Weihnachtsmarkt in Wiesbaden: Beim Sicherheitsrundgang in Wiesbaden versprechen der Innenminister und der Polizeipräsident: Die Weihnachtsmärkte sind so sicher, wie es irgend möglich ist. Laut Poseck gibt es keine konkreten Hinweise im Hinblick auf besondere Gefahrenlagen.

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Hinter dem schützenden Bauzaun, direkt neben dem Eingang zum Hessischen Landtag, stehen in luftiger Höhe Videokameras. Ihre Aufnahmen laufen direkt im Ersten Polizeirevier ein und werden dort während der Öffnungszeiten des Wiesbadener Sternschnuppenmarktes ausgewertet. Um gegebenenfalls rückwirkend Ermittlungen führen zu können, werden die Aufnahmen zwei Wochen lang archiviert, ehe sie gelöscht werden.

Im Blickfeld der Kameras ist aber nur der zentrale Schlossplatz, nicht das Dernsche Gelände und auch nicht der Kinder-Sternschnuppenmarkt am Luisenplatz sowie die Eisbahn auf dem Bowling Green. Die Videokameras waren die erste Station auf dem "Sicherheitsrundgang", den Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) am zweiten Abend nach der Eröffnung des Marktes gemeinsam mit Wiesbadens Polizeipräsident Felix Paschek unternahm. Paschek sprach von sehr guten Erfahrungen mit der Videoüberwachung am Hauptbahnhof und am Platz der deutschen Einheit.

Anlass zum Einschreiten auf dem Wiesbadener Sternschnuppenmarkt gab es bislang nicht. Der Auftakt der Großveranstaltung verlief ausgesprochen friedlich, wie der stellvertretende Leiter des Ersten Reviers, Markus Bergner, und der Chef der Stadtpolizei, Winfried Tischel, bestätigten. Stadt- und Landespolizei arbeiten eng zusammen.

Laut Bergner sind täglich drei uniformierte Streifen auf dem gesamten Veranstaltungsgelände unterwegs, dazu einige Beamte in Zivil, und es gibt noch weitere Sicherheitsvorkehrungen. Die will Bergner aus einsatztaktischen Gründen aber nicht näher beschreiben.

Verkauf von Haushaltsmessern unter Auflagen

Bei der Landespolizei wird der zusätzliche Personalaufwand zur Betreuung der Weihnachtsmärkte zu mehr Überstunden führen, gab Bergner zu. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte in der vergangenen Woche an die Länder appelliert, die vereinbarten strengeren Kontrollen des Messerverbots auf Weihnachtsmärkten konsequent zu machen. Das Gesetz sieht ein Messerverbot bei Volksfesten, Sportveranstaltungen, Messen, Märkten und anderen Großveranstaltungen vor. Verboten sind feststehende Messer mit einer Klingenlänge von mehr als zwölf Zentimetern.

Messer gibt es auf den Märkten dennoch. Seit 21 Jahren steht Jean Pascal Faskel auf dem Wiesbadener Sternschnuppenmarkt und bietet seine Haushaltswaren feil, darunter auch Messer. Diesmal ist in seinem Stand 54 auf dem Schlossplatz aber einiges anders. Denn seit der Verschärfung der Waffengesetze als Reaktion auf die Bluttat in Solingen gilt auf Jahr- und Weihnachtsmärkten ein Waffenverbot, und das gilt auch für Faskels Küchen- und Haushaltsmesser.

Verkaufen darf er sie nach Abstimmung mit den Behörden dennoch. Allerdings wird jedes Messer mehrfach eingetütet und mit Klebeband umwickelt, um einen schnellen Zugriff zu verhindern. Und jeder Käufer erhält eine Quittung mit Unterschrift und dem Datum des Verkaufs, um für Kontrollen gewappnet zu sein. "Die Kunden akzeptieren es so, wie es ist", sagt Faskel, der froh ist, dass er den Verkauf nicht ganz einstellen musste.

Sicherheit mit Augenmaß

Für Minister Poseck und jeden anderen Marktbesucher augenfällig sind die jeweils vier Tonnen schweren grauen Betonklötze an allen Zugangsrouten des Marktes, die Anschläge mit Fahrzeugen wie vor acht Jahren auf dem Berliner Breitscheidplatz verhindern sollen. Die Klötze sind Teil des umfassenden Sicherheitskonzeptes der Stadt und werden von Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsdienstes überwacht, denen Poseck ebenfalls seine Aufwartung machte.

Eigentlich wollte die Stadt gemäß des 2018 verkündeten Konzepts für ein sicheres Wiesbaden an den neuralgischen Punkten längst 30 versenkbare Poller installiert haben, doch scheiterte das Projekt bislang an den Kosten, die auf mehr als zehn Millionen Euro taxiert wurden.

Für Stadtpolizeichef Tischel kommt seine Aufgabe einem Spagat gleich: Es gehe darum, den Besuchern ein sicheres Gefühl zu vermitteln, ihnen aber nicht mit Repressalien und Kontrollen "auf den Geist zu gehen". Es gehe um Sicherheit mit Augenmaß und darum "die Kirche im Dorf zu lassen". Auch Bergner spricht von Augenmaß. Die Beamten auf dem Fest seien Ansprechpartner für die Bürger. Minister Poseck lobte die Streifen als "freundliches Aushängeschild der Polizei".

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Eine "absolute Sicherheit" werde es auf den Weihnachtsmärkten zwar nicht geben können. Die Polizei sorge aber für ein "Höchstmaß" an Sicherheit. Laut Poseck gibt es keine konkreten Hinweise im Hinblick auf besondere Gefahrenlagen vor dem Fest oder gar auf Anschläge. Die Wiesbadener und die Besucher könnten sich auf dem Sternschnuppenmarkt sicher fühlen, versicherte auch Polizeipräsident Paschek – mit einem ironischen Seitenhieb auf Frankfurt: "Und hier funktionieren sogar die Glühweintassen."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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