• Deutschland scheitert an England und scheidet bereits im Achtelfinale der EM aus.
  • Die Niederlage im Wembley-Stadion beendet die 15-jährige Amtszeit des Bundestrainers Joachim Löw. Ihm steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
  • Unser EM-Kolumnist Olaf Thon stellt fest, dass sich Löw diesen Abgang selbst zuzuschreiben hat. Sein Rücktritt komme drei Jahre zu spät.
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Die Chancen waren da, um glücklich weiterzukommen. Unter dem Strich aber war es zu wenig. Ich bin sehr, sehr niedergeschlagen. Das macht mich traurig.

Olaf Thon: "Uns hat das Können gefehlt"

Wir haben verdient verloren. Wir haben nicht so aufopfernd gekämpft wie die Schweiz und Kroatien gestern, die zurückgekommen sind. Wir hatten nichts entgegenzusetzen. Uns hat das Können gefehlt.

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Wir waren nicht besser als die Engländer. Wir waren zu anfällig bei den Toren. Und anschließend waren wir nicht mehr in der Lage, irgendwelche Chancen herauszuspielen. Ich habe immer gesagt: Wir hätten in diesem Spiel auf eine Viererkette mit Emre Can umstellen sollen und hätten mit Joshua Kimmich in der Zentrale spielen sollen. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, um effektiver zu sein.

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Olaf Thon: "Jogi Löw war drei Jahre zu lang am Werk"

Die drei Jahre seit der WM 2018 waren verschenkt. Der Neuaufbau ist ausgeblieben. Dafür muss der Bundestrainer die Verantwortung übernehmen. Das tut er auch, indem er geht. Jogi Löw war drei Jahre zu lang am Werk. Er hat es verpasst, zum richtigen Zeitpunkt abzutreten, so wie es der Kaiser (Franz Beckenbauer, Anmerk. d. Verf.) 1990 nach der gewonnenen WM getan hat. Löw muss sich deshalb gefallen lassen, jetzt mehr mit dem Ausscheiden in der Vorrunde und dem Ausscheiden im Achtelfinale in Verbindung gebracht zu werden als mit dem WM-Titel. Deshalb hätte er vorher gehen sollen. Trotzdem bleibt er Weltmeistertrainer und hat sich viele Verdienste erworben. Löw hat sich seit 2004 als Co-Trainer unter Jürgen Klinsmann Lorbeeren erarbeitet und gezielt eine Mannschaft aufgestellt.

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Aber es bleibt der Makel der letzten drei Jahre. Der lässt sich nicht einfach wegwischen. Das Negative überwiegt jetzt. Löw war am Ende zahnlos und zu lange im Amt.

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Flick bleibt wenig Zeit für den Neuaufbau. Die WM in Katar steht schon im November in einem Jahr auf dem Plan. Flick wird die neue Saison abwarten, um zu sehen, wer in Form ist. Wir brauchen Typen, die gefehlt haben, wie einen klassischen Mittelstürmer wie Harry Kane, wie die anderen Mannschaften sie alle haben. Da haben wir Nachholbedarf.

Olaf Thon: "Thomas Müller möchte ich weiter in der Nationalmannschaft sehen"

Thomas Müller aber macht weiterhin Spaß. Er könnte durchaus eine Mannschaft weiter führen. Ich würde ihn gerne weiterhin in der Nationalmannschaft sehen - wenn er bei den Bayern seine Leistung bringt. Darüber muss er mit dem neuen Bundestrainer Hansi Flick sprechen. Auch Flick muss nach Leistung einladen, nicht nach Namen. Er muss aber auch auf die Jugend setzen. Nachwuchs ist da.

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Es wird Rücktritte von Spielern geben, weil vielleicht der eine oder andere Jüngere ranlassen will. Man sollte das aber nicht zu spontan tun. Wie die Älteren das sehen, Müller, Hummels, Neuer, das weiß ich nicht.

Ich hoffe trotzdem, dass wir bei der WM 2022 eine andere Rolle spielen als in diesem Jahr und in den vergangenen Jahren. Ich erinnere nur an das 0:6 in Spanien und die durchwachsenen Ergebnisse seit dem Aus bei der WM 2018. Dazu gehört auch die mittelmäßige Vorbereitung auf die EM 2021.

Wir, der Weltmeister von 2014, sind raus, Portugal als Europameister von 2016 ist raus, und Frankreich, der Weltmeister von 2018, ist raus. Unsere Gruppe war im Rückblick nicht so stark, wie wir angenommen haben.

Olaf Thon: "Es wird eine fabelhafte EM bleiben - die Spanien oder Italien gewinnt"

Der Fußball bei dieser EM ist so überragend, wie ich ihn lange nicht gesehen habe. Es wird trotz unseres Ausscheidens eine fabelhafte EM bleiben. Es wird sich noch einiges tun, von dem wir überrascht sein werden. Mein Tipp auf den neuen Europameister heißt Spanien oder Italien.

Protokoll mit Olaf Thon von Jörg Hausmann

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