Borussia Dortmund ist wieder dort angekommen, wo es vor einem Jahr schon stand. Die schleppende Entwicklung der Mannschaft ist ein Problem, die Transferpolitik wirft Fragen auf. Deshalb rücken die sportlichen Entscheider auch immer mehr in den Fokus.
Vor knapp drei Wochen schien der Dortmunder Fußball noch in Ordnung: nicht perfekt zwar, aber einigermaßen solide, mit der Tendenz einer Entwicklung hin zu einer gewissen defensiven Stabilität und positiven Ergebnissen.
Dann rollten auf den BVB in der Bundesliga ein paar Gegner zu, die Edin Terzics Mannschaft in Phasen oder komplett aus den Angeln hoben: Eine Halbzeit in Frankfurt und jeweils zwei komplette Spiele gegen die Bayern und den VfB Stuttgart boten gratis Anschauungsunterricht in verschiedenen Disziplinen.
In allen Spielphasen war die Borussia unterlegen, die zarten Fortschritte der Wochen zuvor scheinen kaum noch etwas wert: Zu groß waren die Leistungsunterschiede, zu heftig die darauffolgenden Debatten um das "wahre" Potenzial der Mannschaft und warum dieses auch nach 16 Monaten mit
Ein Abgesang auf die Dortmunder Mannschaft wäre definitiv verfrüht, das sollte alleine schon der Blick fast genau ein Jahr zurück beweisen: Da verabschiedete sich der BVB mit zwei sang- und klanglosen Niederlagen in die Winterpause – und eilte dann im neuen Kalenderjahr von Sieg zu Sieg, inklusive beeindruckender Aufholjagd und Beinahe-Titel am Ende.
Und trotzdem ist die Ausgangslage nun eine andere, weil in der Liga zwei, drei Mannschaften an der Spitze konstant punkten und den BVB mit ihrem Fußball abgehängt haben. Weil die Dortmunder Mannschaft nun offenbar keinen Ausnahmekönner wie
Probleme in allen Spielphasen
"Es wird seit Wochen an unserer Spielweise rumgenörgelt – auch wenn wir Spiele gewinnen. Das ist aber total unwichtig in dieser Phase", sagt
Der Nationalspieler hat damit bestimmt einen Punkt: Natürlich steht der zweitgrößte Klub des Landes unter besonderer Beobachtung. Aber nicht nur die Medien und Experten arbeiten sich gerne am BVB ab – der eigentliche Gradmesser sind die eigenen Fans. Und auch die werden langsam ungeduldig. Der Exodus beim Spiel gegen die Bayern, als sich Teile des Stadions schon zehn Minuten vor dem Abpfiff geleert hatten, ist nur ein Beleg dafür.
In seiner Entwicklung steht die Mannschaft gefühlt wieder an jenem Punkt vom November letzten Jahres. Das Hoch im Frühjahr ist längst abgeebbt und noch immer steht die Frage im Raum, was das echte Leistungsniveau dieser Mannschaft ist. Der Paradigmenwechsel hin zu einem sachlichen, ergebnisorientierten Fußball funktioniert genau so lange, wie die Ergebnisse passen. Ist das wie in den letzten Spielen der Bundesliga nicht mehr der Fall, gehen allen Beteiligten schnell die Argumente aus.
Der BVB hat Probleme in allen Spielphasen: Es fehlen klare, sichere Abläufe im Spiel mit dem Ball und eine gewisse Variation. Entscheidet sich der Gegner für ein Angriffspressing, wird das Dortmunder Aufbauspiel sofort fahrig und ungenau. Dann rettet die individuelle Qualität die Mannschaft aus brenzligen Situationen, gruppentaktische Abläufe sind es aber nur vereinzelt.
Dortmund hat bisher über 60 Mal weniger aufs Tor geschossen als die Bayern, selbst der VfL Bochum liegt bei Torschüssen in dieser Saison vor dem BVB. In Stuttgart hatte die Borussia ganze zwei Ballaktionen im gegnerischen Strafraum. So schießt man kaum Tore – und arbeitet sich auch keine Strafstöße heraus. Nur einen Elfmeter gab es in elf Spielen bisher für den BVB. Stuttgart wurden schon deren fünf zugesprochen.
Gegen den Ball wurde der BVB zuletzt phasenweise vorgeführt. Frankfurt (exemplarisch beim Treffer zum 2:0), die Bayern (exemplarisch beim Treffer zum 2:0) und der VfB bei einem halben Dutzend bester Torchancen spielten den BVB förmlich auseinander.
Da griffen klare Muster, wurden die Dortmunder Schwächen im Deckungsverbund erkannt und bespielt. Statt der neun hätte die Borussia in diesen Spielen zusammen auch zwölf oder 15 Gegentore kassieren können.
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Auch Kehl und die Transferpolitik im Fokus
In Stuttgart wählte Edin Terzic dieselbe Startelf wie wenige Tage zuvor beim überzeugenden Sieg gegen ein allerdings auch sehr schwaches und ersatzgeschwächtes Newcastle United. Gegen den VfB dauerte es exakt 45 Sekunden, als der Trainer seinen Spieler Julian Brandt daran erinnern musste, "wach" zu sein.
Die Anfeuerung von der Seitenlinie verpuffte allerdings komplett, kaum ein Spieler hatte das nötige Konzentrations- und Energielevel, um gegen eine der besseren Mannschaften der Liga zu bestehen. Nach drei englischen Wochen vielleicht auch ein zu erwartender kleiner Einbruch – allerdings kamen dann im Spielverlauf trotz mehrerer Wechsel auch keine Impulse mehr von der Bank.
Im Sommer wurde die Transferpolitik des Klubs durchaus kritisch bewertet. Der BVB kaufe zu viele Arbeiter, sei zu wenig kreativ, setze auf verlässliche Transfers aus der Bundesliga, anstatt auch mal wieder ins Risiko zu gehen und: Er habe die Chance verpasst, bei einigen Spielern zuzuschlagen, die nun die ersten Wochen der Bundesliga prägen.
Diese "Sicherheitstransfers" lassen den Dortmunder Kader schwächer aussehen als jene in den Jahren davor. Natürlich ist es noch zu früh für ein endgültiges Fazit, Tatsache ist aber auch, dass die Zugänge der Mannschaft nicht in der Form helfen, wie das bei der Konkurrenz der Fall ist – ob in München, Leverkusen, Leipzig oder in Stuttgart.
Dortmunds Kader weist dazu in Teilen Qualitätsdefizite auf, die spätestens in den Top-Spielen deutlich sichtbar werden. Es wird im Winter fast zwangsläufig etwas passieren müssen. Und das ist oft genug auch immer ein stilles Eingeständnis dafür, dass im Sommer davor ein paar Fehler gemacht wurden.
Verwendete Quellen
- Sport-Bild (Mittwoch)
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