Bernd Rummler (55) ist fast von Anfang an dabei. Schon 2014, ein Jahr nach der Gründung, wurde er Mitglied einer Partei, die sich damals vor allem mit Kritik am Euro hervortat.

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Die AfD hat ihr Spitzenpersonal seitdem mehrfach ausgewechselt, wenn es sich nicht schnell genug immer weiter nach Rechtsaußen radikalisierte. Bernd Rummler ist dabeigeblieben.

Und mehr als das: Längst ist er zum unumstrittenen Kopf der AfD Oberberg aufgestiegen und amtiert heute zugleich als Vorsitzender von Kreisverband, Kreistagsfraktion und Gummersbacher Stadtratsfraktion. Doch dieser Horizont reicht ihm nicht mehr. Der gebürtige Leverkusener mit Wohnsitz in Gummersbach-Lieberhausen will nach Berlin, und zwar auf jeden Fall. Wenn er auch beim zweiten Versuch nicht ins Parlament gewählt werden sollte, werde er eine Stelle als Mitarbeiter der Bundestagsfraktion antreten, kündigt Rummler an. Derzeit absolviert er eine Fortbildung zum Qualitätsmanager. Die berufliche Betätigung in der Öffentlichkeitsarbeit der AfD-Landtagsfraktion habe er hinter sich gelassen: "Ich möchte Politik gestalten und nicht nur nach außen präsentieren."

Rummler ist ein freundlicher Mensch, ein verbindliches Auftreten bereitet dem früheren Hotelier offenbar keine Mühe. Nur einmal fällt er im Gespräch aus der Rolle, als er die Correctiv-Recherche über das Potsdamer Treffen als "dreckige Lüge" bezeichnet. Dass es der Begriff "Remigration" ins AfD-Wahlprogramm geschafft hat, ist für ihn kein Widerspruch: "Abschiebung ist ein viel schlimmeres Wort. Remigration kann ja auch freiwillig sein."

Allzu sehr der Freiwilligkeit überlassen will Bernd Rummler es aber doch nicht. Gehen soll, wer dem Sozialstaat auf der Tasche liegt. Überhaupt sieht Rummler die Migration weniger als kulturelles, denn als finanzielles Problem. Die allgemeine Steuerlast ist dem einstigen FDP-Mitglied der größte Dorn im Auge. Und das eben erst recht, wenn die so gewonnenen Haushaltsmittel Asylbewerbern zugutekommen.

Aus Rummlers Sicht ist seine Partei nicht radikaler geworden, sondern hat nur Lösungen für neue Probleme gefunden. "Die Tonalität hat sich vielleicht geändert", räumt er ein, "das ist aber beim politischen Gegner nicht anders".

Schon 18 Prozent könnten für den Listenplatz ausreichen

Bernd Rummler rangiert auf Platz 28 der Landesliste. Ob er ins Parlament einzieht, hänge stark davon ab, ob und wie viele kleinere Parteien – etwa FDP, BSW und Linke – es in den Bundestag schaffen. Im günstigen Fall könnten ihm schon 18 Prozent für die AfD ausreichen, hat der Kandidat ausgerechnet.

Keine Chance mehr haben wird dagegen Eugen Schmidt, derzeit Bundestagsabgeordneter für den Rhein-Erft-Kreis mit Wohnsitz in Oberberg seit 2022. Der Russlanddeutsche wurde weder als Direktkandidat aufgestellt, noch bekam er einen Platz auf der Landesliste. Rummler geht auf Distanz, Schmidts Putin-Nähe geht ihm dann doch zu weit. Schmidt sei noch Mitglied des Kreisvorstands, bei der Aufstellung der Landesliste aber von den Oberbergern nicht unterstützt worden. Rummler spricht zwar von einem "ungerechtfertigten Angriffskrieg" auf die Ukraine, würde jedoch alle Waffenlieferungen stoppen.

Auch sonst gibt sich Rummler moderat, ohne der Parteilinie untreu zu werden. Einen sofortigen Austritt aus der EU hält der Gummersbacher nicht für sinnvoll, ein "neues Konstrukt" aber für erforderlich. Die Demokratie sieht er in Deutschland stärker gefährdet als in Ungarn. Und Rummler bleibt dabei: "Der Euro ist eine Fehlkonstruktion."

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