Ach, wäre doch für immer Juli 2014! Nach Mario Götzes Tor im WM-Finale gegen Argentinien liegen sich die Fans in den Armen. Ein ganzes Land befindet sich im kollektiven Freudenrausch. Deutschland ist Weltmeister! Doch leider ist der Juli längst vorbei, das Jahr 2014 neigt sich dem Ende zu. Die großartigen Wochen, die uns die deutsche Nationalmannschaft beschert hat, werden wir dennoch nie vergessen. Ein Rückblick.

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Nach einer - zumindest nach außen hin - eher holprigen Vorbereitung in Südtirol, einem ebenfalls holprigen 2:2-Testspiel gegen Kamerun und der schweren Verletzung von Marco Reus gegen Armenien landet die deutsche Nationalmannschaft am 8. Juni 2014 endlich in Brasilien. Dort beziehen Stammkräfte wie Manuel Neuer und Philipp Lahm, aber auch Überraschungsnominierte wie Shkodran Mustafi oder Matthias Ginter das WM-Quartier Campo Bahia.

Die Mannschaft hat nur eine Woche Zeit, sich einzugewöhnen. Am 16. Juni steigt das erste Spiel für das Team von Jogi Löw. Es geht gegen Portugal - und vor allem gegen Cristiano Ronaldo. Nach der etwas problematischen Vorbereitung weiß niemand so richtig einzuschätzen, wie stark die deutsche Mannschaft tatsächlich ist. Von WM-Euphorie ist in Deutschland nur wenig zu spüren. Im Interview mit unserem Portal kritisiert der Weltmeister von 1990, Andreas Brehme, das Team scharf: "Die Spieler müssen viel mehr Verantwortung übernehmen", sagt er und ergänzt: "Es kommt mir manchmal so vor, als bestünde die Mannschaft aus Taubstummen." Kaum einer spricht davon, dass Deutschland dieses Turnier gewinnen könnte.

Das DFB-Team lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken. In ihrem ersten Spiel zeigen Thomas Müller und Co. vor den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, warum sie sehr wohl zum Favoritenkreis dieser WM gehören. Portugal hat keine Chance, Cristiano Ronaldo setzt keinen einzigen Stich. Deutschland siegt mit 4:0 und ein erster, vorsichtiger Hauch WM-Stimmung schwappt durch das Land. Das Eröffnungsspiel in Bildern:

Das zweite Gruppenspiel der deutschen Mannschaft verläuft - fast schon standardgemäß - holprig. Gegen Ghana zittert sich die DFB-Elf zu einem 2:2. Das Highlight der Partie: Oldie Miroslav Klose trifft. Es ist sein 15. Tor bei einer Weltmeisterschaft. Er zieht damit mit dem bisherigen Rekordhalter, dem Brasilianer Ronaldo, gleich. Im späteren Turnierverlauf wird Klose mit seinem 16. Tor noch zum alleinigen Rekordmann.

Gegen die USA muss Deutschland tatsächlich um den Einzug in das Achtelfinale der Weltmeisterschaft bangen. Bei der Regenschlacht von Recife ackert sich die Mannschaft zu einem 1:0-Sieg. Thomas Müller trifft in der 55. Minute. Doch auch die USA können trotz Niederlage jubeln. Weil Portugal Ghana lediglich mit 2:1 besiegt, erreichen Jürgen Klinsmanns Mannen ebenfalls das Achtelfinale. Ein Bild, das wir nie vergessen werden: Jogi Löw mit völlig durchnässten Haaren am Spielfeldrand. Seitdem wissen wir definitiv: Der Bundestrainer trägt kein Toupé.

Am 30. Juni 2014 beginnt für die deutsche Mannschaft die K.o.-Phase. Der Gegner im Achtelfinale heißt Algerien. Ein leichtes Los, könnte man meinen. Doch Deutschland wackelt. Mehrmals rettet Manuel Neuer in höchster Not. Auf der Gegenseite kommen die Deutschen gegen verbissen verteidigende Algerier kaum zu Torchancen. Das Spiel geht überraschend in die Verlängerung. In der 92. Minute erzielt der eingewechselte Andre Schürrle das 1:0. Mesut Özil legt in der 120. Minute zum 2:0 nach. In der Nachspielzeit gelingt Algerien noch der Anschlusstreffer durch Abdelmoumene Djabou. Reine Ergebniskosmetik.

