Sami Khedira fällt aus, der Einsatz von DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger im Halbfinale der EM 2016 ist höchst fraglich. Joachim Löw braucht im defensiven Mittelfeld eine Alternative, die sitzt. Die Kandidaten: Emre Can und Julian Weigl. Stärken, Schwächen, Unterschiede – wer gegen Frankreich besser passt.
Joachim Löw grübelt. Mit seinen Assistenten Thomas Schneider und Marcus Sorg geht der 56-Jährige die Varianten durch. Seine Entscheidung muss sitzen. Der Bundestrainer hat gehörige Personalsorgen vor dem Halbfinale der EM 2016 gegen Gastgeber Frankreich an diesem Donnerstag (21 Uhr, bei uns im Live-Ticker).
Eine entscheidende Baustelle: Die Position im defensiven Mittelfeld neben
Erste Alternative:
Bleiben
Die Stärken von Emre Can und Julian Weigl
"Emre ist wuchtig, körperlich sehr stark und hat eine gute Technik", sagt
Weigl dagegen ist der Typ Ballmagnet. "Julian ist unglaublich sicher am Ball und hat ein herausragendes Positionsspiel", sagt Löw über den Shootingstar aus Dortmund. Bei den Ballkontakten war Weigl in der vergangenen Saison unter den Top 5 der Bundesliga. Was die gespielten Pässe betrifft, stand der 20-Jährige am Ende der Spielzeit sogar unter den besten Drei. Fast in jedem Spiel kam der Oberbayer dabei auf eine Passquote von mehr als 90 Prozent – eine Weltklasse-Quote.
Welche Schwächen haben sie?
Mit einer Passquote von 81 Prozent kommt Can bei weitem nicht an
Weigl wiederum hat ein Manko: Löw braucht neben Toni Kroos und hinter Özil eigentlich einen Spieler, der den beiden Kreativkräften Freiräume schafft, damit sie den Turbo nach vorne zünden können. Weigl aber ist selbst mehr Gestalter als Abräumer.
Worin unterscheiden sich Can und Weigl?
Eines haben sie gemeinsam: Beide gaben in der vergangenen Saison in der Liga nicht eine einzige Torvorlage. Der markanteste Unterschied: Can (1,84 Meter) ist zwar minimal kleiner als Weigl (1,87), aber deutlich standhafter gegen den Gegner. Er arbeitet extrem viel nach hinten mit, geht vorne früh drauf. Ein unbequemer Kontrahent für jeden Offensivmann.
Weigl wiederum ist der deutlich bessere Kopfballspieler. Während Can antizipiert und das Spiel des Gegners zu zerstören weiß, lässt es Weigl erst gar nicht so weit kommen. Unter Thomas Tuchel war er beim BVB oft der Spieler mit den meisten Ballaktionen. Die Gegner müssen sich mit ihm beschäftigen, nicht umgekehrt.
Can oder Weigl: Wer eignet sich besser gegen Frankreich?
Die Medien sind sich uneins. Mehrere schreiben, dass Löw Can einen Startelf-Einsatz in Aussicht gestellt habe. Die "SZ" meint vehement: Weigl dürfte gegen Frankreich beginnen. Der entscheidende Faktor ist die Eignung, Superstar Paul Pogba (1,91 Meter) und den unermüdlichen N'Golo Kanté im Mittelfeld zu bekämpfen.
Kroos und Özil sollen notfalls helfen, ansonsten aber das Spiel in des Gegners Hälfte verlagern. Sie brauchen einen, der ihnen den Rücken freihält. Can hatte in der vergangenen Saison mehr als 40 klärende Aktionen in der Premier League – ein Spitzenwert! Weil Löw auch gegen Italien das Spiel ungeniert den Stärken des Gegners anpasste, könnte er diesmal wieder so entscheiden – und Can neben Kroos aufstellen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.