• Das DFB-Team hat sich ein packendes Duell gegen Frankreich geliefert.
  • Der Weltmeister von 2018 siegte am Ende durch ein Eigentor von Mats Hummels.
  • Vor Anpfiff sorgte ein Greenpeace-Aktivist für Aufregung.

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EM 2021: Was von diesem Spiel hängen bleibt

Bundestrainer Joachim Löw entschied sich für eine Dreierkette mit den Innenverteidigern Antonio Rüdiger, Mats Hummels und Matthias Ginter.

Weil die Franzosen im Zentrum keine Räume boten, leitete die DFB-Elf ihre Angriffe vorwiegend über die Außenseiten ein, vorwiegend über Robin Gosens. Allerdings gelang es Deutschland aufgrund der mangelnden Kreativität nicht, sich in den ersten 45 Minute echte Chancen herauszuspielen.

Toni Kroos erwies sich als harter Zweikämpfer, der auch im eigenen Drittel viele Bälle gewann, agierte bei eigenem Ballbesitz allerdings ideenlos. Kai Havertz, der Siegtorschütze im Champions-League-Finale, war überhaupt kein Faktor.

Trotz der sichtbaren Probleme nahm Löw zur Halbzeit keine Einwechslungen vor. Weil die deutsche Mannschaft in Rückstand dazu gezwungen war, weiter aufzurücken, bekamen die schnellen Franzosen mehr Räume für schnelle Konter. Adrien Rabiot traf in der 52. Minute den Pfosten.

In der 54. Minute hatte Serge Gnabry die beste Chance für Deutschland, setzte den Ball allerdings über das Tor. Dennoch hatte die DFB-Elf daraufhin die beste Phase des Spiels, ohne allerdings wirklich gefährlich zu werden und Hugo Lloris zu prüfen.

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EM 2021: Mats Hummels schießt Frankreich per Eigentor zum Sieg

Animiert und aus verschiedenen Blickwinkeln: So fiel in München das Tor, das Deutschland einen Fehlstart ins EM-Turnier beschert. Mats Hummels, bei der WM 2014 gegen Frankreich im Viertelfinale noch der entscheidende Schütze für Deutschland, ist diesmal in der 20. Minute der Pechvogel. (Teaserbild:

Der Star des Spiels bei Frankreich gegen Deutschland

Dass Frankreich trotz der Offensiv-Power mit Kylian Mbappe, Antoine Griezmann und Karim Benzema lediglich durch ein Eigentor von Deutschland gewann, lag nicht zuletzt an der Defensivqualität von Matthias Ginter.

Der Verteidiger von Borussia Mönchengladbach war im Eins-gegen-Eins kaum zu überwinden, gewann fast all seine Zweikämpfe, bewies zudem ein gutes Positionsspiel und entschärfte gefährliche Angriffe.

Einziger Wermutstropfen: Mitte der 2. Halbzeit zog er sich eine Blessur zu, die ihn leicht einschränkte.

Die Szene des Spiels

So nah liegen Genialität und Missgeschick beieinander: Wie Mats Hummels in der 20. Minute den Angriff der Franzosen klären wollte und stattdessen den Ball mit dem Schienbein in das eigene Tor beförderte, erinnerte eher an Kreisliga als an die Europameisterschaft. Hummels wusste, welch großes Missgeschick ihm unterlaufen war, blickte fassungslos in den Himmel und haderte mit dem Schicksal.

Dass der Dortmunder dennoch zu den besten Innenverteidigern der Welt gehört, bewies er in der 77. Minute, als Mbappe Hummels mit seiner Schnelligkeit überlief und vor Manuel Neuer stand, Hummels allerdings die Situation mit einer Mega-Grätsche durch die Beine des Franzosen entschärfte.

Das beweist: Manchmal ist eine Defensiv-Aktion schöner anzusehen als ein Tor.

Der Ticker zum Nachlesen

EM 2021: Die Lehren des Spiels für das DFB-Team

Joshua Kimmich ist im Mittelfeld besser aufgehoben

Joshua Kimmich wurde vom defensiven Mittelfeld auf die Position des Rechtsverteidigers versetzt, damit Toni Kroos und Ilkay Gündogan im Zentrum agieren können. Ein durchaus riskanter Schritt von Löw: Kimmich begann bei der Nationalmannschaft seit der WM 2018 nicht mehr als rechter Verteidiger.

Der Bayern-Star erlebte einen unglücklichen Auftritt und kassierte in der 7. Spielminute eine Gelbe Karte.

Schlimmer noch: Bei der Entstehung des 0:1 ließ er seinen Bayern-Kollegen Lucas Hernández zu viel Platz, sodass dieser den Ball scharf vor das Tor schießen konnte. Daraus resultierte das Eigentor.

Auch im Spiel nach vorne fand Kimmich kaum statt, weil er von Hernández aus dem Spiel genommen wurde.

Kurzum: Im defensiven Mittelfeld wäre er wohl besser aufgehoben werden.

Deutschland fehlte die Kreativität im Spiel nach vorne

Die DFB-Elf hatte in der ersten Halbzeit 59 Prozent Ballbesitz, brachte aber dennoch keine nennenswerte Torchance zustande. Das Problem: Es fehlte die Kreativität im Spiel nach vorne. Es gab keine Tempoveränderungen, keine schnellen Doppelpässe, kaum Eins-gegen-Eins-Duelle.

Die Franzosen machten das Zentrum dicht, sodass Deutschland den Ball wie beim Handball um den gegnerischen Strafraum herumspielte und spätestens dort gestoppt wurde. In der ersten Hälfte gewann Deutschland nur 36 Prozent der Zweikämpfe.

In der zweiten Hälfte funktionierte das Offensivspiel besser, weil Deutschland insgesamt mehr aufrückte. Dafür bot man Frankreich aber Räume für Konter.

Deutschland kann mit dem Weltmeister mithalten – das macht Mut

Ein Eigentor ist der denkbar schlechteste Beginn in eine Europameisterschaft. Umso beachtlicher, dass Deutschland sich davon mental erholte und bis zur letzten Minute der Nachspielzeit einen hohen Offensivdruck entfachte.

Deutschland hatte rund 60 Prozent Ballbesitz. Sie versteckten sich nicht vor dem amtierenden Weltmeister, der als die individuell beste Mannschaft der Europameisterschaft gilt.

Auch wenn im Offensivspiel die Kreativität fehlte, kann dieses erste Spiel der EM auch ein Mutmacher sein.

Der Grund: Wenn es einem Team gelingt, mit der besten Mannschaft der Welt auf Augenhöhe zu spielen und lediglich durch ein Eigentor zu verlieren, hat man zumindest die Chance, jede andere Nation dieser EM zu bezwingen. Und zwar auch die Portugiesen am Samstag, die gegen Ungarn erst spät drei Tore machten.

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