Das Gastspiel bei RB Leipzig verfolgte Bo Svensson schwer angeschlagen aus dem Hotelbett. Der Cheftrainer des 1. FC Union Berlin hatte die kürzeste Auswärtsreise der Saison zwar angetreten, am Spieltag aber erkannt, dass es sein Gesundheitszustand nicht zulassen würde, die Mannschaft zu betreuen.

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Was er vor dem Fernseher sah, trug dann aber sicherlich zur Genesung bei. Geschlossen und vor allem defensiv bärenstark präsentierten sich die Köpenicker als Außenseiter, trotzten dem Favoriten beim torlosen Remis einen Punkt ab. "Man hat gesehen, dass eine Mannschaft auf dem Platz stand", hatte Svensson erkannt.

Am Donnerstag stand er auf der Pressekonferenz zum nächsten Spiel gegen die TSG Hoffenheim im Stadion An der Alten Försterei (Sonnabend, 15.30 Uhr) wieder vor den anwesenden Medienvertretern. Sichtlich erholt und gut gelaunt zeigte sich der Däne, auch, weil nicht nur das Spiel in Leipzig gezeigt hat, dass es in Köpenick nach einer sportlich enttäuschenden Saison wieder aufwärts geht. Erst einen Gegentreffer hat das Team in vier Pflichtspielen kassiert, ist in Liga und Pokal noch ungeschlagen. Zudem ist Svensson nicht der einzige Rückkehrer.

Kevin Volland hat in dieser Woche wieder große Teile des Mannschaftstrainings absolviert, nachdem er in der kompletten Sommer-Vorbereitung verletzt gefehlt und individuell an seinem Comeback gearbeitet hatte. Für das Spiel am Wochenende ist der ehemalige Nationalspieler trotzdem noch keine Option. Besonders interessant wäre es für den 32-Jährigen ganz bestimmt geworden, geht es doch gegen seinen ehemaligen Verein, bei dem ihm einst der Durchbruch in der Bundesliga gelang.

So aber müssen es seine Kollegen richten und die stehen, glaubt man Svenssons Worten, vor einer hohen Hürde. "Sie haben zuletzt zweimal verloren, allerdings in Frankfurt und gegen Leverkusen. Da werden auch noch ganz andere Mannschaften verlieren. Es ist eine große Aufgabe, die auf uns wartet. Eine Mannschaft, die eine hohe Qualität hat", referierte Svensson und verwies darauf, dass die Kraichgauer im Sommer 50 Millionen Euro für neue Spieler investiert, im Gegenzug mit Maximilian Beier an Borussia Dortmund nur einen echten Stammspieler verloren haben.

Allerdings schlagen beim Gegner nicht nur die zwei Pleiten zuletzt aufs Gemüt, sondern auch eine Trainerdiskussion, die um Pellegrino Matarazzo entstanden ist. Der 46-Jährige hat in Hoffenheim zwar noch einen Vertrag bis Saisonende, die Verantwortlichen sollen sich aber schon mit einer Verpflichtung von Sandro Wagner beschäftigt haben. Der ehemalige Stürmer ist momentan Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann und hatte in dieser Woche davon gesprochen, dass er derlei Gerüchte "ausblenden" müsse. Dementiert hatte er sie nicht.

Beim 1. FC Union Berlin bekommt man davon allenfalls am Rande mit. Der Fokus liegt auf der eigenen Mannschaft und damit auch auf zwei Fragen: Wie gelingt es, dass die Defensive weiterhin so sattelfest agiert? Und: An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit die Offensive mehr Torgefahr versprüht?

In Leipzig hatten es die Gäste erstmals in dieser Spielzeit ohne echten Mittelstürmer probiert, stattdessen auf drei eher quirlige und spielfreudigere Angreifer gesetzt. "Unser Ansatz in Leipzig war ein anderer, als in den Spielen davor. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, wie wir am Wochenende spielen werden", wollte sich Svensson nicht in die Karten schauen lassen.

Zur Verfügung würden auf jeden Fall – mit Ausnahme von Volland – alle potenziellen Offensivkräfte des Kaders stehen. Aktuell scheint nur Benedict Hollerbach, der in allen Spielen unter Svensson von Beginn an ran durfte, sein Mandat sicher zu haben. László Bénes, Yorbe Vertessen, Tim Skarke und Wooyeong Jeong kämpfen daneben um ihren Platz und Jordan Siebatcheu dürfte die Flinte trotz bislang glückloser Auftritte so früh in dieser Saison ebenfalls noch nicht ins Korn werfen.

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Ganz unterschiedlich ist derzeit übrigens die Situation bei den Ex-Unionern im Hoffenheimer Kader. Verzichten müssen alle Fans auf ein sportliches Wiedersehen mit Aufstiegsheld Grischa Prömel. Der Mittelfeldspieler hat sich vor zwei Wochen einen Kreuzbandriss zugezogen und wird in diesem Jahr nicht mehr auf dem Platz stehen. Marius Bülter ist dafür einsatzbereit und stand in bislang jedem Hoffenheimer Pflichtspiel in dieser Saison von Beginn an auf dem Rasen. Christopher Lenz wurde von den Kraichgauern vor einer Woche noch nachträglich verpflichtet und könnte eine Option für das Spieltags-Aufgebot sein.  © Berliner Zeitung

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