"Viele junge Leute fühlen sich von der Politik nicht vertreten", sagt der Geschäftsführer des Kölner Jugendrings, Thorsten Buff.
Die große Jugendwahlstudie 2025 bestätigt diese Wahrnehmung: Ein Viertel der Erstwähler gab dabei an, sich von der Regierung ignoriert zu fühlen. Ein großer Teil der jungen Menschen hat demnach sogar das Gefühl, die Politik arbeite gegen sie. Dazu passt für Buff die "frustrierende Debatte der beiden Kanzlerkandidaten", in denen mit Bildung und Klimaschutz zwei für die jungen Wähler zentrale Zukunftsthemen mit keinem Wort vorkamen. "Man konnte mal wieder sehr klar sehen, dass die jungen Leute leider Gottes nicht an erster Stelle stehen."
Um genau diesem Gefühl politischer Ohnmacht entgegenzusteuern, gibt es die U18-Wahl. Noch bis zum 14. Februar hat der Kölner Jugendring 50 Wahllokale im Kölner Stadtgebiet aufgebaut, in denen Jugendliche unter 18 Jahren symbolisch ihre Stimme abgeben können. Darunter sind Schulen genauso wie Kölner Jugendzentren oder Offene Türen. In ganz NRW sind 455 Wahllokale geöffnet. Das Ziel allein für Köln: 10.000 Stimmen zusammenzubringen. 10.000 Stimmen von Jugendlichen, die eigentlich keine Stimme haben.
50 Veranstaltungen alleine in Köln
Begleitet wird das Ganze von 50 Veranstaltungen in Schulen, Jugendzentren und Jugendverbänden, mit denen der Kölner Jugendring jungen Menschen Politik nahebringen möchte und ihnen auch zeigt, wie das mit dem Wählen funktioniert. Ziel ist, mit Kindern und Jugendlichen über politische Inhalte und Programme ins Gespräch zu kommen, sie anzuleiten, Politik zu verstehen und Unterschiede in den Parteiprogrammen zu erkennen.
So wie etwa am kommenden Donnerstag der Wahlaktionstag an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Vingst, an der auch Schülerinnen und Schüler anderer Schulen teilnehmen. Ziel ist es, Demokratie hautnah zu erleben und sich aktiv mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen – sich in Workshops und in Podiumsdiskussionen mit Kölner Vertreterinnen oder Vertretern der Parteien oder auch einem Speeddating über private oder politische Inhalte auszutauschen.
"Die Veranstaltungen sollen die Plakate lebendig machen", so Buff. Mit pädagogischen Angeboten den Dialog zu stärken. Bei der Auftaktveranstaltung mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker sei das bereits sehr gut gelungen: 20 Schülerinnen und Schüler hätten die Oberbürgermeisterin eine Stunde mit Fragen gelöchert. "Sie sind mit dem Gefühl rausgegangen: Mir hört jemand zu – und das nehmen sie mit."
Gerade mal zwei Prozent der Wahlberechtigten sind 18 bis 20 Jahre alt
Die Botschaft, die davon ausgehen soll, ist eine zweiteilige: Sie soll den Jugendlichen Lust machen, sich für Politik zu interessieren und das Gefühl zu entwickeln, dass es auch auf ihre Stimme ankommt. "Es soll aber auch dem Frust entgegenwirken, dass man in der Politik nicht vorkommt." Gleichzeitig soll auch ein Signal nach außen gesetzt werden: Am kommenden Samstag, 15. Februar, soll dann nämlich feierlich das Ergebnis veröffentlicht werden. Der Termin sei bewusst eine gute Woche vor die Bundestagswahl gelegt worden, um maximale öffentliche Aufmerksamkeit dafür zu erringen, wie die Jugendlichen denken. Die Verkündung findet im Rahmen der Karnevalsveranstaltung "U-PPJE PASS!" statt.
Von den 59,2 Millionen Wahlberechtigten sind allein 40 Prozent über 60 Jahre alt. Bei den über 60-Jährigen können dreimal so viele Menschen wählen (42,2 Prozent) wie aus der Gruppe der unter 30-Jährigen (13,3 Prozent). Die über 70-Jährigen stellen die größte Wählergruppe. Gerade mal zwei Prozent sind zwischen 18 und 20 Jahren alt. "Da ist jede Stimme der Jungen so wichtig", betont Buff.
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Forderung nach Absenkung des Wahlalters
Wenn man durch solche Formen der U18-Wahl erreiche, dass alle Jugendlichen, die bei der übernächsten Bundestagswahl dann auch regulär wählen dürfen, tatsächlich wählen, dann sei da viel gewonnen. Der Kölner Jugendring verbindet seine Aktion auch mit ganz konkreten Forderungen an die Kölner Bundestagskandidaten: Dazu gehört mehr Einbindung von Jugendlichen in Entscheidungen, die sie betreffen – etwa durch eine Absenkung des Wahlalters auf 14 Jahre. Außerdem sei Jugendarbeit der wirksamste Schutz der Demokratie. Die Träger der Jugendarbeit müssen bedarfsgerecht finanziert werden, um die Arbeit der Jugendverbände zu finanzieren. "Dafür muss der Bund in die Pflicht genommen werden, um eine auskömmliche Förderung auf Landes- und Kommunalebene sicherzustellen."
Alle Informationen zur U18-Wahl und auch zu den Orten der Wahllokale gibt es auf www.koelner-jugendring/u18-wahlen. © Kölner Stadt-Anzeiger
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