Der Coronavirus hat nun auch den deutschen Fußball erreicht. Nach der Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern abzusagen, drohen den deutschen Vereinen Spiele vor leeren Rängen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Krise im Fußball.

Weitere News aus der Bundesliga finden Sie hier

Warum sollen Fußballspiele ohne Zuschauer stattfinden?

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen des Coronavirus hat Gesundheitsminister Jens Spahn am Sonntag die dringende Empfehlung ausgesprochen, Events mit mehr als 1.000 Menschen abzusagen. (Weitere Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Liveticker.)

Damit sind auch die Fußballspiele der Profiligen betroffen. Das oberste Ziel ist dabei, die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen.

Unterstützung bekommt Spahn dabei unter anderem vom Chef des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. "Man kann nicht Fußballspiele mit 35.000 Besuchern stattfinden lassen, als wäre nichts geschehen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Welche Spiele stehen schon als Geisterspiele fest?

Wie NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in der ARD-Talkshow "Anne Will" verkündete, will das Land Nordrhein-Westfalen die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn umsetzen. Zwar kann das Bundesland den Vereinen keine Vorschriften machen - das können nur die örtlichen Gesundheitsämter - , es ist jedoch zu erwarten, dass sich die Vereine den Empfehlungen des Ministeriums beugen.

Demnach werden aller Voraussicht nach folgende Spiele ohne Zuschauer stattfinden:

Bundesliga:

2. Liga:

Champions League:

Auch in der Champions League wird es Geisterspiele geben.

Das Spiel des BVB bei Paris St. Germain am Mittwoch (21:00 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) wird ohne Zuschauer stattfinden. Das teilte die Polizeipräfektur der französischen Hauptstadt am Montagmittag mit.

In Italien finden schon seit vergangener Woche alle Sportveranstaltungen ohne Zuschauer statt. Demnach wird auch das Champions-League-Achtelfinalspiel zwischen Juventus Turin und Olympique Lyon am 17. März vor leeren Rängen ausgetragen.

In Leipzig wird aktuell noch diskutiert, ob und in welcher Form das Champions-League-Spiel gegen die Tottenham Hotspur am Dienstag (21:00 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) stattfinden wird. Eine Entscheidung wird am Montagnachmittag erwartet.

Länderspiele:

Auf der Kippe steht auch das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien am 31. März in Nürnberg. "Nach heutigen Erkenntnisse ist die Stadt Nürnberg für eine Absage des Länderspiels", hatte eine Sprecherin mitgeteilt. Es werde erwartet, dass sonst viele Fans aus dem Risikogebiet Norditalien anreisen. Eine Entscheidung wird wohl am Mittwoch, den 11. März, erwartet.

Welche Maßnahmen haben die Vereine sonst noch ergriffen?

Die Stars des FC Bayern München sollen auf Empfehlung der medizinischen Abteilung des Clubs wie viele andere deutsche Sportprofis bis auf Weiteres keine Autogramme mehr schreiben und auch nicht für Fotos oder Selfies mit den Fans zur Verfügung stehen. RB Leipzig verhängte Reisestopps für Spieler, Scouts und weitere Mitarbeiter.

Ligen und Vereine empfahlen den Sportlern, auf den Handschlag vor und nach Spielen zu verzichten. In manchen Arenen wurden Fans zusätzliche Desinfektionsmittel angeboten.

Borussia Mönchengladbach bat Fans aus dem besonders vom Virus betroffenen Kreis Heinsberg, nicht zum Topspiel gegen Borussia Dortmund zu kommen. 550 Ticketinhaber machten vom Angebot der Kaufpreis-Erstattung Gebrauch.

Der VfL Bochum hat zudem den Kartenvorverkauf für die kommenden Spiele gestoppt. Das teilte der Club am Montag mit.

In Paris wurde sogar das ganze Stadion desinfiziert.

Gibt es bereits Corona-Fälle in den Vereinen?

Bislang sind keine Fälle bei aktiven Fußballern oder Funktionären in Deutschland bekannt.

