Der FC Bayern München wendet ein Desaster ab, während der VfL Wolfsburg dank der Hacke von Alexandra Popp den ersten Saisonsieg einfährt. Das Wichtigste zum 2. Spieltag der Bundesliga der Frauen gibt es hier.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Ein weiteres torreiches Wochenende der Bundesliga der Frauen steht in den Büchern und wieder gab es die eine oder andere Überraschung im Kampf um die Spitzenplätze.

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Auch dahinter durften sich die Fans über viel Spektakel, tolle Tore und Spannung freuen. Hier kommt das Wichtigste zum zweiten Spieltag.

Die kalte Dusche: FC Bayern wendet unangenehmen Abend ab

Wer am Ende auf das Ergebnis und die Statistiken schaut, wird anerkennend nicken und sagen: standesgemäß! 21 zu sechs Abschlüsse, 3,3 zu 0,9 Expected Goals und ein auf dem Papier lockeres 6:2. Der FC Bayern hat RB Leipzig in die Schranken gewiesen und die Tabellenführung souverän verteidigt.

Wer allerdings zugeschaut hat, wird das Spiel etwas anders zur Kenntnis genommen haben. Bereits nach drei Minuten gab es die kalte Dusche für den amtierenden Meister: Vanessa Fudalla zog aus der Distanz ab und Torhüterin Maria-Luisa Grohs schien mit den Gedanken noch in der Kabine zu sein. Mit nur einer Hand schlug sie am abgefälschten Ball vorbei. Die Überraschung war gelungen: Leipzig führte.

In der Folge taten sich die Münchnerinnen extrem schwer. Erst in der 38. Minute gab es durch Glodis Perla Viggosdottir eine Großchance für den FCB. Leipzig machte die Räume eng und verhinderte nahezu alles. Und doch gingen die Bayern mit einem Doppelschlag durch Linda Dallmann und Georgia Stanway noch vor der Pause in Führung.

Durch ein schnelles Tor von Klara Bühl war Leipzig dann gebrochen. Doch über die erste Halbzeit wird man in München wohl noch reden müssen. Gegen einen gut organisierten Gegner gelang es lange nicht, hochkarätige Chancen herauszuspielen – und hinten wackelte die Konterabsicherung manches Mal mehr, als sie eigentlich sollte. Darüber darf der deutliche Sieg nicht hinwegtäuschen.

Das Tor des Spieltags: Popps Hacke rettet den VfL Wolfsburg

Reden wird man auch in Wolfsburg. Nach dem dürftigen 3:3-Auftakt gegen Werder Bremen taten sich die Wölfinnen auch in Jena lange schwer. Ähnlich wie beim FC Bayern gibt es zwar keine Diskussionen darüber, dass der 1:0-Sieg letztlich verdient war, doch der Fußball war über weite Strecken eher bieder als attraktiv.

Wolfsburg fiel es sichtlich schwer, den tiefen Block der Aufsteigerinnen spielerisch zu knacken. Stattdessen hagelte es hohe Bälle. 56 Flanken und 75 lange Bälle flogen von den Wolfsburgerinnen übers Spielfeld. Der Plan: Irgendwie den Ball ins letzte Drittel bewegen und dann hoffen, dass die individuelle Klasse den Unterschied macht.

Das tat sie auch. Ein wunderschönes Hackentor von Alexandra Popp sorgte für den einzigen Treffer des Spiels – und das Tor des Spieltags. Im Gegensatz zum restlichen Spiel ein echter Hingucker. Nur mit der Art und Weise wird der VfL in den kommenden Wochen eher weitere Probleme bekommen, als die vorhandenen zu lösen.

Die Szene des Spieltags: Eintracht Frankfurt wechselt sich zum Glück

Eintracht Frankfurt wurde im Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen ebenfalls vor große Probleme gestellt, lag mit 0:2 zurück. Doch das Team von Trainer Niko Arnautis bewies Moral, erarbeitete sich noch ein 2:2.

Für die eigenen Ansprüche zu wenig, fürs Grundgefühl aber nicht verkehrt. Arnautis hatte großen Anteil sowohl daran, dass das Team überhaupt zurücklag, als auch daran, dass es zurückkam. In der zweiten Halbzeit wechselte er Nicole Anyomi und Remina Chiba ein, kurz darauf schob Anyomi den Ball quer auf Chiba, die das 2:2 erzielte.

