Kinder sollen nun doch wieder nachmittags, an den Wochenenden und in den Ferien auf den Schulhöfen spielen können.
So wollen es jedenfalls alle im Schulausschuss vertretenen Fraktionen. Nachdem die Stadt Köln das Modellprojekt überraschend im Dezember gestoppt hat, regt sich massiver Widerstand in der Politik: Einstimmig votierten nun alle Ratsfraktionen einem Dringlichkeitsantrag im Schulausschuss zu.
Darin wird die Verwaltung aufgefordert, "kurzfristig geeignete Maßnahmen zu treffen", damit die Schulhöfe außerhalb der Schulzeit wieder für Sport und Spiel genutzt werden können. Und sogar noch mehr: Ziel soll es demnach nicht nur sein, die Kosten zu optimieren, sondern das erfolgreiche Konzept auch perspektivisch auf weitere Standorte auszuweiten.
Grund für die Einstellung des Modellprojekts waren von Seiten der Stadt die zu hohen Kosten für die Schulhoföffnungen. Rund 500.000 Euro pro Jahr haben das Auf- und Abschließen und die zusätzliche Reinigung für die neun Standorte nach Angaben der Stadt gekostet. Diese verteilten sich auf Reinigungskosten in Höhe von 233.236 Euro und Schließungskosten von 265.499 Euro. Das sind 152 Euro pro Schulhof pro Tag bei einer Öffnung von 365 Tagen pro Jahr. Angesichts der hohen Kosten könne dies angesichts der aktuell angespannten Haushaltslage nicht aufrechterhalten werden, so die Begründung der Stadt.
Schulhofpatenschaften sollen Abhilfe schaffen
Die unverhältnismäßig hohen Kosten hatten Kritik und Kopfschütteln ausgelöst: Das Ratsbündnis forderte die Verwaltung nun auf, die Kosten deutlich zu senken und Synergien zu schaffen, und macht konkrete Vorschläge dazu. Ein Antrag des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt wurde durch Vorschläge eines Änderungsantrags der SPD ergänzt. Heraus kam ein gemeinsamer Antrag mit vielen Vorschlägen zur Kostenoptimierung.
Konkret soll die Verwaltung eine Anpassung der Öffnungszeiten an die Dienstpläne der jeweiligen Hausmeister vornehmen. Außerdem soll nach dem Vorschlag der Politik für den Schließdienst auf Schulhofpatenschaften oder auf Sportvereine zurückgegriffen werden, die die Hallen der Schulen für ihr Training nutzen. Zudem solle geprüft werden, ob eine Organisation des Schließdienstes auch auf Minijobbasis möglich sein könne.
Vorschlag: Digitale Zugangssysteme für den Schulhof
Auch der von der SPD angeregte Vorschlag, dass auch über die Sportvereine hinaus mit lokalen Vereinen, Bürgervereinen und Initiativen kooperiert werden können, wurde in Antrag aufgenommen. Diese könnten dann die Aufsicht übernehmen und im Gegenzug die Schulhöfe für ihre Aktivitäten nutzen. Auch Schüler- und Nachbarschaftspatenschaften sollten eruiert werden.
Zudem regte die SPD an, auch digitale Zugangssysteme mit Chipkarten oder Apps zu prüfen. So könnten sich etwa Schülerinnen und Schüler, Eltern und Anwohner registrieren. Auch so eine Maßnahme reduziere Vandalismus und Fremdnutzung. Alle Parteien stimmten dem Paket zu. Allerdings betonte die FDP, dass das Projekt trotzdem Geld koste, das die Stadt dann auch in die Hand nehmen müsse.
Was der Politik wichtig ist: Dass es nun schnell geht. Die Einstellung des Schulhofprojektes hatte die Kinder und Jugendlichen wie auch die Schulen völlig unvorbereitet und ohne Vorwarnung getroffen. Kinder, die wie immer nachmittags auf dem Schulhof kicken wollten, standen plötzlich vor verschlossener Tür. Am Schultor fanden sie lediglich eine mit Kabelbindern am Schultor befestigte Mitteilung, das das Projekt "offene Schulhöfe" wegen "nicht zur Verfügung stehender Mittel" eingestellt werde.
Daraufhin war ein Sturm der Entrüstung losgebrochen darüber, dass in Zeiten knapper Kassen Kinder und Jugendliche die ersten Leidtragenden sind – und das angesichts der Tatsache, dass mangelnde Bewegung und mangelnde Sozialkontakte von Kindern und Jugendlichen ein wachsendes Problem sind.
Köln bei der Spielfläche pro Einwohner unter dem Richtwert
Hinzu kommt, dass es in der sich immer weiter verdichtenden Stadt immer weniger frei zugängliche Flächen für Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche gibt. Köln liegt mit 1,2 Quadratmetern Spielfläche pro Einwohner deutlich unter dem Richtwert von zwei Quadratmetern, den der Rat der Stadt bereits im Jahr 2018 festgelegt hat.
Außerdem hat die Verwaltung dem Schulausschuss in derselben Sitzung die neue Fassung der kommunalen Spielraumplanung für den Zeitraum von 2025 bis 2030 verabschieden lassen. Darin steht auf Seite 50: "Temporär für die öffentliche Nutzung zugänglich gemachte Schulhofflächen stellen außerhalb der Schulzeiten beziehungsweise schulischen Betreuungszeiten eine zusätzliche Ressource zum Spielen, Bewegen und zum Aufenthalt dar. © Kölner Stadt-Anzeiger
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