In Dänemark hat sich der ehemalige Bundesligaspieler Thomas Kahlenberg mit dem Coronavirus angesteckt. Er stand von 2009 bis 2013 beim VfL Wolfsburg unter Vertrag.

Wie sein Stammverein Bröndby IF mitteilt, befindet sich der Ex-Profi in Quarantäne. Er soll sich im Stadion angesteckt haben.

Weshalb wurden die Zuschauer nicht schon längst aus den Stadien verbannt?

Wie die DFL und auch das Gesundheitsministerium immer wieder betont haben, wolle man einen "angemessenen Weg finden zwischen berechtigter Vorsorge und übertriebener Vorsicht", wie es DFL-Chef Christian Seifert formuliert hatte.

Zudem wurde wohl auch davon ausgegangen, dass sich das Virus an der frischen Luft nicht ganz so schnell vermehren könne wie in geschlossenen Räumen.

Experten sehen das jedoch kritisch. Denn tatsächlich dürfte die Gefahr einer Ansteckung im Stadion beträchtlich sein, erklärt DFB-Arzt Professor Doktor Tim Meyer im Interview auf "Dfb.de": "Die Zuschauer treten in engen Kontakt, man denke nur an die Stehplätze, wo sich die Fans etwa nach einem Tor der eigenen Mannschaft in die Arme fallen. Die Gefahr einer Übertragung des Virus ist dadurch beträchtlich höher, als wenn man einen vernünftigen Abstand hat."

Wie kann ich mich im Stadion schützen?

Wie im Alltag empfiehlt sich auch im Stadion vermehrtes, gründliches Händewaschen. Zudem sollten Berührungen der Schleimhäute im Gesicht mit den Händen dringend vermieden werden. Auch vom Händeschütteln, Umarmungen und anderen Berührungen ist abzusehen.

Der 1. FC Nürnberg hat auf seiner Vereinswebsite eine gute Übersicht mit Hinweisen und Empfehlungen für Stadionbesucher veröffentlicht.

Was würden Absagen und Verlegungen mit Blick auf die Spielpläne bedeuten?

Es würde ein Terminchaos drohen, denn Ausweichtermine sind in der Schlussphase einer Saison rar. Im Fußball würde es besonders eng werden, wenn Vereine beteiligt wären, die noch im DFB-Pokal und den Europapokal-Wettbewerben mitmischen. Das sind Bayern München in der Champions League und Bayer Leverkusen sowie Eintracht Frankfurt in der Europa League.

Für die Eintracht steht bereits fest, dass es zumindest zu einer Verschiebung kommt: Die Kantonspolizei Basel hat nach Absprache mit dem Krisenstab entschieden, das für den 19. März geplante EL-Match nicht zu bewilligen. "Besondere Situationen erfordern eine besondere Dosis an Verständnis", sagte FC-Basel-CEO Roland Heri.

Die DFL hat bereits betont, die Saison wie geplant bis Mitte Mai zu Ende bringen zu wollen. Nur so erhielten die Vereine Planungssicherheit, heißt es in der offiziellen Erklärung von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Wenn es Geisterspiele gibt - wer darf dabei sein?

Zuerst: Ein Spiel ohne Zuschauer kann nur von den lokalen Gesundheitsbehörden angeordnet werden. Eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, Arena-Personal und Journalisten dabei sein.

Was mache ich mit meinen gekauften Tickets?

Bei bereits gekauften Tickets sollten sich die Fans an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten. So hat sich Borussia Dortmund gegen mögliche Spielabsagen mit einer Ausfallversicherung abgesichert - und dürfte damit im Profifußball nicht allein sein. (dpa/ska)

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • 1. FC Nürnberg: Corona-Virus: Hinweise & Empfehlungen für Stadionbesucher
  • Dfl.de: Information zum Thema Corona-Virus
  • Dfb.de: Meyer zu Corona: "Die Gesundheitsbehörden müssen entscheiden"
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.