Der FC Bayern empfängt am Sonntagabend RB Leipzig zum Showdown um die Bundesliga-Tabellenführung. Ist die Nagelsmann-Truppe ein Gegner, der den Münchnern die Meisterschaft wirklich streitig machen kann? Ja - aber nur, wenn zwei Situationen eintreten. Eine Analyse.

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Dass gefühlt jeder rund um den FC Bayern sich bemüßigt sah, sich zu RB Leipzig zu äußern, zeigt den großen Respekt der Münchner vor dem Herausforderer aus Sachsen.

Vor dem Bundesliga-Showdown um die Tabellenführung am heutigen Sonntag um 18 Uhr könnte die Ausgangslage unterschiedlicher kaum sein.

Die Leipziger taumeln, haben die letzten drei Pflichtspiele nicht gewonnen und in der Liga vier Punkte Vorsprung auf die Bayern hergeschenkt. Parallelen zu Borussia Dortmund in der Vorsaison liegen auf der Hand, insbesondere deshalb, weil der Seriensieger aus dem Süden seine letzten acht Pflichtspiele gewonnen hat.

FC Bayern gegen RB Leipzig: Lothar Matthäus teilt aus

Stellt sich vor dem Bundesliga-Topspiel die Frage: Kann RB Leipzig dem FC Bayern im Kampf um die Meisterschaft überhaupt langfristig Paroli bieten? Lothar Matthäus sagt: nein! Der Rekordnationalspieler nahm die Truppe des erst 32-jährigen Trainers Julian Nagelsmann in seiner Kolumne bei "Sky" gnadenlos auseinander.

"Leistungskurve, Spielfreude, Dominanz, Selbstbewusstsein, Ansporn, Zusammenhalt und Organisation auf dem Platz", alles spreche für den FC Bayern, meinte der 58-jährige Franke, RB Leipzig habe dagegen in der Rückrunde "bisher ohne Kopf und klares Konzept" gespielt.

Rummenigge-Bruder: "Leipzig kann viel mehr"

"Es ist enttäuschend, wie die Mannschaft aus der Winterpause gekommen ist", meinte auch Michael Rummenigge, der Bruder von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, beim "Sportbuzzer": "Sie waren für mich ein Top-Favorit auf den Titel."

Der einstige Bundesliga-Profi des FC Bayern und von Borussia Dortmund begründete die mangelnde Konstanz mit dem Alter der Spieler – die Ostdeutschen stellen die jüngste Mannschaft der Bundesliga. Und dennoch meinte auch er: "Leipzig kann viel mehr, als es momentan zeigt und ist jetzt in der Bringschuld."

Von den Lobeshymnen aus dem November und Dezember, als RB acht Spiele in Folge ungeschlagen geblieben war und dabei 22 von 24 Punkten holte, ist nichts mehr übrig. Das ist freilich auch bei den Bayern-Spielern angekommen, die selbstbewusst ins Kräftemessen gehen.

FC Bayern: Thomas Müller ist zuversichtlich

"Wir haben gesehen: Wenn wir einhundert Prozent gegen den Ball arbeiten, wenn wir körperlich alles reinlegen, können wir den Gegner so unter Druck setzen, dass es für ihn schwer wird", sagte Thomas Müller nach dem schmeichelhaften 4:3 gegen 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch.

Der Weltmeister war um eine Stichelei nicht verlegen: Die Bayern hätten "wohlwollend zur Kenntnis genommen", dass sowohl RB als auch der BVB aus dem Pokalwettbewerb ausgeschieden sind, erzählte der 30-Jährige mit einem Schmunzeln.

Doch gerade der Zittersieg gegen die TSG offenbarte, wo die Chance der Leipziger liegen wird: im Umschaltspiel bei Ballgewinn. So brachten die Hoffenheimer die Bayern in Verlegenheit. Oder wie es Stürmer Jacob Bruun Larsen im Gespräch mit unserer Redaktion formulierte: "An einem perfekten Tag machen wir fünf, sechs Tore."

Spielt Bayern-Trainer Hansi Flick zu riskant? Der 54-Jährige hatte zuletzt wiederholt betont, an dieser Spielweise nichts ändern zu wollen. "Ich glaube, dass die Probleme nicht vom Hochstehen abhängig sind, sondern, dass wir Probleme hatten, wenn wir im eigenen Ballbesitz die Bälle verloren haben. Dann tut es natürlich weh, wenn wir hochstehen. Deswegen müssen wir die Ballverluste minimieren", erklärte Joshua Kimmich in der Allianz Arena auf Nachfrage unserer Redaktion.

Leipzig muss den FC Bayern zu Ballverlusten zwingen

Kann RB Leipzig den Double-Sieger jedoch zu eben diesen Ballverlusten zwingen, werden sich zwangsläufig Konterchancen ergeben, die der Außenseiter ohne Fehlversuche ausnutzen muss. Dann sind die Bayern verwundbar.

Eine Schwachstelle bleibt Jerome Boateng in der Münchner Innenverteidigung, nachweislich nicht mehr der Schnellste seiner Zunft. Zuletzt wurde der 31-jährige Weltmeister viel gelobt. Doch er ist nach wie vor fehleranfällig, wie die Entstehung des Eigentors gegen 1899 Hoffenheim bewies.

In den vergangenen Tagen hat Nagelsmann in Leipzig dagegen akribisch versucht, Timo Werner wieder in die Spur zu bringen, nachdem der 23-jährige Schwabe in den letzten drei Pflichtspielen nicht mehr getroffen hatte. Wie die "Bild" berichtet, musste Werner Extraschichten schieben.

RBs Meisterformel: Umschaltspiel in München und Konstanz danach

Zudem gab es vom Analytiker Nagelsmann längere Videositzungen und er stellte seinem spanischen Winter-Zugang Dani Olmo auf Rechtsaußen einen Startelfeinsatz in Aussicht: "Dani ist technisch unglaublich begabt und ballsicher. So ein Element ist gegen die Bayern sicherlich ratsam." Um dem aggressiven Gegenpressing erst keine Chance zu geben.

Ex-RBler Kimmich, der am Samstag 25 Jahre alt wurde, warnte: "Leipzig ist nach den letzten Ergebnissen angeknockt. Ich weiß nicht, ob es ein Vor- oder Nachteil ist."

Geht es nach Kollege Müller, haben die Sachsen unter ihrem bayerischen Coach Nagelsmann keine Chance: "Er kann gerne zaubern, dann schauen wir, ob wir einen Gegenzauber haben."

Doch: Effektives Umschaltspiel in München und Konstanz in den Wochen danach – das könnte die Leipziger Meisterformel sein.

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