben die Tiere Vorrang.
Das Bild eines Königstigers dagegen macht klar, dass wilde Tiere sich zurückziehen müssen. Der Tiger liegt auf einem Hang im Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien und blickt über die Schulter auf eine Ebene, die von mehreren Siedlungen eingenommen wird, für die einst wachsender Wald gerodet wurde.
Affe mit karierter Hose
Zu sehen sind schließlich Beispiele dafür, wie Menschen auf der einen Seite Tiere ausnutzen, auf der anderen Seite aber Wildtiere schützen. So sitzt ein Orang-Utan, der eine karierte Hose trägt, teilnahmslos auf einer Bank. Die Wahrheit hinter dem Bild ist, dass die Affen in einem Safaripark in Thailand für Boxkämpfe vor Publikum missbraucht werden.
Auf einer anderen Aufnahme sucht ein Polizist am Flughafen Heathrow in London nach Fingerabdrücken auf dem geschmuggelten Stoßzahn eines Elefanten. Auch wenn dieses Tier nicht mehr zu retten ist, jagt die Polizei die Schuldigen des illegalen Handels mit Tierprodukten, um bedrohte Arten vor Wilderern zu schützen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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