Es war eine Premiere der besonderen Art: "Wir erleben die erste Demonstration auf dem Rhein in der Geschichte dieser Stadt", sagt Maria del Carmen Fernandez Mendez.

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Die Polizistin aus Köln und Hobby-Kanutin des Wassersportvereins Neptun e.V. hatte die Kundgebung unter dem Motto "Bunt statt braun – Aufs Wasser für Demokratie und Vielfalt" angemeldet und organisiert.

Als die 350 Kanus und Ruderbote am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein auf Höhe der Poller Wiesen unter der Südbrücke ihre Paddel setzten, war das so etwas wie der emotionale Höhepunkt eines politischen Wochenendes in Köln.

In bunten Kostümen, mit Regenbogenfahnen und Perücken setzte sich der über einen Kilometer lange Zug wie eine Perlenschnur aus kleinen und großen Booten in Bewegung vor der Kulisse der Kölner Brücken und des Doms. Rechts und links des Rheins applaudierten die Menschen. "Dieser Fluss: Das ist doch Köln. Das ist Europa", sagt Teilnehmerin Doris Hayer.

Besonderes Zeichen der Vielfalt auf europäischem Fluss und vor dem Dom

"Er trägt uns, so wie die Demokratie uns trägt." Und er stehe symbolisch für Europa, das von diesem Strom durchflossen werde. "Auf dem Wasser sind wir alle gleich. Hier auf unserem geliebten Fluss vor der Kulisse mit den Brücken und dem Dom, wollen wir ein besonderes Zeichen der Vielfalt setzen", betonte Organisatorin Fernandez Mendez.

Wie auf einer Ameisenstraße fuhr Boot für Boot in den Rheinauhafen ein. Dort fand eine Zwischenkundgebung statt: Fernandez Mendez beschwor wie andere Redner die Brandmauer gegen Rechts, die jetzt mit allen Kräften und von allen Demokraten gemeinsam gesichert werden müsse. Immer wieder, jeden Tag neu und mit vereinten Kräften.

Demonstranten: "Leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land"

Die TNT Brassband sorgte mit ihren Jazz-Instrumenten für Stimmung und der Frauen-Shanty-Chor "Die Brausen" gab bunt kostümiert ein Seefrauen-Spektakel der besonderen Art. Bis alles auf den einen Höhepunkt hinauslief: Nach der Kundgebung bildeten alle 350 Kanus einen Querriegel über den Rhein: Von einem Rheinufer zum anderen reihten sich alle ein, um nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret gemeinsam gegen den Strom standzuhalten.

"Wir sind die Brandmauer", schallte es. "Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land". Unter dem Applaus tausender Schaulustiger links und rechts des Rheins ließ sich die bunte Menge aus Kanuten dann dicht an dicht nebeneinander in Richtung Zoobrücke treiben, wo die Demonstration sich schließlich auflöste.

Hobbysportler aus dem gesamten Bundesgebiet waren nach Köln gekommen, um an dieser Premiere teilzunehmen. Von der Südbrücke aus paddelten sie bis zur Severinsbrücke und schließlich in Richtung Zoobrücke. Alle Brücken sollten symbolisch miteinander verbunden werden. Es hätten noch sehr viel mehr Wassersportler gerne für Demokratie und Vielfalt mitgemacht, sagte Fernandez Mendez, aber aus Sicherheitsgründen war die Zahl der Teilnehmer im Vorhinein auf 350 Boote begrenzt worden.

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Der organisatorische Aufwand war groß: Die Wasserschutzpolizei hatte die Schifffahrt auf dem Rhein ab 11.45 Uhr für mehrere Stunden gesperrt. Danach gab es auf dem in der Sonne glitzernden Rhein erst einmal nur 350 kleine Boote mit ihrer bunte Mission gegen Rechts.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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