Paris hat seine erste Holzbrücke, die eine Autobahn quert. Geplant wurde sie in Lohmar, vom Ingenierbüro Miebach, einem in Deutschland und dem benachbarten Ausland bekannten Spezialisten.
Bedeutsam sei das Bauwerk unter anderem durch die unmittelbare Nähe zum Olympia-Gelände und zum Flughafen Paris-Le Bourget, der von vielen Regierungsvertretern regelmäßig genutzt werde, teilte das Unternehmen mit. Den Wettbewerb für die Brücke hatten die Lohmarer 2020 mit dem Architekturbüro Explorations Architecture gewonnen.
Holzbrücke aus Lohmar ist laut Tests bei Feuer widerstandsfähiger als ein Stahl-Bauwerk
2024 wurde das Bauwerk fertiggestellt. "Eine Holzbrücke, die eine Autobahn überquert, ist in Frankreich absolut ungewöhnlich", betont Projektingenier Eli Mills. "Aber nachdem wir etwas Überzeugungsarbeit bei den Bauherren, der Société de livraison des ouvrages olympiques, geleistet hatten, wurde das Projekt realisiert."
Dass Holzbrücken weniger beständig sind als Stahl- oder Betonbrücken, sei falsch, das zeigten Belastungstests im Rahmen der Planung. Die Autobahnbrücke würde einem zweistündigen Brand unter ihr standhalten, so Mills: "Wenn Stahl heiß wird, wird er weich und verliert seine Tragfähigkeit. Das Holz jedoch karbonisiert im Kontakt mit Feuer und ist widerstandsfähiger."
Pariser Architekten ließen sich durch Miebach-Brücke in Schwaben inspirieren
Das Architekturbüro hatte sich durch eine Brücke inspirieren lassen, die Miebach im schwäbischen Neckartenzlingen errichtet hat. Wie in Paris verleiht dort eine schräge Stütze dem Bauwerk seinen besonderen Schwung. Die Pariser Rad- und Fußgängerbrücke, die sich 100 Meter über die Fahrbahn spannt, wurde mit französischer Douglasie aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern umgesetzt.
Es handelt sich um eine dreifeldrige Balkenbrücke mit getrepptem Holztragwerk aus blockverklebtem Brettschichtholz. Der Belag besteht aus Betonfertigteilen. Für die Geländer kam architektonisch geformter Rundstahl zum Einsatz, der Handlauf ist aus Stahl. Bei einer Breite von 4,50 Metern wurden rund 330 Kubikmeter Brettschichtholz verbaut. In jeder konstruktiven Holzverbindung stecken eingeklebte Stäbe.
Das vom Planerteam entworfene Bauwerk sei zugleich "skulptural und schlicht", so Miebach. Als Inspiration diente die Minimal Art des Künstlers Carl Andre. Ihre "visuelle Dynamik" werde durch zwei geneigte Pfeiler verstärkt, die aus einem bewaldeten Kordon auf beiden Seiten der Autobahn herausragen und die Fahrbahnplatte wendig stützen.
Die 30 Zentimeter überhängende Betonfahrbahn und die Neigung der Kanten schützten das Holz vor Regen. Die Verwendung von Beton wurde auf die Fundamente, Pfeiler, Widerlager und Schürze beschränkt. Durch die Wahl eines hellen Farbtons für die Beläge werde die Sonnenabsorption und die Aufheizung der Struktur begrenzt. Durch diese und weitere Maßnahmen belaufe sich die Bilanz des Projekts auf 1100 Tonnen CO₂-Äquivalent.
Auch in Lohmar gibt es Brücken von Frank Miebach
Im April 2005 gründete Diplom-Ingenieur Frank Miebach sein Büro, das sich nach seinen Angaben "aus ökologischer und ökonomischer Überzeugung" mit der Entwurfsplanung und Projektbetreuung von konstruktiv geschützten Holzbaubrücken beschäftigt.
Seit der Gründung hat er mehr als 100 moderne Holzbrücken, Türme, Dächer oder Baumwipfelpfaden in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Norwegen, den Niederlanden und in Belgien entworfen. Auch in Lohmar gibt es Miebach-Brücken, unter anderem an der Naturschule Aggerbogen und bei Kreuznaaf.
In Paris arbeitete das Lohmarer Unternehmen, das seinen Sitz in der Burg Sülz hat, mit mehreren französischen Firmen und Büros aus dem Bausektor zusammen. © Kölner Stadt-Anzeiger
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