Der Kapitän, der Mittelstürmer oder der Neuzugang: Beim BVB hängen gleich mehrere Spieler im Formtief fest - aus allerdings ganz unterschiedlichen Gründen.

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Am Personal wird es bei Borussia Dortmunds Gastspiel in Sinsheim nicht liegen. Edin Terzic hat bis auf einige wenige Langzeitverletzte alle Spieler an Bord, kann also fast aus dem Vollen schöpfen gegen die TSG Hoffenheim. Und das ist ja - gerade bei Borussia Dortmund - eine sehr gute Nachricht. Der Kader ist aktuell tief genug besetzt, um variabel zu agieren.

Und doch bereitet die eine oder andere Personalie auch Sorgen nach den ersten Spielen der Saison. Die überschaubaren Leistungen der letzten Wochen sind auch an einzelnen Spielern festzumachen, die immer noch nicht oder nur schleppend in die Saison gefunden haben. Und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Emre Can

Ob das Kapitänsamt eher Bürde als Antrieb war in den letzten Wochen, wird wohl nur Can selbst beantworten können. Jedenfalls ist der neue, offizielle Anführer der Mannschaft noch ein ganzes Stück entfernt von den sehr überzeugenden Leistungen aus der vergangenen Rückserie.

Gleich nach dem ersten Spiel gegen Köln sah sich Can mit öffentlicher Kritik an seiner Interpretation auf der Sechs konfrontiert, fand danach nie so richtig in den Rhythmus und saß gegen Wolfsburg - nach zuvor schon zwei Auswechslungen in der Liga - plötzlich auf der Bank.

Sein Vertreter Salih Özcan machte seine Sache gegen Wolfsburg sehr ordentlich, aus sportlicher Sicht gäbe es für Terzic wenig Grund für einen erneuten Wechsel. Aber Can ist der vom Trainer frisch bestimmte Kapitän dieser Mannschaft - jede weitere Partie als Ergänzungsspieler würde unliebsame Debatten nur befeuern.

Felix Nmecha

Der Trubel um seine Verpflichtung schien sich nach ein, zwei überzeugenden Auftritten in der Vorbereitung schon gelegt zu haben. Dann aber kam der Ernstfall. Und der brachte bisher einen immer noch fremdelnden Nmecha zum Vorschein.

In den letzten Partien fand Nmecha kaum noch Bindung zu den Mitspielern, wirkte seltsam lethargisch und gehemmt. Das Spiel in der Champions League gegen Paris St.-Germain war indiskutabel. Nmecha zeigt wie so viele andere Dortmunder Zugänge der letzten Jahre doch einige Anpassungsprobleme und spürt offenbar den Konkurrenzdruck ganz anders als das noch in Wolfsburg der Fall war.

Marco Reus drängelt in die Startelf, Julian Brandt scheint gesetzt, Gio Reyna wieder fit. Trotz Marcel Sabitzers Ausfall muss Nmecha um seinen Platz bangen. Und damit auch die Gelegenheit, endlich besser in die Saison zu finden.

Sebastien Haller

Dass der Einbruch irgendwann kommen würde, hatten viele befürchtet. Und offenbar erlebt Sebastien Haller derzeit dieses sportliche Tal.

Die Belastungen des letzten Jahres, die Schockdiagnose, die Operationen, die Reha-Maßnahmen, das schnelle Comeback, die tollen Leistungen der Rückrunde, der verschossene Elfmeter gegen Mainz und am Ende die verlorene Meisterschaft: Da ist viel auf den Spieler eingeprasselt.

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Haller hängt zu Beginn dieser Saison im Leistungsloch, hat mit Niclas Füllkrug wohl nicht zufällig einen Kontrahenten mit einem ähnlichen Spielerprofil an die Seite gestellt bekommen. Auch deshalb sollte jetzt wie schon vor einem Jahr gelten: Haller bekommt mehr Zeit als gewöhnlich im Profi-Fußball.

Marius Wolf

Der Allrounder war einer der Gewinner der letzten Saison, hat sich von der Bank in die Startformationen gespielt und bis ins Nationalteam. Als Außenverteidiger oder Schienenspieler, für einen gelernten Offensivspieler eine sehr beachtliche Entwicklung.

Nun hat sich der BVB auf Wolfs Positionen rechts oder links hinten nicht exorbitant verstärkt, der Konkurrenzkampf ist nicht besonders prekär. Und trotzdem - oder vielleicht auch deshalb - findet Wolf nicht so recht in die neue Spielzeit.

Noch fehlen die Dynamik und auch diese Leichtigkeit der letzten Rückrunde, Wolfs unbekümmertes Spiel hat aktuell etwas Schweres. Mit Julian Ryerson und vielleicht bald auch wieder Mateu Morey stehen zwei Kontrahenten für den Platz rechts in der Viererkette bereit und im Mittelfeld herrscht aktuell ein Überangebot an Spielern. Wolf wird noch ein wenig zulegen müssen, um auf vergleichbar viel Spielzeit zu kommen wie in der letzten Saison.

Karim Adeyemi

Wie schon zu Beginn der letzten Saison hängt Adeyemi erneut in den ersten Wochen der Spielzeit ziemlich durch. Letzte Saison hatte er früh mit einer Verletzung zu kämpfen, nun ereilte ihn dieses Schicksal sogar schon in der Vorbereitung. Allerdings ist das auch schon ein paar Wochen her, Adeyemis Leistungen bleiben weiterhin überschaubar bis dürftig.

"Karim hat alle Fähigkeiten, die man haben kann und haben muss, um ein Topspieler in Europa zu werden. Er ist noch keiner, aber er kann es werden. Aber manchmal fehlt mir einfach die Seriosität. Er ist sehr locker manchmal beim Training und ich würde mir wünschen, dass er noch ernsthafter an die Sache herangeht. Wenn er das kapiert, kann er ein ganz großer Spieler werden." Das sagte BVB-Co-Trainer Armin Reutershahn neulich bei einer Talkrunde - im Beisein Adeyemis übrigens.

Und schlug damit in die Kerbe, die man aus dem Herbst 2022 kannte: Adeyemi könnte noch viel mehr. Dafür muss er auch etwas tun. "In Karim steckt ein unglaubliches Potenzial, aber wir wissen, dass da eine Form von Konstanz und Effektivität dazukommen muss. Karim weiß auch, dass er noch viel mehr leisten kann", sagt Edin Terzic. Zwei Trainer, eine Meinung. Und kein gutes Arbeitszeugnis bisher für den Spieler.

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