Für eine ganze Weile habe sie sich gefühlt, als säße sie im falschen Film. So beschreibt Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber ihre große Verwunderung, nachdem ein Antrag der FDP-Fraktion im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats eine neue Diskussion über den Neubau der Markthalle, deren Gestaltung und der des Marktplatzes ausgelöst hatte.
So wollten die Liberalen die Kosten für die Sanierung des Platzes von rund 2,35 Millionen auf nur noch 100.000 Euro deckeln – ein Antrag, der scheiterte, weil die Fraktion der CDU per Gegenantrag erfolgreich und ohne Gegenvotum eine interfraktionelle Runde forderte, die sich am Montag, 25. November, und damit zwei Tage vor der nächsten Ratssitzung noch einmal mit der Halle und ihrer Umgebung beschäftigt.
Bisherige Entscheidungen von Waldbröls Stadtrat waren eindeutig für die Markthalle
Zur Erinnerung: Ende Oktober vergangenen Jahres hatte sich der Rat mit 38 Ja-Stimmen, bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen dafür ausgesprochen, das etwa vier Millionen Euro schwere Vorhaben auf den Weg zu bringen und um Fördermittel in Höhe von 60 Prozent zu werben. Zuvor war – nach einstimmigen Beschluss – der Entwurf aus dem Kölner Architekturbüro Form A ins Rennen gegangen. Larissa Weber: "Die europaweite Ausschreibung für die Planungsleistung ist jetzt beendet, in den kommenden zwei Wochen wollen wir den Auftrag vergeben."
Ein Auftrag übrigens, für den bereits Fördermittel fließen: So hat die Stadt zu Beginn dieses Monats eine Zusage über insgesamt 930.000 Euro zur Finanzierung von Planungsarbeiten erhalten, die Teil von "Waldbröl 2030", dem neuen Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek), sind. Und zu dem gehört die Mehrzweckhalle ebenso wie der Marktplatz und der geplante Stadtplatz auf dem früheren Merkur-Gelände.
Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber sieht die bisher geleistete Arbeit in Gefahr
All dies sieht die Bürgermeisterin in Gefahr, sollte die Politik von früheren Entscheidungen abkehren. Daher habe sie im nicht-öffentlichen Teil der Ausschusssitzung den Fraktionen intensiv ins Gewissen geredet, sagt Weber. "Denn es wird in Waldbröl keine massiven Steuererhöhungen geben – und auch alle anderen Aufgaben werden wir erledigen." Am Ende, so ergänzt die Rathauschefin, hätten sich die Wogen dann wieder geglättet und die alte Eintracht in Sachen Markthalle sei zurückgekehrt.
Das Gesamtvolumen des neuen Iseks beträgt etwas mehr als 5,86 Millionen Euro, größer Posten darin ist eben die Mehrzweckgebäude nach den Entwürfen des Form-A-Architekten Helmut Rübsamen: Die sehen zwei Gebäude vor, eine Veranstaltungshalle mit einem Grundriss von 30 mal 15 Metern, sowie ein Büro für die "Wir für Waldbröl"-GmbH. Dazwischen erstreckt sich eine Art Innenhof, Patio genannt. Auf einem oberhalb gelegenen Platz an der Südseite sollen Platanen Schatten spenden, zudem gibt es eine weitere, offen gehaltene Veranstaltungsfläche.
"Die Markthalle muss im Fokus bleiben, der Rest wird nicht gebraucht", äußerte sich etwa Anne Pampus (SPD) in der Diskussion und Herbert Greb (FDP) erklärte: "Was wir nicht benötigen, müssen wir nicht haben." CDU-Mann Andre Steiniger urteilte derweil, dass sich die Stadt diese Halle nicht leisten könne, "weder in der Anschaffung, noch im Unterhalt". Moderater gab sich indes Sascha Strutz, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten: "Die Kosten müssen so im Ruder bleiben, dass das gesamte Projekt förderfähig bleibt."
Neue Form der Grundsteuer B
Mit einem neuen und zunächst befristeten Berechnungsmodell für die Grundsteuer B möchte die Stadt Waldbröl ins kommende Jahr gehen. Das zumindest ist die Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses, darüber entscheiden muss der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch, 27. November. Dann soll auch die gesamte Finanzplanung aus der Kämmerei verabschiedet werden.
Vorerst für das kommende Jahr will die Stadtverwaltung die Grundsteuer B aufteilen: ein geringerer Hebesatz, nämlich 815 Prozentpunkte (v. H.) soll für Grundstücke dienen, die Wohnraum bieten, während ein höherer Satz, und zwar 1309 Prozentpunkte für "Nichtwohngrundstücke" gelten soll. Der ursprünglich geplante Hebesatz von 918 Prozentpunkten würde damit verworfen. Ziel sei es, so erklärte Bürgermeisterin Larissa Weber, das Wohnen in der Marktstadt nicht noch teurer zu machen und Familien zu entlasten. Schließlich gehöre die Bevölkerung der Marktstadt landesweit zu den jüngsten.
Bei zwei Gegenstimmen folgte der Fachausschuss diesem Anliegen, das Kämmerin Anja Brauer auch bei Besuchen in den Fraktionen immer wieder dargelegt hatte. © Kölner Stadt-Anzeiger
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