Frankfurter Operngala: Es wird mitreißend musiziert, Politisches gesagt, und der Generalmusikdirektor legt Abba auf: Die 24. Operngala bringt reiche Spenden und den internationalen Gästen ein rauschendes Fest.
Die größte Liebeserklärung des Abends kam wohl von Oberbürgermeister Mike Josef (SPD): "Wenn mir jemand mit 16 gesagt hätte, dass ich mal mein ganzes Wochenende in der Oper verbringen würde..." Großes Gelächter im Saal. Es ging überhaupt sehr heiter zu während dieser 24. Operngala. Heiter – doch durchaus mit ernster Grundstimmung. Was nicht nur daran lag, dass Ausschnitte aus Verdis Oper "Macbeth", die am nächsten Abend Premiere haben soll, für die rund 850 Gäste schon als Vorgeschmack zu hören waren. Wer nicht, wie Josef und seine Frau Chrisovalandou, schon am nächsten Abend die ganze Oper besuchen konnte, hatte zumindest auf diese Weise den italienischen Tenor Matteo Lippi hören können, der als Gast für die Rolle des Macduff engagiert ist.
Bringt der "Macbeth" den Theatern Unglück, wie Intendant Bernd Loebe einen alten Opernmythos erwähnte? Loebe scheint daran ebenso wenig zu glauben wie an den Fluch von "La forza del destino", deren Ouvertüre den Abend eröffnete: Die Scala beginne damit ihre Saison. Gute Gesellschaft für Frankfurt.
Thomas Guggeis macht den DJ
Generalmusikdirektor Thomas Guggeis jedenfalls hatte, wie er beim Gala-Dinner auf der festlich leuchtend rot geschmückten Drehbühne berichtete, unbedingt auch die furiose Ballettmusik aus dem dritten Akt des "Macbeth" spielen wollen. Die ist in der Frankfurter Fassung nämlich gestrichen. Zu später Stunde dann hat der 31 Jahre alte Dirigent als DJ eine andere Art Klassik aufgelegt – Kool & The Gang und Abba für ein tanzfreudiges Publikum.
Verdi, der selbst Abgeordneter und Senator gewesen ist, gab im Konzert den roten Faden vor für ein kluges und keineswegs zu leichtherziges Galaprogramm. Zu erleben waren Ausschnitte aus Giordanos "Andrea Chénier" und Bellinis "I Puritani" – Opern mit politischen, gar revolutionären Grundgeschichten. Das passte zu manchem Gespräch bei Tisch und zu dem, was Loebe während seiner Moderation des Konzerts angesprochen hatte: Wie nötig angesichts der politischen Ereignisse eine starke und kluge Demokratie heute sei. Dem gegenüber stand ein Abend der Einigkeit, mit dem Opern- und Museumsorchester, mit Stars des Hauses und Gästen wie dem einstigen Ensemblemitglied Brenda Rae.
Bernd Loebe fühlt sich "gut betreut"
"Das Paket ist interessant" sagt Loebe zu seiner Personalpolitik, die immer wieder herausragende Sänger längerfristig ans Haus bindet. Ein Phänomen, das er sich auch von seinem Lieblingsverein, der Eintracht, wünschen würde: Dort gehen ihm die aufstrebenden Stars zu rasch wieder weg. Das schade der Identitätsbildung, sagte Fußballfan Loebe. Allerdings käme er mit der stolzen Versicherung, in seinen immerhin 23 Frankfurter Jahren die Gagen nie erhöht zu haben, bei Fußballprofis nicht weit. Das Publikum aus Wirtschaft, Politik und Kunst, darunter Kunstminister Timon Gremmels und Kulturdezernentin Ina Hartwig (beide SPD) dürfte die Botschaft vernommen haben. Auch wenn Loebe versicherte, die Oper fühle sich von der Politik "gut betreut".
Reden durfte von den zahlreich anwesenden Politikern nur Mike Josef, der die gesamte "Opernfamilie" hinter dem Erfolg pries und die Kultur als Klammer einer Gesellschaft hervorhob, die "die Summe ihrer Teile" sei. Es brauche die "Reflexionsräume und die ästhetischen Räume", die Kultur öffne. Das Programm des Abends habe ihm auch persönlich gut getan.
Bis 2042 soll die neue Oper fertig sein
Eine Gala wie diese, die das Komitee aus Magda Boulos-Enste, Gabriela Brackmann Reiff, Martina Heß-Hübner, Sabine Linker und Sylvia von Metzler ein Jahr lang vorbereitet, gebe es nur in Frankfurt, sagte einer der Gäste: Eine Veranstaltung, auf die man sich lange vorher freue. "Solange das Haus nicht zusammenbricht", konterte sein Sitznachbar mit Blick auf den Neubau der Städtischen Bühnen.
Bis 2042, sagte Loebe im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Opernsektion des Patronatsvereins, Norbert Winkeljohann, sei die neue Oper voraussichtlich fertig. "Da bin ich 90, das ist doch zu machen." Der Patronatsverein selber konnte 2024 sein hundertjähriges Bestehen feiern. Ihre Verbundenheit mit dem nun achtfachen "Opernhaus des Jahres" bewiesen die Mitglieder und Gäste durch ihre Spenden. Sie hatten – die Angaben schwankten – mit der Gala zwischen 750.000 und 800.000 Euro zusammen getragen, um der Oper Programme wie das Opernstudio zu ermöglichen. Welcher herausragende Nachwuchs daraus hervorgeht, bewies Nombulelo Yende als Mimì aus "La Bohème", Julia Stewart, neu im Opernstudio, durfte zum großen Finale des Dinners zusammen mit Guggeis und dem Publikum ein ebenso bekanntes wie sinnstiftendes Stück singen: Den Gefangenenchor aus Verdis "Nabucco". © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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