Der Effekt, durch die beiden schnellen Spielerinnen mehr Tiefe ins Spiel zu bekommen, verpuffte aber recht schnell. Zu früh sollte man nicht zur Generalkritik ausholen, aber die Erwartungen waren groß und wurden bislang enttäuscht.

In Leverkusen blieb die SGE so blass wie eh und je, fand zentral kaum Räume und schaffte es nicht, aus der individuellen Überlegenheit auch tatsächliche Kontrolle und Dominanz zu machen. Frankfurt verfolgt große Ziele und angesichts der bisher schwächelnden Wolfsburgerinnen wäre es der richtige Zeitpunkt für einen weiteren Entwicklungsschritt.

Das Spektakel: Auch die TSG Hoffenheim stolpert

Gut für Frankfurt: Richtig Druck ist nach einem Unentschieden noch nicht auf dem Kessel. Wolfsburg patzte am ersten Spieltag, die Bayern sind erst zwei Punkte entfernt und die TSG Hoffenheim nutzte das Wanken der SGE ebenfalls nicht. In einem sehr spektakulären und temporeichen Montagabendspiel beendeten die Hoffenheimerinnen den Spieltag mit einer 2:3-Niederlage gegen den SC Freiburg.

Beide Teams zeigten dabei Probleme, die sie bereits in der vergangenen Saison nur schwer abstellen konnten. Beim Sportclub betrifft das die fehlende Präzision im Aufbauspiel, Hoffenheim hingegen bekommt keine Ruhe und somit auch keine Kontrolle in die Partie. Das Spiel der TSG war mitunter so schnell und vertikal, dass man es nicht schaffte, genug Personal ins vordere Drittel zu bekommen und deshalb selbst in Unterzahlsituationen war.

Beide Teams zeigten aber in Phasen des Spiels auch, wo ihre Stärken liegen. Bekommt Hoffenheim seine technisch starken und schnellen Angreiferinnen ins Rollen, wird es sofort gefährlich. Nur an der Chancenverwertung gilt es zu feilen. Genau da machte Freiburg vor, wie es geht. In blitzschnellen Umschaltsituationen und schnell ausgespielten Angriffen verdienten sie sich trotz statistischer Unterlegenheit den Sieg.

Was noch?

Komplettiert wurde der Spieltag durch einen unspektakulären, aber hochverdienten 2:0-Sieg des SV Werder Bremen gegen Turbine Potsdam, der sich letztlich auf zwei Erkenntnisse reduzieren lässt: Einerseits machen die Bremerinnen weiterhin einen sehr gefestigten Eindruck, der den frühen Schluss zulässt, dass dieses Team eher nach oben als nach unten in der Tabelle schielt. Andererseits wird sich Potsdam noch ordentlich strecken müssen.

Es war zu erwarten, dass die Aufsteigerinnen es nicht leicht haben würden. Doch das Niveau ist im Vergleich zur damaligen Abstiegssaison nochmal gestiegen und gerade fußballerisch kann das ehemalige Flaggschiff des deutschen Fußballs der Frauen bisher nicht überzeugen.

In Köln endet das Aufeinandertreffen zwischen dem FC und der SGS Essen indes 2:2. Obwohl Köln einige große Chancen liegen ließ, hatte Essen insgesamt mehr vom Spiel. Beide Teams belohnten sich in ihren starken Phasen aber zu selten und holen damit nur einen Punkt – wenn auch den jeweils ersten überhaupt.

Bundesliga: Wie geht es weiter?

Am kommenden Wochenende stehen einige interessante Duelle an. So treffen mit Leipzig und Bremen zwei formstarke Teams aufeinander, die im Mittelfeld der Liga das Potenzial haben, zu überraschen. Auch das Duell zwischen Essen und Leverkusen verspricht Tore und Spannung. Freiburg (gegen Jena), Frankfurt (in Potsdam) und Wolfsburg (gegen Köln) sind indes klar favorisiert.

Am Montagabend steht dann die Partie zwischen dem FC Bayern und der TSG Hoffenheim an. Zwar sind die Münchnerinnen das einzige Team mit sechs Punkten, doch wo sie wirklich stehen, wird sich erst im Kräftemessen mit der offensivstarken TSG zeigen.

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