Das Viertelfinale ist erreicht. Der Spielverlauf macht für das weitere Turnier jedoch wenig Hoffnung. Als ZDF-Reporter Boris Büchler Per Mertesacker nach den Problemen der deutschen Mannschaft fragt, folgt der denkwürdigste Ausraster des Turniers. "Wat wollense jetzt?", mosert Mertesacker. "Glauben Sie, unter den letzten 16 ist irgendwie eine Karnevalstruppe, oder was?" Das Interview beendet er mit den legendären Worten: "Ich leg mich jetzt erstmal drei Tage in die Eistonne und dann seh'n wir weiter."

Das Algerien-Spiel wird abgehakt. Im Viertelfinale wartet Frankreich. Deutschland geht früh durch Mats Hummels in Führung und bringt dank überragender Paraden durch Manuel Neuer dieses 1:0 über die Zeit. Deutschland steht im Halbfinale. Spätestens jetzt wird vielen in der Heimat klar: Bei diesem Turnier ist doch etwas zu holen!

Halbfinale. Gegen Brasilien. In Brasilien. Die Konstellation verspricht viel - was jedoch folgt, hätte wohl niemand vorhersagen können. Die Selecao erwischt ohne ihren verletzten Superstar Neymar den schwärzesten Tag in der Geschichte des brasilianischen Fußballs. Wie Statisten stehen David Luiz und seine Teamkollegen auf dem Feld. Bewegungsunfähig und ungläubig sehen die Brasilianer zu, wie die deutsche Mannschaft ein ums andere Mal durch die an diesem Abend kaum existenten Abwehrreihen spaziert. Am Ende steht es 7:1 für Deutschland. Der Gastgeber verfällt in eine Schockstarre und Deutschland feiert den Einzug in das Finale der Weltmeisterschaft.

Am 13. Juli 2014 steht um 23:36 Uhr die Zeit still. Deutschland atmet kollektiv ein, um dann in einen Jubel auszubrechen, wie es ihn zuletzt 1990 gegeben hatte. Die Entscheidung im Finale fällt erst in der Verlängerung. In der 113. Minute flankt Andre Schürrle auf Mario Götze. Der nimmt den Ball mit der Brust an und knallt ihn an Torwart Romero vorbei ins lange Eck. Der Rest ist Geschichte.

Deutschland ist Weltmeister! Die Freude auf den Rängen, in den Wohnzimmern und auf den Straßen ist unendlich. Auf dem Rasen feiern die Spieler mit ihren Familien. Es sind Bilder für die Ewigkeit.

Zwei Tage nach dem Finale landen die Weltmeister in Berlin. Die Fans säumen schon seit den frühen Morgenstunden die Straßen. Die Fanmeile ist vollgepackt. Alle wollen die Weltmeister sehen. Jeder einzelne wird gefeiert - ob Stammkraft oder Bankdrücker. An diesem Dienstag gibt es keinen Unterschied. Und selbstverständlich darf auch Helene Fischer bei diesen Feierlichkeiten nicht fehlen.

Doch ein künstlich aufgebauschter Skandal stört die Feierlichkeiten zum WM-Titel. Der "Gaucho-Tanz" wird zu "Gauchogate" - einem Skandal, der doch gar kein Skandal war.

"Gauchgate" ist Gott sei Dank längst vergessen. Das WM-Märchen 2014 bleibt bestehen. Und wem dieser WM-Rückblick noch nicht gereicht hat, der muss gar nicht mehr lange warten, bis er das WM-Feeling noch einmal im Bewegtbild präsentiert bekommt. Am 2. Januar um 20:15 Uhr läuft der WM-Film "Die Mannschaft" in der ARD.

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