Förderung für Komponistinnen: Das Frankfurter Archiv Frau und Musik pflegt ihr Residenzprogramm als Herzenssache. Jetzt stellt sich die diesjährige Komponistin Macarena Rosmanich mit Gespräch und Konzert vor.

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Ich hatte gar nicht geplant, Komponistin zu werden", hatte Macarena Rosmanich beim Willkommensfrühstück in den Räumen des Frankfurter Archivs Frau und Musik gesagt. Das Gespräch mit Mary Ellen Kitchens aus dem Vorstand des Trägervereins stand am Anfang ihrer Zeit als Frankfurter Residenzkünstlerin im Archiv. Komponistin aber ist sie geworden – eine der wenigen in ihrem Umfeld.

Die 1981 in Santiago de Chile geborene Künstlerin kann insgesamt drei Monate lang als "Composer in Residence" im Domizil des Archivs in "hoffmanns höfen" in Frankfurt-Niederrad ein und aus gehen, Kontakte knüpfen, Frankfurt genießen, in Offenbach wohnen, ein neues Stück schreiben und mit Studierenden der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) arbeiten, um nun, gegen Ende ihres Aufenthalts, verschiedene eigene Stücke am 6. Dezember zur Aufführung zu bringen.

"Die offizielle Kultur in Chile ist eine Kultur der Einwanderer und sehr konservativ", berichtet sie über ihre Wurzeln. Ihre Mutter kam aus Frankreich, war Philosophin und hat in Santiago de Chile eine Philosophieschule für Kinder und Erwachsene gegründet. Ihr Vater, ein Arzt, stammt aus Kroatien. Macarena bekam Klavierunterricht und wollte irgendwann mehr über ihren Zufluchtsort Musik wissen. Harmonielehre, Instrumentation, Analyse – als sie diese Begriffe im Lehrplan der Universidad de Chile las, dachte sie: "Das ist es!" und studierte Komposition.

Frauen in der Musik sichtbar machen

Unter ihren Kommilitonen gab es auch Frauen, "aber keine von ihnen hat das Studium zu Ende gebracht", sagt Rosmanich. Auch ihre Motivation, erinnert sie sich, schwand zunehmend: "Es wurde eine ganz bestimmte Art und Weise gewünscht, wie man zu komponieren habe." Sie schloss ihr Studium zwar "mit Auszeichnung" ab, komponierte aber für zwei, drei Jahre überhaupt nicht mehr.

Als sie mit ihrem damaligen Mann nach Deutschland kam, staunte sie über die Freiheit und Vielfalt in der hiesigen Komponistenszene. Sie begann ein Postgraduierten-Studium bei José Maria Sánchez-Verdú an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und schloss dann noch einen Master-Studiengang bei Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik Freiburg an.

Nach wie vor pflegt Rosmanich enge Kontakte nach Chile. Zu ihrer Studienzeit hatte man dort noch geglaubt, es gebe keine guten Kompositionen von Frauen. Dieses Bild versucht sie nach Kräften zu verändern. Die Musikszene sei nach wie vor sehr klein und sehr konservativ, sagt sie. Aber es gebe zunehmend Interesse an Werken von Frauen und Frauen, die sich trauten, selbst zu komponieren.

Als sie vom Frankfurter Archiv Frau und Musik hörte, habe sie beschlossen: "Da will ich dazugehören" und bewarb sich als "Composer in Residence". Das ist ein regelrechtes Herzensprojekt des Archivs in Kooperation mit dem Institut für zeitgenössische Musik an der HfMDK, das das Archiv, abhängig von Möglichkeiten der Finanzierung, etwa alle zwei bis drei Jahre und nun zum sechsten Male stemmt.

Überzeugt haben Struktur, Ökonomie der Mittel und Klangsinnlichkeit

Für 2024 hatten rund 80 Komponistinnen jeden Alters aus aller Welt Interesse bekundet. Jede Bewerberin sollte zwei unterschiedliche Werke einreichen, jeweils in Partitur und als Klangdokument. Nach Einsendeschluss waren dann gute 70 Werke eingegangen. "Alle Stile und Spielformen der zeitgenössischen Musik waren vertreten", sagt Archivmitarbeiterin Bettina Weber. Sie hat eine Nachtschicht eingelegt, um sie alle für die Jurybeurteilung zu anonymisieren.

Die fünf Jurorinnen und Juroren, zu denen unter anderem die Frankfurter Musikwissenschaftsprofessorin Christina Richter-Ibáñez gehörte, haben sich einstimmig auf Macarena Rosmanich verständigt: Ihre Werke zeigten klare Struktur, eine Ökonomie der Mittel und fesselten durch ihre intuitive Klangsinnlichkeit, so Richter-Ibáñez.

Dass Rosmanich ihre Anregungen auch aus der Welt jenseits der Musik holt, hat sie schon zu Beginn erläutert. Denn sie habe auch Hobbys, bejahte sie die Frage von Kitchens damals, beim Frühstück. "Ich lese sehr viel. Außerdem mag ich gerne Joggen, ganz locker und meditativ. Und natürlich Kochen und Essen. Aber vor allem Lesen, alles Mögliche."

Inspiration aus Philosophie, Poesie und Prosa

Etwa über Philosophie, derzeit von Byung-Chul Han, oder Gedichte, derzeit von der chilenischen Dichterin Julieta Marchant. "Ich lese auch Romane. Aber nur, wenn mir nicht gerade eine Deadline naht", sagt Rosmanich. "Beim Lesen kommen mir Ideen zu Klängen, die ich erst in Worten beschreibe und dann weiterentwickle."

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Im Studium habe sie gelernt, alles genau zu planen und einer kontrollierbaren Technik zu unterwerfen. "Aber das fühlte sich für mich steif an. Jetzt versuche ich einfach, genau zu hören. Ich mache Skizzen, aber das Stück entwickelt sich selbst. Ich lasse es einfach fließen, es kommt, was kommen soll", sagt Rosmanich. Das Strikte ihrer frühen Ausbildung hat sie schon lange hinter sich gelassen: "Alles Durchgeplante interessiert mich nicht."

Macarena Rosmanich stellt sich mit einem Konzert und Gespräch am 6. Dezember von 19.30 Uhr an in der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt vor.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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