Steuern und EU-Vorgaben: Eigentlich könnte Fraport zufrieden sein: Terminal 3 ist im Plan und die Pulkovo-Anteile verkauft. Aber politische Vorgaben erschweren das Geschäft massiv.
Der Bau des Terminals 3 am Frankfurter Flughafen liegt im Zeitplan, und er kann 2026 eröffnet werden. Flughafenbetreiber Fraport durfte die Beteiligung am Flughafen Pulkovo im russischen St. Petersburg doch noch veräußern und wird so eine heikle Beteiligung los.
Abgesehen davon bereitet das Gros der Auslandsbeteiligungen des Konzerns dem Vorstand um Stefan Schulte durchaus Freude. Immerhin trugen diese Geschäfte schon 2023 rund die Hälfte zum operativen Gewinn von rund 703 Millionen Euro bei.
Damit enden dann allerdings auch die zuversichtlich stimmenden Nachrichten aus der Luftfahrtbranche in Rhein-Main. Denn auch der Frankfurter Flughafen hat das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht – so wie der Luftverkehr in Deutschland insgesamt.
Lufthansa beklagt teils verdoppelte Standortkosten
Und nicht nur das, die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verkehrsflughäfen (ADV) meldet, dass das Passagieraufkommen zum Jahresende von einem ohnehin schwachen Niveau noch einmal deutlich gesunken ist. Die Recovery-Rate, die angibt, wieweit sich das Passagieraufkommen dem Vorkrisenniveau wieder angenähert oder dieses gar überholt hat, lag Ende November unter 75 Prozent, nachdem sie am Ende des Sommerflugplans immerhin wieder 91,4 Prozent erreicht hatte.
Für ADV-Hauptgeschäftsführer Ralf Beisel liegt die Ursache für die Schwierigkeiten in Steuern und Abgaben, die in Deutschland deutlich höher als anderswo seien. So habe die Bundesregierung die Luftverkehrsteuer mehrfach erhöht, während beispielsweise Schweden diese Steuer wieder abgeschafft habe, nachdem klar geworden sei, dass diese Steuer die eigene Luftverkehrswirtschaft schädige, ohne dabei irgendeinen positiven Klimaeffekt zu erzielen.
Die Lufthansa, die gerade für 600 Millionen Euro ein neues Frachtzentrum in Frankfurt baut, rügt seit Jahren die hohen Standortkosten, die sich seit 2019 teils verdoppelt hätten. Gemeint sind mit den Standortkosten vor allem die zuletzt im Mai 2024 wieder erhöhte Luftverkehrsteuer, auch Ticketsteuer genannt. Seitdem liegt der Aufschlag je Ticket für Abflüge aus Deutschland je nach Ziel der Reise zwischen gut 15 und fast 71 Euro.
Nachhaltiges Kerosin bis zu viermal teurer
Hinzu kommen höhere Abgaben wie Flugsicherungsentgelte und Luftsicherheitsgebühren. Inzwischen fordern auch die Ministerpräsidenten der Länder – nach einem Vorstoß aus Hessen – von der Bundesregierung, die Luftverkehrsteuer abzuschaffen oder wenigstens zu senken, weil auch bei den Landesregierungen inzwischen die Erkenntnis gereift ist, dass die deutschen Marktteilnehmer damit im internationalen Vergleich benachteiligt werden – ohne einen Effekt für das Klima. Es spricht allerdings nicht viel dafür, dass dieser Wunsch noch vor der Bundestagswahl im Februar in Erfüllung geht.
Das andere große Ärgernis ist das EU-Klimaschutzpaket "Fit for 55". Darin hat die EU verpflichtende, bis 2050 ansteigende Beimischungsquoten für nachhaltiges Kerosin festgelegt, das etwa aus altem Frittenfett und anderer Biomasse gewonnen wird. Schon von 2025 an müssen Airlines in Europa zwei Prozent dieses Sustainable Aviation Fuels (SAF) tanken.
Die Quote erhöht sich schrittweise bis auf 70 Prozent im Jahr 2050. Das Frittenfett-Kerosin ist bis zu viermal so teuer wie Treibstoff aus fossilen Stoffen. Von 2030 an soll noch rein synthetischer Kraftstoff (E-Fuels) mit einer Quote von anfangs 1,2 Prozent zugesetzt werden. Dieser Kraftstoff ist im Moment noch rund zehnmal so teuer wie herkömmliches Kerosin, gilt aber als existenziell wichtig für die Zukunft der Verkehrsfliegerei. Die Bundesregierung hat sich trotzdem gerade weitgehend aus der Förderung des Markthochlaufs von E-Fuels verabschiedet.
Fatal an der EU-Regelung ist, dass sie nur für Europa gilt. Das führt dazu, dass etwa ein Hin- und Rückflug von Madrid über Frankfurt nach Shanghai durch die Quote um 220 Euro teurer wird, weil in Madrid und in Frankfurt die EU-Quote greift. Nur auf dem Rückweg von Shanghai nach Frankfurt gilt die SAF-Quote nicht. Fliegt man aber über Istanbul, beträgt der Aufschlag nur 40 Euro, weil die Quote nur auf der kurzen Strecke von Madrid nach Istanbul gilt.
Für Frankfurt als größten deutschen Hub ist das ein massiver Wettbewerbsnachteil. Dass deutsche und andere Airlines seit Beginn des Ukrainekrieges den russischen Luftraum nicht mehr nutzen können und kostspielige Umwege fliegen müssen, während etwa die chinesische Konkurrenz weiterhin den direkten Weg nehmen darf, verschärft die Lage zusätzlich. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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