"Von fünf auf mehr als 200, ist das nicht fantastisch?" Kirsten Georg war ganz beseelt bei der dritten Mahnwache, die sie mit Nachbarinnen aus dem Deichhaus, aus der Neubausiedlung an der Sieg, organisiert hatte.

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Sie hatten als "Siegburger Initiative für ein friedliches, solidarisches Miteinander" dazu aufgerufen. In der Woche zuvor waren 60 bis 70 Menschen gekommen, dieses Mal auf dem Marktplatz waren es mehr als 200.

Viele hatten es in verschiedenen Medien gelesen und waren gezielt gekommen, andere blieben spontan stehen und reihten sich hinter dem Transparent mit der klaren Botschaft des Artikels 1 des Grundgesetzes ein: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Die Aktion wurde sicherlich beflügelt durch die jüngsten Ereignisse im Bundestag, bei der die CDU mit Stimmen der AfD ein Gesetz durchbrachte.

Die Frauen aus dem Deichhaus verstehen sich als friedliche Gruppe

Die rechtsextreme Partei hatte auch Georg und Ellis Grova wachgerüttelt. "Die standen bei uns an der Siedlung", erinnerte sich Georg. "Da haben wir uns dagegen gestellt." Grova ergänzte: "Die haben uns gesagt, wie lächerlich wir seien. Die Ansage, dass sie wiederkämen, erfüllten die Rechten bislang aber nicht. Sie mobilisierten aber die Frauen, die sich als friedliche Gruppe verstehen. Sie bereiteten Plakate vor, meldeten Mahnwachen an, organisieren Musik für die kommenden Wochen und einen Demonstrationszug durch die Innenstadt.

"Wir stehen für Demokratie und für die Spielregeln, die wir uns mal gegeben haben", erklärte die Sprecherin, die sich in einer kleinen Ansprache per Megafon an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wandte. "Es ist erst die vierte Demo in meinem Leben, aber es wird Zeit etwas zu tun." Mit den kommenden Aktionen wollen sie und ihre Mitstreiterinnen laut sein, dieses Mal aber galt: Wir können auch still solidarisch miteinander stehen.

"Möglichst viele Menschen sollen wählen gehen", wünschte sich Uwe Neuser, der das große Transparent hielt." Die Würde des Menschen unantastbar zu halten, das vermisse ich bei einigen Parteien als tragende Säule", sagte der ehemalige Polizist. "Alle Menschen sind gleich, wir sind alle von einer Rasse", beschrieb er seine Grundhaltung, die er stets im Beruf gelebt habe.

Martina Clasen war entsetzt über Friedrich Merz' Aussage während der Bundestagsdebatte, dass es tägliche Gruppenvergewaltigungen aus dem Milieu der Asylbewerber gebe. "Das ist eine Verunglimpfung aller Opfer", ärgerte sie sich über den CDU-Kanzlerkandidaten. In vielen Gesprächen wurde sein Verhalten im Bundestag als Tabubruch bewertet.

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"Wir wollen im Wahlkampf an die Demokratie mahnen," begründete Grova ihr Engagement, das sie auf jeden Fall bis zur Bundestagswahl durchhalten will." Wir treffen uns dreimal die Woche. Wir schlittern da jetzt so langsam rein." Am Samstag, 8. Februar, gibt es, vermutlich unter Beteiligung verschiedener Siegburger Musikensembles an der Neuen Poststraße gegenüber des S-Carrées, von 11 bis 13 Uhr die nächste Mahnwache, am 15. Februar an der Ecke zum Kaisercarrée an der Kaiserstraße.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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