• Bei der deutschen Niederlage im ersten EM-Spiel gegen Frankreich am Dienstagabend bietet das ZDF mit Christoph Kramer, Per Mertesacker und Sandro Wagner drei Experten auf.
  • Während Kramer und Mertesacker als meinungsstarke Experten im Studio überzeugen, ist Wagner als Co-Kommentator im Einsatz. Das Zusammenspiel mit Béla Réthy funktioniert gut.
  • Auch der Spruch des Abends kommt vom früheren Bayern-Stürmer.
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der Start in die Europameisterschaft ist dem DFB-Team misslungen, mit 0:1 musste sich die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw Frankreich geschlagen geben. Erstmals überhaupt verlor somit eine deutsche Mannschaft ein Auftaktspiel bei einer EM.

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Besser lief es für das ZDF, dessen Experten Christoph Kramer, Per Mertesacker und Sandro Wagner sich in guter Form präsentierten. Wir haben uns ihre Auftritte ganz genau angeschaut.

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Die Experten ... vor dem Spiel:

Gleich drei Weltmeister hatte Moderator Jochen Breyer zu Gast: Zu Kramer (Profi bei Borussia Mönchengladbach) und Mertesacker (Ex-Profi) gesellte sich der Franzose Christian Karembeu, der 1998 die WM gewann. Die beiden deutschen Weltmeister von 2014 erschienen fast schon im Partnerlook, beide setzten auf eine graue Jacke mit weißem Shirt, eine dunkle Hose und weiße Schuhe.

Außerdem war noch Taktik-Experte Peter Hyballa im Studio, der anhand von Videoaufnahmen im Vorlauf taktische Optionen der DFB-Elf aufzeigte und nach dem Spiel das Gegentor analysierte.

Großes Thema vor Anpfiff war die Aufstellung, schließlich wurde seit Wochen darüber diskutiert, ob Joshua Kimmich nun im Mittelfeld oder auf rechts zum Einsatz kommen soll. Dass Bundestrainer Jogi Löw den Bayern-Spieler tatsächlich auf rechts geschoben hatte, wurde von allen Experten begrüßt.

"Ich gehe d'accord, dass das momentan die rechte Außenbahn ist", erklärte Mertesacker mit Blick auf den richtigen Einsatzort für Kimmich.

Einen bemerkenswerten Satz sprach Kramer, der immer wieder "Wir" sagte, wenn er das DFB-Team meinte: "Die große Frage ist, wer wir sind", sagte Kramer mit Bezug auf eine vermeintlich defensive Ausrichtung der deutschen Elf: "Meine These ist, dass wir zu gut sind, um nicht den Ball zu haben."

... während des Spiels:

Als Co-Kommentator hat Sandro Wagner schon beim Streamingportal "DAZN" überzeugt, nun durfte er auf der ganz großen Bühne Béla Réthy assistieren. Und das klappte richtig gut.

Als Ex-Profi, dessen aktive Zeit kaum mehr als ein Jahr zurückliegt, kennt sich Wagner in taktischen Dingen bestens aus, er erklärte Laufwege und Spielsituationen. Auch das Zusammenspiel mit Réthy lief bestens, der Kommentar des erfahrenen ZDF-Mannes wurde durch Wagners Analysen und gelegentlich eingestreute Witze aufgewertet. Wagner hat ein gutes Gespür dafür, wann er etwas sagen muss und wann nicht und bringt definitiv eine Menge Potenzial für den Kommentatoren-Job mit.

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... in der Halbzeit:

In den wenigen Minuten, die in der Halbzeitpause zur Analyse zur Verfügung standen, ging es vor allem um zwei Szenen. Zum einen um das unglückliche Eigentor von Mats Hummels und zum anderen um den Zweikampf, in dem Antonio Rüdiger Paul Pogba umklammerte und angedeutet hatte, diesen in die Schulter beißen zu wollen.

Während Mertesacker und Kramer die Fehlerkette, die zum Eigentor führte, analysierten und Hummels in Schutz nahmen, hatten die beiden Experten für Rüdigers Aktion weniger Verständnis. "Ich weiß nicht, ob das seine Vorstellung ist von eklig sein, aber ich kann das absolut nicht nachvollziehen", kritisierte Mertesacker.

Kramer wies daraufhin, dass Pogba durchaus einen Platzverweis herausholen hätten können, wenn er zu Boden gegangen wäre und der Videoschiedsrichter eingegriffen hätte. "Und dann ist das ein ganz blödes Zeichen", sagte er.

... nach dem Spiel:

Auch nach Abpfiff sparte Kramer nicht mit Kritik, etwas überraschend knöpfte er sich beide Mannschaften vor. "Frankreich hat sehr bieder gespielt", analysierte der deutsche Nationalspieler: "Das ist nicht mein Anspruch für so eine Weltklassemannschaft, dass sie uns bis 20 Meter vor ihr Tor kommen lassen.

Wir mussten keine Bäume ausreißen, um in ihren Strafraum zu kommen. Das war sehr einfach für uns, deshalb weiß ich nicht, welche Aussagekraft das für kommende Aufgaben haben soll".

Während viele aktive Fußballer sich hinter Phrasen und Worthülsen verstecken, hat der 30-Jährige eine klare Meinung und vertritt diese auch. Das muss man ihm hoch anrechnen. Trotz allem sah Kramer, der insgesamt zwölf Länderspiele gemacht hat, das DFB-Team "auf dem richtigen Weg" im Vergleich zu den Spielen von vor einigen Wochen.

Bemerkenswert war auch Kramers Einschätzung zu Frankreichs Pogba: "Ich frage mich wirklich, was Paul Pogba das ganze Jahr bei Manchester United macht? Wo ist er das ganze Jahr? Wenn ich das mit heute vergleiche - er war Weltklasse heute. Wenn er diese Spielfreude hat, dann ist es der beste Mann."

Auch Mertesacker schätzte die Leistung beider Teams nicht sonderlich hoch ein. Während die französische Mannschaft "noch nicht alles gezeigt" habe, forderte der frühere Innenverteidiger auch vom DFB-Team eine Steigerung.

"Wir können uns jetzt keine Ausrutscher mehr erlauben", sagte er. "Wir wollen jetzt deutlich mehr von der deutschen Mannschaft sehen. "

Der Spruch des Abends:

Kam natürlich von Sandro Wagner. "Taktisch ist Kimpembe gegen den Ball nicht die hellste Kerze auf der französischen Torte", bemerkte der Co-Kommentator in der zweiten Halbzeit.

So ein flapsiger Spruch gefällt sicher nicht jedem, ist aber allemal unterhaltsam. Wagner polarisierte früher als eigenwilliger Stürmer auf dem Fußballplatz, nun tut er es als Experte im Fernsehen.

Fazit:

Während dem DFB-Team der Start in die EM misslungen ist, erlebte das ZDF einen guten Abend. Christoph Kramer und Per Mertesacker präsentierten sich als meinungsstarke, unterhaltsame und kritische Experten.

Sandro Wagner war im Team mit Béla Réthy mit seinen Analysen und Einschätzungen eine echte Verstärkung beim Live-Kommentar. Während sich die Mannschaft von Jogi Löw am Samstag gegen Portugal steigern muss, kann es beim ZDF so weitergehen.

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