• Für Jamal Musiala ist das EM-Achtelfinale zwischen Deutschland und England ein ganz besonderes Duell.
  • Der Offensivspieler trifft unter anderem auf Jude Bellingham, mit dem er in Englands Nachwuchsteams zusammen spielte.
  • Doch einige Bayern-Kollegen haben "Bambi" wohl das DFB-Team schmackhaft gemacht.

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Vor etwas mehr als einem Jahr war der Name Jamal Musiala wohl nur einigen hartgesottenen Anhängern des FC Bayern sowie Kennern des deutschen Nachwuchsfußballs ein Begriff. Am 29. Juni 2021 könnte jener Musiala dann aber zu einem Begriff bei Millionen Fußballfans rund um den Globus werden.

Denn er trifft am Dienstag mit der deutschen Nationalmannschaft im Achtelfinale der Europameisterschaft auf die englische Nationalmannschaft.

Für Musiala ist es das Duell zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wie er bei "DFB Aktuell" sagte: "England ist mein zweites Zuhause, ich habe da einige Jahre gelebt und mich wohlgefühlt, kenne viele Menschen, haben viel gelernt. All das möchte ich nicht missen."

Jamal Musiala: Geboren in Stuttgart, gereift beim FC Chelsea

Geboren in Stuttgart, zog Musiala im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern nach England und reifte beim FC Chelsea zu einem Top-Talent heran. Mit 16 Jahren wechselte der 18-Jährige dann zurück in seine Heimat, zum FC Bayern.

Dort machte er im Juni 2020 gegen den SC Freiburg erstmals bei den Profis auf sich aufmerksam und konnte fortan immer wieder seine enormen Fähigkeiten aufblitzen lassen.

Während er vereinstechnisch bereits in sein Geburtsland zurückgekehrt war, bemühte sich auch der DFB um Musiala. Zuvor war der Offensivspieler ein Teil der "Young Lions" – dem englischen Nachwuchs, auch wenn er zwei Spiele für die deutsche U16 bestritt

Jamal Musiala: Enge Freundschaft mit BVB-Profi Jude Bellingham

In England entwickelte sich eine Freundschaft zu Jude Bellingham, dem BVB-Profi, der für die "Three Lions" bei der EM aufläuft. Trotz der engen Bindung zum heutigen BVB-Juwel entschied sich Musiala aber, zukünftig wieder für sein Geburtsland aufzulaufen, und kehrte Englands Nachwuchs den Rücken. "Ich habe ein Herz für Deutschland und ein Herz für England. Beide Herzen werden auch weiterhin schlagen", sagte er nach seiner Entscheidung.

Zeit für einen Rückzieher blieb Musiala kaum, bereits am 25. März debütierte der Youngster des FC Bayern im WM-Qualifikationsspiel gegen Island für den DFB. Im Alter von 18 Jahren und 27 Tagen war er der viertjüngste DFB-Debütant aller Zeiten. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Nur wenige Wochen später berief Bundestrainer Joachim Löw den 18-Jährigen sogar in das Aufgebot für die Europameisterschaft.

Nachdem er in den ersten beiden Gruppenspielen noch auf der Tribüne Platz nehmen musste, stand Musiala gegen Ungarn erstmals im Kader. In der engen Partie wurde er in der zweiten Hälfte eingewechselt und ist damit der jüngste EM-Spieler im DFB-Trikot aller Zeiten. Es dauerte gerade einmal zwei weitere Minuten, bis Musiala den Ball zentimetergenau für Leon Goretzka zum entscheidenden 2:2 auflegte. Besser kann ein EM-Debüt für einen Youngster wohl kaum laufen.

Trikottausch mit Bellingham geplant

"Ich sollte mir Sachen zutrauen und aggressiv nach vorne gehen. Ich hatte nichts zu verlieren", bilanzierte Musiala nach seinem großen Kurz-Auftritt.

"Er hatte einige gute Situationen", lobte Bundestrainer Joachim Löw. "Gerade wenn es ein wenig eng ist, hat er seine Stärken. Für einen so jungen Spieler hat er es gut gemacht. Er war frech, seine Leistung war sehr ansprechend", lobte Löw seinen Schützling nach der Partie.

Im Duell mit seiner "alten Heimat" England wird Musiala wohl eine ähnliche Rolle zukommen, schließlich ist er mit seiner Unbekümmertheit gepaart mit der technischen Stärke ein echter Trumpf für eine enge Schlussphase. Und er trifft wieder auf seinen Kumpel Bellingham." 'Wir sehen uns dann' hat er gesagt. Und nach dem Spiel machen wir den Trikottausch. Es wird schön sein ihn wiederzusehen."

Musiala ergänzt: "Vor ein paar Jahren haben wir noch zusammen für England gespielt, unter anderem gegen Deutschland, und jetzt spielen wir gegeneinander bei so einem Turnier. Das ist für uns beide etwas besonderes."

Bayern-Stars überzeugten Musiala wohl von DFB

Im DFB-Team sind die Stärken des Youngsters, der den Spitzname "Bambi" trägt, längst anerkannt. "Er kommt immer an seinen Gegenspielern vorbei. Zudem ist er noch extrem jung und ein lieber, süßer Kerl", erklärte Bayern-Teamkollege Serge Gnabry die Qualitäten und den Spitznamen des 18-Jährigen.

Es ist wohl auch der Verdienst der DFB-Nationalspieler in München, dass sich Musiala für den DFB entschieden hat. So schrieb Thomas Müller, der sich damals in Corona-Quarantäne befand, dem Youngster vor dem Champions-League-Duell der Münchner gegen Lazio Rom eine Nachricht an Musiala, um seinem Stellvertreter Mut zuzusprechen.

Leon Goretzka versuchte zwischenzeitlich, auf liebevolle Art, den schmächtigen Offensivkünstler zum Muskelaufbau zu animieren. Inzwischen gibt es immerhin Liegestützen für den Verlierer der Tischtennisduelle zwischen beiden.

Bierhoff über Musiala: "Kann eine Waffe für uns sein"

"Es macht es ein bisschen einfacher, dass ich bereits einige Spieler hier kenne, auch wenn ich mal Fragen habe", sagte Musiala über seine Integration im Team: "Ich kann hier mit jedem gut reden. Von Tag zu Tag lernt man sich näher kennen."

Beim DFB sind sie von Musialas Qualitäten schon jetzt restlos überzeugt. "Er hat die Leichtigkeit mit dem Ball am Fuß, auch in engen Räumen. Er kann uns mit seinen Dribblings und seinem Torabschluss helfen. Er kann eine Waffe für uns sein", schwärmte DFB-Direktor Oliver Bierhoff bereits im Trainingslager in Seefeld/Tirol vom Neu-Nationalspieler.

Schon am Dienstagabend könnte Musiala einen weiteren Beweis liefern und das im wohl bedeutendsten Spiel seiner noch so jungen Karriere.

Verwendete Quellen:

  • Sueddeutsche.de: Bambis Aufstieg
  • Ran.de: Jamal Musiala: Der "freche" Impulsgeber
  • DPA: Alle mögen "Bambi": Musiala plötzlich Wembley-Trumpf
  • Zeitschrift DFB-Aktuell "EM-Spezial 04"
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