Der FC Bayern München patzt, der VfL Wolfsburg profitiert, die TSG Hoffenheim spielt furios auf, Eintracht Frankfurt stolpert und Werder Bremen schießt jetzt sogar Tore – die Bundesliga ist zurück und liefert schon am ersten Spieltag einige Erkenntnisse.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Wie schon im vergangenen Jahr patzt der FC Bayern München direkt zum Saisonstart. Gegen couragierte und vor allem im Pressing gut organisierte Freiburgerinnen kam der FCB nicht über ein 2:2 hinaus – und das, obwohl Katharina Naschenweng in der 90. Minute noch zur 2:1-Führung traf. Gäbe es den VAR, wäre der späte Ausgleich von Svenja Fölmli vermutlich wegen Handspiel aberkannt worden. Doch Ergebnis und Leistung passen nicht zum Anspruch der Bayern.

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Für die Münchnerinnen ist das noch kein großer Grund zur Sorge. Am Ende der vergangenen Saison stand trotz eines Unentschiedens am ersten Spieltag immerhin die Deutsche Meisterschaft. Und doch waren die Vorzeichen diesmal andere. Ein im Kern eingespieltes Team, ein Trainer, der seine Spielidee bereits ein Jahr vermitteln konnte und namhafte Neuzugänge.

Auf der anderen Seite stehen mit der WM und der damit verbundenen kurzen Vorbereitung auch Argumente, die den eher durchwachsenen Auftritt rechtfertigen. Und doch überwiegt Ernüchterung. Defensiv anfällig, offensiv nicht klar genug – die Bayern müssen schnell in die Spur kommen, um am Ende wieder so feiern zu können wie vor wenigen Monaten.

TSG Hoffenheim startet furios

Anders als die Bayern ist Hoffenheim furios in die neue Spielzeit gestartet. Mit einem 9:0-Kantersieg gegen den MSV Duisburg setzt sich die TSG an die Tabellenspitze. Auch fußballerisch überzeugten die Hoffenheimerinnen mit schnellem und variablem Passspiel.

Nach der ersten richtigen Vorbereitung unter Stephan Lerch sind die Erwartungen groß. Eintracht Frankfurt schien sich zuletzt als klare Nummer drei hinter den Bayern und Wolfsburg zu etablieren.

Dass Stürmerin Melissa Kössler direkt mit drei Toren in die neue Saison gestartet ist, wird ihr Auftrieb geben. Ihr erstes Jahr bei Hoffenheim verlief mit Höhen und Tiefen. Kann sie an ihre starke Form anknüpfen, die sie bei Turbine Potsdam hatte, könnte sie zur Schlüsselspielerin bei der TSG werden. Duisburg war zwar alles andere als ein bundesligatauglicher Gegner zu Beginn, doch das 9:0 ist ein erstes Statement aus Hoffenheim.

Abstiegskampf nimmt direkt Formen an

Für den MSV Duisburg ist die hohe Niederlage hingegen ein klarer Warnschuss. In der vergangenen Saison retteten sich die Zebras nur knapp mit einem Punkt Vorsprung. Dabei profitierten sie unter anderem von einer historisch schwachen Leistung von Turbine Potsdam, die mit nur sieben Punkten abgestiegen sind.

Duisburg pflegt einen sehr destruktiven Spielstil, baut darauf, dass die Defensive steht und vorn in den wenigen vielversprechenden Offensivszenen etwas geht. Zumindest am ersten Spieltag war noch keine Weiterentwicklung zu sehen – was gegen starke Hoffenheimerinnen aber auch alles andere als einfach war. Dennoch ist von Beginn an klar, dass es für Duisburg knapp werden könnte.

Das gilt für die Aufsteiger aus Nürnberg und Leipzig genauso. Während Leipzig ein unterhaltsames Spiel beim 1. FC Köln knapp mit 1:2 verlor und in einigen Phasen zeigen konnte, dass der Klassenerhalt ein realistisches Ziel ist, ging der 1. FC Nürnberg bei Werder Bremen mit 1:5 unter. Gerade in der Defensivabstimmung machte der FCN zu viele Fehler, die schnellstmöglich aufgearbeitet werden müssen.

Ein Zeichen setzte hingegen die SGS Essen mit ihrem 2:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt. Defensiv stabil, offensiv immer temporeich und gefährlich – auch in dieser Saison scheint die Talenteschmiede aus Essen gute Karten auf den Bundesliga-Verbleib zu haben. Eine Prognose ist nach nur einem Spiel unmöglich. Doch der Abstiegskampf nimmt erste Formen an.

Werder Bremen schießt jetzt Tore

In der Saison 2021/22 reichten Werder Bremen neun Tore zum Klassenerhalt. Im darauffolgenden Jahr waren es 16. Nach nur einem Spieltag sind es jetzt schon fünf. In Bremen scheint man nun offenbar auch Tore erzielen zu können.

23 Abschlüsse erspielte sich der SVW. Eine herausragende Lina Hausicke traf nicht nur doppelt, sondern zog auch darüber hinaus viele Fäden. Die bisweilen viel zu ungefährliche Offensive war in der Vergangenheit ein Hauptgrund dafür, dass man lange in den Abstiegskampf verwickelt war. Denn defensiv hat Werder auch größeren Teams in der Liga schon mehrfach das Leben schwer gemacht.

Gelingt endlich der nächste Entwicklungsschritt? Nürnberg, so ehrlich muss man sein, war dafür noch kein Gradmesser. Trotzdem sind die fünf Tore wichtig für das Selbstvertrauen des Teams. Schon am kommenden Spieltag ist die TSG Hoffenheim zu Gast, danach geht es nach Freiburg – dann wird man wissen, wie viel dieser Auftakt wert war.

Ein klarer Gewinner und ein großer Verlierer

Vom Patzer der Bayern profitierte vor allem einer: der VfL Wolfsburg. Souverän lösten die Wölfinnen ihre Aufgabe gegen Bayer 04 Leverkusen mit 3:0 – auch in der Höhe verdient. Leverkusen hatte der Dominanz des VfL nichts entgegenzusetzen.

Obwohl die Vorbereitung mitunter etwas holprig verlief, war Wolfsburg von Beginn an voll da, führte nach nur 21 Minuten bereits mit 2:0 und machte den Deckel kurz nach der Pause drauf. Ein Start nach Maß. Zwei Punkte Vorsprung auf die Bayern versüßen die gute Leistung.

In Frankfurt schaut man auf den ersten Spieltag wohl eher mit etwas Verbitterung. 72 Prozent Ballbesitz, aber nur neun Abschlüsse – die Probleme scheinen auch in der neuen Saison die gleichen zu sein. Muss die SGE das Spiel machen, wird es gern mal zäh. Hinzu kommt, dass die Spielerinnen nach dem Qualifikationsturnier in der Champions League etwas müde wirkten.

Die Mehrfachbelastung kann in dieser Saison eine entscheidende Rolle spielen. Schon jetzt hat die SGE das auf unangenehme Art und Weise lernen müssen.

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