Die Deutschen sind sich zu großen Teilen einig: Deutsche TV-Sender sollen nicht – wie von der Fifa gefordert – höhere Beträge an den Fußballweltverband zahlen, um die Fußball-WM der Frauen übertragen zu dürfen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.

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Fifa-Präsident Gianni Infantino fährt schwere Geschütze auf. Die Angebote der deutschen TV-Sender seien "enttäuschend", "nicht akzeptabel" und "ein Schlag ins Gesicht all der großartigen Spielerinnen und aller Frauen weltweit", schrieb er vor rund einer Woche bei Instagram.

Fast wöchentlich spitzt sich der Streit um die Übertragung der Fußball-WM der Frauen, die im Sommer in Australien und Neuseeland stattfindet, weiter zu. Zum ersten Mal wurden die Übertragungsrechte der Frauen nicht im Paket mit den Männern, sondern einzeln ausgeschrieben. Die Fifa hat das wirtschaftliche Potenzial der WM der Frauen erkannt und will es nun offenbar maximal ausschöpfen.

Bei ARD und ZDF stellt man sich bislang quer. Man habe "ein marktgerechtes Angebot platziert" hatte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky bereits vor Wochen in der "FAZ" klargestellt. Die Fronten wirken verhärtet, im schlimmsten Fall wird die WM der Frauen in Deutschland nicht frei zugänglich empfangbar sein.

Alexandra Popp: "Man hat das Gefühl, dass es nur um Geld geht"

Nationalstürmerin Alexandra Popp kritisiert Infantinos Aussagen scharf: "Bei Herrn Infantino hat man das Gefühl, dass es nur noch um das Geld geht und wer der Mächtigste auf der Welt ist" und auch Torhüterin Almuth Schult stellt in ihrer Kolumne für das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" klar: "Man sollte einen Konsens finden, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen und die Gier nach Geld sprechen zu lassen."

Allein ein Konsens scheint derzeit unerreichbar. Infantinos Aussagen lassen nur einen Schluss zu: Sollten ARD und ZDF den finanziellen Vorstellungen der Fifa nicht entsprechen, dann gibt es eben keine WM 2023 im deutschen Fernsehen.

Befragte mehrheitlich einig: ARD/ZDF sollen nicht mehr an die Fifa zahlen

Die Deutschen vertreten in der Sache eine ganz klare Meinung. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion haben wir die Frage gestellt: "Sollten deutsche TV-Sender Ihrer Meinung nach höhere Beträge an die Fifa zahlen, um die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen zu sichern?" Von den 5.003 Befragten stimmten überwältigende 69 Prozent für "Nein" oder "Eher nein". Befragungszeitraum war vom 4. bis 6. Mai. Lediglich 15 Prozent sprachen sich dafür aus, dass die deutschen TV-Sender höhere Beträge an den Fußballweltverband überweisen sollten, um die WM der Frauen übertragen zu können.

Noch deutlicher fällt die Einschätzung in der Altersgruppe der 18-29-Jährigen aus. Dort stimmen sogar 79 Prozent für "Nein" oder "Eher nein".

Vergleicht man die Ergebnisse nach dem Geschlecht, so zeigt sich, dass Frauen deutlich unentschlossener sind, was höhere Beträge für die WM der Frauen angeht. Immerhin 21 Prozent gaben in der Befragung an, "Unentschieden" zu sein. Im Gesamtergebnis zeigen sich lediglich 16 Prozent unentschlossen.

Die WM 2023 findet vom 20. Juli bis zum 20. August in Australien und Neuseeland statt. Deutschland trifft in der Gruppenphase auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Nach dem Finaleinzug bei der EM 2022 will das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beweisen, dass auch bei der WM mit Deutschland zu rechnen ist.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass in dieser Umfrage deutsche Fußballfans befragt wurden. Richtig ist, dass das Ergebnis repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ist. Außerdem wurde die Stichprobengröße korrigiert (5.003 Personen statt 5.558 Personen).
Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 5.003 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 4. bis 6. Mai 2023. Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,6 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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