Mittlerweile stemmt die Stadt im Wochenrhythmus neue Großprojekte, um die nach Bergisch Gladbach kommenden Migranten mit einem Dach über dem Kopf zu versorgen.
Der aktuellste Blick geht in den Stadtteil Paffrath, zur Borngasse. Nach dem Ascheplatz an der Paffrather Straße (Stadtmitte) ist jetzt auch der ehemalige Stellplatz für Wohnmobile am Kombibad Paffrath in den Blick geraten.
20 sogenannte Mobile Homes hat die Stadt bereits per Vertrag gekauft, ab Mitte Januar 2025 werden sie geliefert, Ende Januar, Anfang Februar ziehen die ersten Bewohner ein. Mobile Homes sind Unterkünfte zwischen Wohnwagen und Haus, per Kran -Lkw können sie auf Grundstücken abgesetzt werden. Vor allem in den USA erfreuen sich die fertig eingerichteten Mobile Homes großer Beliebtheit, oft als Anhängervariante "Trailer-Homes".
Parkplatz liegt brach
Der von der Stadt ausgewählte Stellplatz am Kombibad liegt seit dem Frühjahr 2023 brach, aufgrund der hohen Unterhaltungskosten hatte die Stadt das Wohnmobilangebot damals aufgegeben. Wohnmobilisten können damit nicht auf eine Rückkehr des Angebots hoffen. Je Mobile Home wird es sechs Wohneinheiten geben, insgesamt könnten auf dem Gelände am Kombibad 120 Menschen wohnen.
Die Sozialpolitiker, die am Donnerstagabend turnusmäßig berieten, wurden von der Ausschussvorsitzende Gabriele von Berg (CDU) informiert, dass sie eine Dringlichkeitsentscheidung der Verwaltung unterschrieben habe. "Ich habe es mir wahrlich nicht leicht gemacht", sagte die Politikern. Aber die Unterbringung der Migranten werde spätestens zu Anfang des Jahres hochprekär werden. "Es gilt zu vermeiden, dass wir Schulturnhallen nutzen müssen", sagte die Ausschussvorsitzende.
AfD und Bergische Mitte dagegen
Die Politik folgte Berg mit großer Mehrheit und stützte den Kaufvertrag: CDU, Grüne, SPD und FDP stimmten zu, Neinstimmen kamen von AfD und der Fraktion Bergische Mitte. Der AfD-Vertreter meinte, die Stadt brauche die Menschen nicht aufzunehmen und könne sie zurückschicken. Die Flüchtlingsströme würden zurückgehen.
"Wir müssen versuchen, wieder zu reagieren, nicht nur zu agieren", führte Martin Freitag von der ohne Stimmrecht im Ausschuss vertretenen Freien Wählergemeinschaft aus, auch seine Fraktion unterstütze den Kauf. Redouan Tollih, Vorsitzender des Integrationsrats, verdeutlichte, dass auch er der Verwaltung folge. Allerdings vermisse er Informationen zur Größe der Wohnungen und zur Sanitär- und Kocheinrichtung.
Dezernentin Claudia Werker führte aus, dass der Standort bereits Infrastruktur biete, Anschlüsse für Strom, Frisch- und Abwasser seien vorhanden. Rund 3 Millionen Euro soll die Anschaffung kosten. Eine grundsätzliche Diskussion zum Standort blieb aus.
Rat muss noch zustimmen
Vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrates im Dezember zeichnet sich möglicherweise auch eine politische Mehrheit für die geplante Geflüchtetenunterkunft auf dem ehemaligen Aschesportplatz an der Paffrather Straße ab (neben der Belkaw-Arena).
14 Millionen Euro will die Stadt dort investieren. Dem Grundsatzbeschluss folgten Grüne und SPD. CDU, FDP und Bergische Mitte enthielten sich jedoch, die AfD stimmte mit Nein. Jetzt hat der Stadtrat am 10. Dezember das letzte Wort. Nach umfangreichen Vorarbeiten einschließlich Dioxinsanierung der Anlage (nur die AfD war dagegen) könnten aber erst zur Jahresmitte 2026 die ersten der 240 Bewohner einziehen.
CDU vermisst Konzept
"Uns fehlt das Konzept für eine Nachnutzung", meinte Thomas Hildner kritisch, deshalb enthalte sich die CDU. Auch seien die Auswirkungen der Wegnahme des Platzes auf die Gladbacher Sportstätten zu beachten, die über 200 wegfallenden Parkplätze, ebenso die Frage nach den Kitaplätzen in der Stadtmitte. Von Gesprächen mit Gladbacher Bürgern berichtete Bibi Opiela, ebenfalls CDU. Manche Bürger sagten ihr, es fehle Geld für die Schulen, aber hier würden Millionen für Geflüchtete investiert. Zustimmung kam von den Grünen. "Da müssen wir aufpassen", mahnte sie.
"Ein wichtiger Baustein gegen die Wohnungsnot ist dieses Projekt", erklärte Markus Bollen. Kritik am Wegfall der Parkplätze wiesen die Grünen zurück, es gebe den ÖPNV, ihn könnten auch Fußballfans nutzen. Stephan Dekker, Dezernent der Stadt, blickte zum Stadtsportverband. Von dort war massive Kritik an der Standortwahl gekommen. Kurzfristig werde es ein Gespräch mit den Vertretern geben, kündigte er an. Dann werde die Stadt auch Ideen für weitere Sportangebote besprechen.
Dass die neue Unterkunft den Bestand der benachbarten Belkaw-Arena gefährde, stimme jedenfalls nicht. Der Immissionsschutz sei ausreichend, darauf werde beim Bau der Unterkünfte geachtet. © Kölner Stadt-Anzeiger
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